Gesellschaft zur Stärkung der Verben
Lyrisches

Buch

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Vom Zweizeiler über den Limerick bis hin zu monumentalen Gesängen findet hier alles Aufnahme, was auf lyrische Weise Verben stärkt. Sortoren von neu nach alt.


Übersicht

amarillo dichtet nur mal so für zwischendurch
Schwarzgall-Verslein von Berthold Janecek
Berthold Janeceks Wunderblume
amarillos Traum vom Glück
Lady Godiva von amarillo
Ostern: Was Goethe erzohl von Ku
Schwarz – Rot – Gold von amarillo
Olympia ’72 von amarillo
Ofen aus im Weißen Haus? von amarillo
März von amarillo und March von caru
Februar von amarillo und February von caru
Die Diagnose von amarillo
Winterweh im Oberland von Gisbert Haefs
Januar von amarillo und January von caru
Weihnachtsgedicht von amarillo
Speziell für Reiche von Ku
Am Weihnachtsbaum die Lichter florcken von Ku, frei und stark nach Hermann Kletke
Autokauf von amarillo
Dezember von amarillo und December von caru
Der Mime oder das Fernsehprogramm von Ku
November von amarillo und caru
Dummes Zeug von Ku
A Lover’s Lament von amarillo
Oktober von amarillo und October von caru
Die deutschen Wähler von J**
Septembre von amarillo und September von caru
Summer Wages, ein Sonett von amarillo, auch auf deutsch
Stenz von amarillo
August von amarillo und caru
Schwüler Sonntag von amarillo
Im Zickzack von Heidi
Juli von amarillo, July von caru und Iulius von Erwin Steinbach
Sonett über das Sonett von Berthold Janecek
Ich ich von Ku
Nele von amarillo
June von amarillo und Juni von caru
Fung Ku von Ku
Reiner Wein von Heidi
Alptraum-ABC von Andreas M. Cramer
Ab- und aufgespeckt von Andreas M. Cramer
Mai von amarillo und May von caru
Musik ist Mord von Ku
Verbaselt von amarillo
one-o-one von amarillo
April von amarillo, auch auf englisch von caru
Unserelter in gestorkenem Deutsch - Neuübersotzen von Olaf Jan Schmidt
Tmetisches Sonett zu Frühlingsanbruch von caru, auch auf englisch von amarillo
Sonett an meine Musik von amarillo
The Poet/Der Dichter von amarillo, deutsch von caru
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel von amarillo
Ballonfahrers Nachtlied von Berthold Janecek
Wanderlied im Plural von amarillo
Liebesgedicht von Berthold Janecek
Limericks von Michael
Fauler, versoffener Student des Hornes, eine Stanze von Berthold Janecek
Alternder Casanova von amarillo
Sehnsucht von amarillo
Warnung an Moonshiner von amarillo
Elisabethanisches Erkältungssonett von amarillo
Katholische Landjugend von amarillo
Kontemplative Versenkung am frühen Sonntagnachmittag von amarillo
Der Werwolfzyklus, 13 Gedichte zum Thema Werwolfbeugung von Christian Morgenstern, Andreas M. Cramer, Kilian Evang und Erwin Steinbach
Wasserkocher-Vierzeiler von caru, auch auf englisch von amarillo
Fliegende Pferde von Michael Kuyumcu
Ein trauriger Zweizeiler von tHorsten Neumann
Der frohe Floh, ein Vierzeiler von Andreas M. Cramer
Docht mir ein Gedicht, ein Sechszeiler von Richard Thomas Günther
Alptraum-Vierzeiler von Andreas M. Cramer
Liebesleid von Moritz Gottlieb Saphir
Starker Bergsteiger, ein Vierzeiler von Alfred


Nur mal so für zwischendurch

Nahm heut’ zum Gedichtedichten
hier auf diesem Stuhle Platz,
doch es sotz dann ein mitnichten,
waß des Dichters Herz ergatz.

Tief erströhl Gedankes streben,
keine Oberflalch dürf’ rein,
spölg den Widerspruch im Leben
einzig und gemein zu sein.

Alle jene Interpreten,
wo sich wägen zu versteh’n,
seien anfangs schon gebeten,
Sinnhuft mehrfach zu erseh’n.

Denn mir fahlen die Symbole,
die Metaphern liefen quer,
woher ich den Sinn noch hole,
Großer Gott, ich weiß’ nicht mehr.

Tiefer Schurf blieb mir verwohren
für die heut’ge Reimerei,
jedoch morgen - sei erkloren -
tu’ ich wieder mehr dabei!

amarillo


Schwarzgall-Verslein

Knarrz, schon sparrst du, Türkenschanzwirt;
von der Turmuhr balmm es elf.
Ich wurt lang schon unterm Ahorn,
würde ausharr’n bis um zwölf.
Drin im Brustkorb storlp das Herz mir -
und im Kopf atz Melancholie.
Ach, Ersehnte, DU versprachst heut’
solche Zärte! – Mit Berthold flieh!
Doch der fade Vogelkundling
hockt mit DIR stolz im Nest als Hahn,
und er heißt mich: „blader Hundling“ –
mit der Schnauze am Kittel dran...
Zwölf – halb eins wurd’s, im Schilf am Parkteich
luchen Seefrösch’ mich rotzfrech aus:
„Har-Har-Haarr!“ „Här-Här-Härr-Härr-Häärr-Häärr!“
„Kwu-a-Kwoo-ock!“ – Rabatz und Graus!
Ich Versotz’ner – – Heupferd flarsp mir –
das Weinhähnchen – doch lang ist ,Wein‘.
Falsche Silbe – Falsches Goldkind –
Falscher Vogel – schon nack ich ein.. .

                                 *

Als Fritz Würgfalk, voller Kampflust,
Ulrich Uhu nächtens traf,
krisch er: „Schmach dir, alter Feigling,
krallst den Habicht nur im Schlaf!
Jetzt der Kriegstanz für den Fettwanst:
Guck mir zu – und nenn mich Baron!“
Ulrich Uhu merkt’s am Gaukeln:
„Der ist nachtblind“ – und packt’n schon.
Falkenbrüstlein gibt’s als Festschmaus - -

                              *

Dummer Traum, kurz und aggressiv;
und die Sonn’ kaltz mich zum – „Ha-tschii!“
Halt – ,Für Bertl‘ – dort ist ein Brief!
Nicht von DIR ist er, vom Gotthard:
Schalmpf ist jeder verflixte Satz.
’s kommt dazu ein Pornofoto;
was ich ohn schon: Hi hi, der Spatz!
Das Gelacht erklingt verzwiefall’n.
Ich versink in der Depression.
Angst und Zwang und Schwarzgall-Verslein. –
Doch von DIR komm ich nicht davon.

Berthold Janecek


Wunderblume

Hoffend soch ich einstmals
Zarte Wunderblume,
Dort, wo der starre Asphalt
Tötet die lebende Krume.

Einmal bloh sie mir, nahe;
Alles Leid war geschwunden.
Stumpfer Fuß ging darüber. –
Ewig ist sie verschwunden.

Öde schwieg die Heide;
Wälder sputten – leer;
Einsam mruden Auen.
Glück, ich fand dich nicht mehr.

Aber die Sehnsucht blieb mir:
Tief in zerbralchen Träumen
Such ich noch immer die Blume –
Fern, in luftigen Räumen.

Berthold Janecek


Traum vom Glück

Krüze an ich jene Zahlen,
Die versprächen: Schluß mit Qualen
Und gewönne die Millionen,
Tät’ es auch für Dich sich lohnen.

Ich erbiebe auf der Wiese
Einen marmornen Palast,
Darin gälte die Devise:
Nur die Ruhe, niemals Hast.

Fremde Länder wir beriesen,
Stets von güld’nen Tellern spiesen.
Nicht mit Talmi uns begnögen,
Niemals mehr nach Preisen frögen.

Du Dich stets in Seide klittest
Oder Kaschmir - nach Geschmack,
Und am Anblick Du Dich wittest:
Ich im Smoking oder Frack.

Wochenends wir lüden Gäste,
Firren ständig frohe Feste,
Tünzen selig durch die Gänge,
Gar nichts uns mehr an noch stränge.

Röng’ es, wir den Tag vertrömmen
In Konzerten und Museen;
Abends wir vor Freude schömmen,
Waß wir hœren und gesehen.

Uns're Putzfrau Porsche stüre,
Und die Köchin Bentley führe,
Ich jedoch mein Fahrrad lächte,
Da mich nichts in Eile brächte.

Hümmer schon zum Frühstück güren,
Schampus flöss statt Milchkaffee.
Aus wir morgens schon baldwüren,
Wohin es zum Nachtmahl geh’.

Wir vergülden Silberfische,
Und der Hund äß mit am Tische,
Nichts die Laune uns vergülle,
Keiner von uns jemals grülle.

Gestern kruz ich wie verrocken
Zahlen an im Lottowahn.
Heute habe ich entdocken,
Daß mich Geld nicht retten kann.

Frug mich, waß mir wirklich fehle
Zur Befriedag meiner Seele.
Sah’s und schlug mir vor den Kopf:
Du liebst mich als armen Knopf.

amarillo


Lady Godiva

Beklitten nur mit Hauptes Haar
ritt nackert sonst, waß ‘shocking’ war,
Godiva einst durch Coventry.
Auf diese Art, sagt man, ratt sie
der Pächter nacktes Überleben,
da ihr Gemahl – im Geldesstreben –
für diese Leut’ den Zins erhoh
und ihnen fast das Dasein klo.

So sug Godiva: „Leofric,
Du alter Knickersack, link ein,
ich wönd’ sonst an den fiesen Trick
zu stürzen Dich in Schames Pein!

Das arme Volk hat kaum zu kau’n,
Du bist doch sonst ein Mann von Grips,
es fehlt den Männern, Kindern, Frau’n
sogar das Geld für Fish ’n’ Chips!"

Doch Leofric war nicht so smart,
kapor nicht des Appelles Art
er grans nur grimmig vor sich hin;
Godiva gab den Worten Sinn
und schnellstens ihren Schimmel saltt,
schwang sich hinauf und trob alsbald
wie Gott sie schuf durch Dorf und Stadt,
kohr dann zurück, vom Ritte matt.

Und siehe, Leofric der Harte,
herunterklortt von hoher Warte
und sonk der armen Teufel Pacht.
Dem nackten Weib gilt alle Macht!

amarillo


Ostern: Was Goethe erzohl

von Ku, frei nach Goethe

Strom und Wasser ör’n wieder funktion,
weil der Praecox hold und beloben grans,
unten gröne es schon fast ganz;
der betagene Winter zieg’ Ablation,
bergwärts gerochten mit geriefenem Schwanz.

Von da oben schäke, geflucht, er nur
bewusstlose Gänsehaut-Eiskristalle;
gestriffen versü er die grüne Natur.
Das döld’ aber nicht die Zentrale.

Überall räge sich Bold sowie Starb,
der Zentrale ermölng’ es bisher noch an Farb;
doch die Floraë kekünnste bis jetzt noch vergessen,
sie beliücht’ gebrolzene Menschen stattdessen.

Köhr’ man sich um auf dieser Höhe,
die Stadt und ein großes Tor man erspöhe,
aus dem eine große Menschenmenge
ejakulör in buntem Gedränge.

Jeder zentröle sich heute so gern.
Sie firren den Auferstund ihres Herrn
und entvürlken auch selbst die Gemächer:
aus lang nicht geluftenen Bungalows,
als selbständig gewerbliche Landfriedensbrecher,
aus zu niedrigen Dachwuhnen ohne Klos,

aus verkehrskollaborenen dunklen Straßen,
aus nicht illuminorenem Gotteshaus
drülgnen sie alle ganz plötzlich heraus.
Es überflööten die Menschenmassen
die gesamte Botun und die Agronomie,
und Nachen aus allen Altersklassen
dülmpen im Fluss in einer Linie.

Und, bis zum Sinken vollbepacken,
entförn sich dieser letzte Kahn.
Selbst von dem fernen Bergesnacken
blänken geforbene Kleider uns an.

Ich höre schon des Dorfs Geschrei,
denn gleich leg ich ein buntes Ei,
seh mich bereits auf Werbepostern.
Hier bin ich Hase. Es ist Ostern.


Schwarz – Rot – Gold

So um dreitausend war’n erkor’n
Zu formen einen Freikorps-Bund
Studenten meist und Professor’n
Versolmmen sich zu Schwures Bund.

Kein Sold, kein Tross, soldatisch frei,
Allein vom Wunsch besoolen,
Daß Deutschland endlich einig sei,
Zum Kampf nun, Gott befohlen

In schwarzes Tuch ein jeder schlopf,
Verzor’n mit rotem Rande,
Und gülden schormm der Messingknof
Der Lützowjäger-Bande.

Schon anno siebzehn flortten dann
Entlang der Wartburg Flanken
Die Farben Schwarz – Rot – Gold voran
In Einigkeitsgedanken.

Es wing nun ’48 auch
Der Lützowjäger Stander.
Daß dies von nun an sei der Brauch,
Rich man die Hand einander.

Storz auch das Land in tiefste Schuld
Durch Horden der Faschisten,
Es uns’re Flagge nicht besuld,
Sie and’re Farben hissten.

Freier-, Christ-, Sozialdemokrat,
Der Mitte und vom Rande,
Bedink, waß für das Land einst tat
Die Lützowjäger-Bande!

amarillo


Olympia ’72

Im Winter einundsiebzig bat
das Fräulein Sylvie Sommerlath
den Vater: „Miechest Du mir Stress,
ging ich nach München als Hostess,
zu dienen dort dem Komitee
Olympias - keinen Stress? - ok!“

Und dann im Sommer fuhr die Schöne
nach München, daß sie dort verwöhne
die Gäste aus diversen Staaten,
die alle sich versolmmen hatten
zur Zelebrur des Fests der Jugend,
des Sportes und der Leibestugend.

Doch ward die Maid längst zugetielen
der Loge Gustav Karls von Schweden,
denn anders, als die andern, vielen,
kekunn sie etwas schwedisch reden.

Und König Gustav ward entzocken
von uns’rer Sylvie Frohnatur,
doch waß ihn glatt schlug aus den Socken,
war dieses Frolleins Top-Figur.

So kam’s, der König war noch frei,
daß er die Schnecke stoll zur Rede,
ob sie denn wohl zu freien sei,
und Sylvie huuch: „Klar, alter Schwede!“

amarillo


Ofen aus im Weißen Haus?

Wohl man den neuen Präsident
im Land, das USA sich nennt,
so schonk man dem, der’s Amt erlong
Zigarren Marke „Ultrastrong“.

Und es erfrurden gute Bräuche,
daß er das Kraut allein nicht schmäuche,
und daß in stiller Stunde er
gäb von dem Tabak etwas her.

So tiel er’s denn mit Onkeln, Tanten,
bisweilen auch mit Praktikanten.
Im Oval Office ganz in Ruh’,
stock ihnen er Zigärrlein zu.

Auch Moni L. genoß dergleichen,
sie ließ sich ein Zigärrchen reichen.
Ob beide dann den Qualm noch mochten,
das ist bis heute nicht berochten.

amarillo


März

Bei uns, wo wenig ist normal,
vollindt das Jahr sich nun im März,
dem stärksten Mond am Erdenball,
vorbei des Frostes Harm und Schmerz.

Nun wieht der Lenz mit lauer Luft
den Schnee aus Berg und Auen,
vertriebt den Winter, diesen Schuft,
und endlich in die Flur uns ruft
Gott Mars, das Grün zu schauen,

das er mit Donners Schall erwuk,
zu brechen durch die Krumen,
und hier und da das Aug’ erbluk
die ersten Frühlingsblumen.

Nun hird nicht, Bauer, iel hinaus,
bestill des Feldes Scholle!
So auch der Stadtmensch hipf vor’s Haus
und spind der Märzenkraft Applaus
und freue sich - wie Bolle!

 

Mein Dank gilt carun, diesem Freund,
der kennt nicht Klecks, nur Klotzen,
und hat, mit mir im Werk vereint,
zwölf Monde übersotzen.

amarillo

March

With us, where normalness is strange,
the year draws to its close in March,
the strongest in the twelvemonth's range,
when frost no more our skin shall parch.

Now spring with tepid breeze serene
turns snows out of our valley,
chasing wretch’d Winter from the scene,
and finally, to spy young green,
Mars calls us to the rally,

waking the shoots with thunderclaps
to spring up through the soil,
while here and there our sight perhaps
Spring’s flowering firstlings spoil.

Now, peasant, tarry not, but go
and see your fields are toll!
Likewise the townsman shall do so:
frolic in March sun’s splendid glow,
as pigs in dung do roll!

[Envoi by amarillo:]

My thanks to caru, that dear friend,
who fries on no small fire,
who lote, in rhymes that smoothly blend,
trans these twelve months entire.

caru


Februar

Oh Februar, Mond des Schabernacks,
des Spaßes und der Narren,
auf Deinem Feld der Unfug wachs’,
tut’s auch von Frost noch starren.

Wir klitten uns im letzten Jahr
als Neger und Piraten,
und starzen mit der Freundesschar
durch Kneipen und durch jede Bar
mit Pauken und Trompaten.

Am Aschermittwoch war’s passé,
das Saufen und Krakeelen,
die Stirn bekrüzen, Spaß ade,
zu retten uns’re Seelen.

Dann ward gefosten vierzig Tag’,
nur Wasser, Brot und Quärke.
Kein Tabak, Sex, was sonst man mag,
der Körper still erschloffen lag
und solmm so neue Stärke.

amarillo

February

O month of skylarks, February!
O month of fun and jest,
of jokes and hoaxes fertile be,
though soil be still at rest.

Last year we blocken our fair face
and had a pirate war,
and revelt in a merry race,
while drums and trumpets lent us grace,
from bar to pub to bar.

Ash Wednesday fin’lly put an end
to quaffing, rows and fools;
our foreheads crost, our heads we bent
and thereby sove our sools.

Then forty lenten days was chown
bread, curds and else no thing;
no sex, no drink, no drugs allown,
our bodies to strict rest were vown
and gother strength for spring.

caru


Die Diagnose

Zur Weihnacht ward Herrn T. geschonken
ein Lexikon der Medizin;
erst hat er höflich sich bedonken
und dann gedacht: wo liegt der Sinn?

Dem Weib zulieb’ fing an zu lesen
in jenem Buch Herr Teichmann dann,
und dies bedut nun für sein Wesen
die Hinwund zu ganz selt’nem Wahn.

Und prompt: tags drauf spor er ein Ziehen
knapp überm Steiß und ihm wurd klar,
daß Heilung nur mit größten Mühen
vom Nierenkrebs noch denkbar war.

Am gleichen Abend noch litt T.
an Lepra, Mumps und Gallenstein.
„Es geht zu Ende, Frau, ade,
ich sterb’, es muß geschieden sein!“

Daß andern Tags er frisch erwoch,
stomm ihn zunächst versöhnlich,
doch später an sich selbst er soch
Symptome - wie gewöhnlich.

Von Milzbrand über Lungenpest
bis hin zu Hirntumoren,
an sich stoll T. dies alles fest,
wahn ständig sich verloren.

Auch trank er nur noch Blasentee,
fraß Pillen schon am Morgen.
Von Kopf bis Fuß tat alles weh
und miech ihm Todessorgen.

Dann kam der Tag, da er nicht konn
vom Lager sich erheben.
Sein Weib florst: „hast Du nun davon,
dann hol’ den Arzt ich eben.“

Der Doktor kam und inspizor
den Mann auf Herz und Magen.
Frau T. bisweilen kam’s so vor,
als wollt' er etwas sagen.

Doch schwieg der still und krotz sein Haupt
Frau Teichmann fohl sein Zaudern,
dann frug er, ob es sei erlaubt,
mit ihr allein zu plaudern.

Erst stortt er rum, rad um den Brei,
nach rechten Worten rang er,
„Frau T., ich sag’ es jetzt ganz frei,
ich glaub’, ihr Mann ist schwanger!“

amarillo


Winterweh im Oberland

 

           Ach, daß die innre Schöpfungskraft
           durch meinen Sinn erschölle!
           Daß eine Bildung voller Saft
           aus meinen Fingern quölle!
                                                     Göthe
 
 
 
 
Lausig eisig heut. Ich gräme
         mich – ach, wenn’s doch schmölze, tröffe,
oder Lydia wiederkäme
         und mir hülfe: mit mir söffe
und mich in die Arme nähme,
         ob ich schlaffte oder schlöffe!
 
Widerwinter. Ei, ich zöge
         sie zum Diwan und ersprösse,
klömme, kröche, schwömme, flöge
         mit ihr, bis es börste, gösse,
flösse, uns der Rausch verböge
         und der Taumel uns genösse!
 
Ski, Sknee, Skeiße. Oh, ich möchte,
         daß ich wüsche, büke, spönne,
Flinten lüde, Zöpfe flöchte, 
         grübe, drösche, Kraft gewönne,
nicht mit eitlen Spiegeln föchte,
         nicht im Stundenglas zerrönne.
 
Frost und Rotz. Ah, ich durchmäße
         so gern heiße Weiten, ritte
Leu und Lama – sötte, säße
         unterm Kreuz des Südens, stritte
mit dem Tiger, der mich fräße –
         träte, würfe, glitte, litte!
 
Gletscher, Zapfen. Ha, ich schmisse
         mich in Dschungel, wenn ich wüßte,
daß ich mich mit Wölfen bisse,
         Warzenschweine schwindlig küßte,
Schafe schöre (oder risse),
         wenn ich nur nicht frieren müßte!
 
Harscharsch, Firnstirn. Ach, ich wöbe,
         göre Most... wenn Lydia würbe,
mir beföhle... oder schnöbe...
         alles, wenn ich nicht verdürbe,
Rauhreif trüge und zerstöbe,
         ohne sie in Kälte stürbe!

 

Gisbert Haefs


Januar

Der Jänner uns stets fror das Rohr,
kein Tröpflein mehr wollt’ fließen,
so hulen wir den Wein hervor,
das Neujahr zu begießen.

Nach Weihnachtsgans im Übermaß
und Backwerk süß und mächtig,
blah sich der Ranzen wie ein Faß,
sponn’s Hemdlein, das noch gestern saß,
das gute Leben rächt sich!

Wie schnie’s und fror’s im letzten Jahr
schon kurz nach Jahreswende.
Der Steinbockmond, der Januar,
schien Winter ohne Ende.

Und doch, mold sich Aquarius,
so kunn man schon erahnen
ganz sanft den ersten Friedensgruß
und über’m tief gefror’nen Fluß
der Sonne höh’re Bahnen.

amarillo

January

January of old our plumbing froze,
no drop from taps flew here;
so flasks of wine we quick prodoce
to wash down the old year.

After stuffed turkey’s rich delight
and puddings plump and full,
our paunch would billow, as it might;
yesterday’s shirt o’ernight grew tight,
good life would charge its toll.

How last year, scarce the old was worn,
in snow and frost we shover!
In January, month of Capricorn,
winter would not give over.

But when Aquarius rose from sleep,
we sonse, as he crept on,
o’er hill and dale a first fine sweep
and over rivers, frozen deep,
a higher orb of sun.

caru


Weihnachtsgedicht

Wer stapft dort durch den dunklen Tann,
verseh’n mit Axt und Säge?
Das ist der liebe Weihnachtsmann,
süg ich, wenn man mich fräge.

Was will er dort mit dem Gerät?
Er will ein Tännlein fällen.
Wenn unsereiner Gleiches tät,
so schlöß man uns in Zellen.

Doch schänk er uns das Bäumlein fein,
so dönken wir’s ihm gerne.
Wir schlüppen’s in die Bude rein
und schmöcken es mit Sterne.

Denn Weihnacht ist im ganzen Land,
die Zeit der frohen Feste.
Da schänke man sich allerhand
und lade ein die Gäste.

Und blieb der Gast dann Stund’ um Stund’,
wär’s Zeit für ihn zu scheiden.
Den Gast, der sich den Po säß wund,
den können wir nicht leiden.

Doch ließ er die Geschenke da,
am liebsten Geld in Massen,
so sängen wir Halleluja
und dreifach hoch die Tassen.

Die Liebe hirrsch zur Weihnachtsszeit!
Drauf Freund laßt uns bauen,
seid ihr zur Liebe nicht bereit,
kann ich Euch auch verhauen.

amarillo


Speziell für Reiche

Der Butler ganz genau es hor:
Ein Unbekannter puch ans Tor.
Er onff, es folnk und glonz und glartz,
Dem Butler schier das Auge schmarz.

Er fieß sich gleich und rum sich drand
„Mylord, das Christkind tölng durchs Land.
Speziell für Reiche müch es das.
Benötigen wir irgendwas?“

Der Butler auf bütt’nem Papier gleich notor,
die Wünsche, die er von den Herrschaften hor:
Mylord eine Reise zum Mars man beschör,
Mylady einen jüngeren Gärtner begöhr.

Ku


Am Weihnachtsbaum die Lichter florcken

von Ku, frei und stark nach Hermann Kletke

Am Weihnachtsbaume die Lichter florcken,
wie glonz er festlich, lieb und fromm.
Doch plötzlich hat man es gemorken,
dass er in Gänze sich entflomm.

Die Kinder horen auf zu schwätzen,
das Auge troff, es purmp das Herz.
O fröhlich, seliges Entsetzen,
die Alten blaken himmelwärts.

Zwei Engel sind hereingezoschen,
vor Qualm man sie erst nicht erspoh
und haben rasch den Brand geloschen,
ganz ohne Wasser, einfach so.

„Bekloppen seid ihr alten Leute,
ihr ort ignor die Brandgefahr.
Und so wie’s hier gelurden heute   
so brennt’s an Weihnacht jedes Jahr.

"Zu Menschen, die das Feuer lieben
schak uns der Herr als Boten aus.
Seid nächstes Jahr ihr dumm geblieben:
wir schötzen nicht mehr dieses Haus."

Kein Schwein beharzog diese Rede:
bornoren ist der Mensch nun mal.
Die nächste Weihnacht wird wie jede.
Der Schaden, der ist kolossal.


Autokauf

Ich kuf ein neues Auto mir,
sie schompfen’s Ess Juh Wie.
Der Wagen sei ein Voll-Weh vier,
„ganz stark“, so prohlen sie.

Und da ich große Augen much
ob dieser Nomenklatt,
hub an der Mann zum Zweitversuch
obschon ich schon war platt.

„Sie haben auch ein E Ess Peh,
zuzülg zum A Beh Ess“,
läg hoch in unsern Straßen Schnee,
gäb’s somit keinen Streß.

Die Nockenwelle ober läg,
das sei der letzte Schrei,
und waß mich auch noch sehr bewäg,
der neueste Pie Sie Ei.

Ich pörke so nicht nach Gehör
bis hinter mir es kräche,
ein Fietscher sei’s im Zubehör,
das nun mal Bände spräche.

Der Innenraum, so man erklur,
sei Spitze für mein Alter,
es fähl’ nicht mal, man denke nur,
ein Coladosenhalter.

Ich schlörfe Cola nie beim Fahr’n
so protestor ich leise,
doch sponn der Mann schon fort sein Garn
in altbewohr’ner Weise.

Der Lack sei vierzehn Schichten dick,
metallic ganz viel tauge,
das fänden auch die Frauen schick,
hier knoff er mir ein Auge.

Mit Leder parlst die Sitze man,
im Sommer würd’ ich’s danken,
und winters man sie heizen kann,
doch nun zur Frage „tanken“.

So fuffzehn Liter schlöck er weg,
der Gute, wenn man hieze,
und etwas mehr noch mit Gepäck,
bei rund zweihundert Spitze.

Nun denn, so docht ich, mit Verstand
hat das nicht viel zu schaffen,
doch „Geiz ist blöd“, ich mir gestand,
und „Geld gilt’s nicht zu raffen.“

amarillo


Der Mime oder das Fernsehprogramm

Die Bühne war sein ganzes Leben,
doch vieles harnd ihn im Bestreben,
Figuren Leben einzuhauchen,
was gute Mimen nun mal brauchen.

Man marks bereits bei allen Proben:
Er war schon ziemlich stark ertoben.
Deshalb betrocht er die Souffleuse
auch immer, wenn er hing, recht böse.

Für Romeo ieng er sich nicht:
er war zu klein für sein Gewicht
und keiner hätte es gegloben,
dass Julias Herz für ihn geboben.

Und dass er nicht den Hamlet spol,
lag daran, das er furchtbar schol.
Am Schädel stets vorbei geblucken,
hätt nicht das Publikum erqucken.

Und Goethe in dem Grab rotöre,
wenn jemand diesen informöre,
Mephist sei hin und her gewoltschen,
wo er nicht lolsp, hätt er genolschen.

Auf ihn pieß daher eigentlich
nur die Figur von Alberich.
Doch Wagner wär noch mehr rotoren,
hätt er des Mimes Stimm gehoren.

Daher der Mime wenig mom,
und immer nur vom Fernsehn tromm.
Des nachmittags, so sug er sich,
Gibt’s da Figuren so wie ich.

Ku


Dezember

Das Jahr sich nun zum Ende niegt,
um Frieden laßt uns bitten!
Wen seh’ ich, der um’s Eck dort biegt?
Sankt Niklas auf dem Schlitten.

Beschink die Kinder dieser Welt
mit allem, waß vonnöten.
Dies sei die Frage nicht von Geld,
noch Manna, das vom Himmel fällt,
ein End’ sei Haß und Töten!

Nun iel durch tief verschno’nen Tann,
winpp Dich mit Axt und Säge,
erkies ein Bäumlein Dir sodann,
pfief drauf, waß Förster fräge.

Singt frohes Lied der Christenheit,
auch für den Feind tut beten,
liebt Euch heut’ mal in Schicklichkeit,
und ist Sylvester dann soweit,
zünd’t Böller und Raketen!

amarillo

December

Now let us pray for rest and peace,
the year is at its edge.
What’s floating on the snowy breeze?
It is St. Nicholas’ sledge.

Claus, bring all children of the earth
the very gifts they need.
We do not ask for money’s worth,
nor manna showering on our hearth;
but no more wounds may bleed.

Through snowy woods on pious task
stump armt with axe and saw,
then choose your tree, and do not ask -
though woodmen might go “Haw!”

Sing songs for all Christianity,
pray for both friend and foe,
love one another decently,
and when New Year’s Eve brings its glee,
off let your rockets go!

caru


November

Es wullen Nebel durch das Tal,
die Wälder war’n entloben,
verstommen war die Nachtigall,
nur Stürme hor man toben.

November ließ von fester Hand
der Wolken Bänke treiben,
rauhreifig zorck er unser Land,
die Sonne nicht ein Guckloch fand,
eisblumig glortzen Scheiben.

Du grausig grauer Totenmond,
hast immer mich verschrocken.
Ein jeder Schritt ward mir gelohnt
mit nassen Schuh’n und Socken.

Doch hiez ich ein mir am Kamin,
ließ Eßkastanien knacken,
schlorf meinen Tee nach langem Zieh’n,
und langsam schon zog’s meinen Sinn
zum Weihnachtsplätzchenbacken.

amarillo

November

Fogs hoover all along the vale,
Leaf-lorn the forest stood;
Mist-muten porch the nightingale,
And storms alone boo-hooed.

November’s unrelenting hand
Drave clouds on by the score;
With hoary rime he frowst the land,
Spore no blue patch for sun to stand,
Blind panes through frost-veils store.

Grim grimy death-month, grey of hue,
You ever frooze my vein!
With soggy, miry sock and shoe
Each wandering step was payn.

But then my trusty stove I hote
And sett sweet chestnuts baking,
Sap strong black tea, carefully wote,
And lusten to an echoing note
Of Christmas pastry-making.

caru


Dummes Zeug

Wann immer ich Oboe ob,
in allen Wolken ich dann schwob.
Dass ich erquäke all’, ich glob,
doch niemals neben mir ich lob:

Der eine Nachbar schnell ertob,
der nächste wie ein Büffel schnob,
dem dritten ich das Dasein trob,
der vierte durch die Wand sich schrob.

Bis mir der eine eine klab
und ich mitsamt Oboe bab.
Nach Wiedergutmachung ich strab,

so dass ich mir ein Häuschen bieb
und dort auf der Oboe kieb.

Die Nachbarschaft mich darob lub.

Ku


A Lover’s Lament

Though many a torch-song I would sing
To move her heart so cruel,
No faint’st relief it e’er would bring
No clue her love to fuel.

And all my pleas that dame defought,
Colt down my warm affection.
’Til I, at last, myself denought
Her glamorous attraction.

Yet, now she would pay court to me
Shew marks of heart’s desire;
But ah, too late arrove her plea,
To ash had burnt the fire.

My dame exaggerote the game
That’s meant to trigger yearning.
Too cold a wind extunct the flame,
Gave it no chance of burning.

amarillo


Oktober

Oktober ist, mein Freund, der Mond,
da alles stiller werde.
Nicht länger sich das Eilen lohnt,
zur Ruhe find’t die Erde.

Ein kühler Wind nun firbt den Wald
mit tausend bunten Tönen.
Der Gänse Ruf vom See her schallt,
dem Federvolk es wird zu kalt,
nach Süden treibt sein Sehnen.

Manch schöner Tag uns froh noch stimmt
durch matt’ren Glanz der Sonne.
Auf Stoppelfeldern es nun glimmt:
Kartoffelfeuerwonne.

Der Drachen in den Himmel stiebt,
string an Dich, ihn zu lenken,
und bindig ihn, wie’s Dir beliebt,
auch wenn Äol Dir Saures gibt,
wirst Du ihm doch nichts schenken!

amarillo

October

October calls us in, my friend,
to rest beside the hearth;
our hurryings are at an end
and quiet fills the earth.

A thousand colours the cool breeze
upon the woods now brings;
the lake is honking with wild geese;
their feathery breed begins to freeze
and southward spreads its wings.

Many a fine day may brightly show
with meeker rays of sun.
On stubble fields bright ashes glow,
potatos roast thereon.

Your kite soars heavenwards; hold on tight,
try hard to steer its course
and tame the thing with all your might;
if Aeolus wants wrestling, fight,
we don’t yield to brute force!

caru


Die deutschen Wähler

von J**, frei und stark nach Heinrich Heine

Im düstern Auge keine Träne.
Sie erblaken’s Ergebnis und flotschen die Zähne.
Deutschland, wir wohlen deine Regur –
Doch von einer Mehrheit noch keine Spur!
Wir wählen, wir wählen!

Ein Fluch den Parteien, zu den’ wir gehalten,
Zu all den roten und grünen Gestalten.
Nun fort mit euch, wir haben euch satt!
Schad’ nur, dass noch niemand was Besseres bat.
Wir wählen, wir wählen!

Ein Fluch auch der Merkel von der CDU,
Dass sie’s besser müche - wer trie ihr das zu?
Die Steuern müsse man weiter erhöh’n
Das wülle doch wirklich keiner seh’n!
Wir wählen, wir wählen!

Ein Fluch auch Volk und Vaterlande!
Wer so doof wohl, dem sei die Schande
In dieser Form denn auch gerecht -
Hier bleibt ja eh stets alles schlecht.
Wir wählen, wir wählen!

Der Wahlkampf läuft, die Schwarte kracht.
Wir wöhlen auch neu - der Wahlgänge acht.
Altdeutschland, wir wohlen deine Regur,
Doch von einer Mehrheit noch immer kein’ Spur.
Wir wählen, wir wählen!


Septembre

Au mois d’septembre, cher paysan,
tu achèves la récolte du blé,
le soleil te tanne la peau aux champs,
au boulot, il faut pas s’attarder!

On collectionne au bord du chemin
des framboises aussi douces que l’amour.
Les pampres se cassent sous le poids du bon vin,
la serpette les délivre de la charge enfin;
tant d’travaux te remplissent les jours.

Les gosses aussi sont rentrés aux écoles,
les plages, les collines s’évacuent.
Toutes les filles de bon age se comportent comme folles
chuchotant de leurs chances apparues.

Les journées racourcissent, la nuit tombe plus tôt,
le soleil ne tient plus son ardeur.
Les gens s’assemblent autour de bons pots
où ils fêtent les salaires de leurs durs travaux
remerciant au Seigneur.

amarillo

September

Der Septembermond zieg sich schon, Landwirt; nicht lang,
und du irntst den geriffenen Weizen;
daß die Sonne dir brüne im Felde die Wang’,
zieh los, nicht mit Schweiß gilt’s zu geizen!

Himbeeren süß wie die Liebe heimst ein,
wer jetzt entlangwarndt am Hage;
die Rebranke ichzt, gebugen vom Wein,
bis das Winzermesser die Bürde furrd ein;
so viel Arbeit fillt aus deine Tage.

Auch die Knaben kohr’n auf die Schulbank zurück,
und Strand und Gebirg sind verwosen;
die Mädels im Balzalter bersten vor Glück,
voll Geflorsts von ertrumenem Kosen.

Der Tag ist verkorzen, die Nacht früher dirmmt,
die Sonne hat ausgegloben;
das freudige Volk um die Fleischtöpfe schwirmt,
kostet Lohn seiner Mühe, die nicht mehr es hirmt,
und dankt seinem Herrgott droben.

caru


Summer Wages

The mood of fare thee well is slowly pending
As August turns its better half towards end.
God Sol’s about to choke his hottest spending,
To fog the nights now eastern winds do tend.

Wood foliage of darkest green is slightly fading
To amber shades that tell of future chills.
The yeoman and his kin have come to braiding
To wreaths the crop they rept in fields and hills.

The shouts and cheers of summer guests are dimly trailing,
Colliding now and then with quacks of geese
That gather in the meads to test their sailing,

On joyful wings they bank against the breeze.
So, heart beloved, please do not mourn the summer’s failing,
She just inhales and in our souls will never cease.

amarillo

Sommerende

Die Stimme des Lebwohl ist leis zu hören,
Der gröߒre Teil Augusts nun schon verfloss,
Und Helios’ Glut nicht länger schafft uns zu betören,
Sanft neb’lig treibt der Ostwind schon ums Schloss.

Der Wälder sattest Grün neigt schon zu flüchten
Und flüstert sanft von Furcht vor frost’ger Nacht.
Nun flicht das Landvolk seine Kränze aus den Früchten,
Die es aus Feld und Hügeln sicher heimgebracht.

Der Sommergäste fröhlich Lärmen ist verklungen
Und überließ dem Schrei der Gänse nun den Platz,
Die sich schon letztes Jahr in Au und Feldern drungen,

Die Schwingen ooben vor des großen Fluges Hatz.
Wirm uns noch mal mit Wind aus vollen Lungen,
Nie geht der Sommer ganz, er ruht, mein liebster Schatz.

amarillo


Stenz

Er tonz den Tango wie Gardel,
Das Weib in seinen Armen schmocht,
Wenn er sein Bein wie Wind so schnell,
Daß sie’s durchzock wie Blitze grell,
Mit ihren Beinen eng verflocht.

Sein Haar schormm blau in Öles Glanz,
Ganz glatt, nur hinten Wellen,
Die, wenn er dann in heißem Tanz
Quer über das Parkette schlanz,
Sich auf den Kragen stellen.

Vollonden in der Umgangsform
Betor er alle Damen,
So daß im Stillen jede schworm
Und sich für jenen Kerl erworm,
Wenn sie nur nah ihm kamen.

Dabei war häßlich er im Grund,
Statt Nase einen Zinken.
Schmallippig grons sein breiter Mund
Und tat auch selten Kluges kund;
Die Haut oliv - vom Trinken.

Doch gab es je einen Galan,
den Frau für Hässe schie?
Woran erkennt man denn den Mann,
Der jede Maid becircen kann?
Beim Tanz, am feuchten Knie!

amarillo


August

Icht mir den August, guter Mann,
Den stärksten Mond der Sonne.
Der Bauer irnt nun, was er kann,
Dem Städter bringt er Wonne.

Ier Dich im Garten nun verlust,
Chick, wie die Äpfel reifen.
Schmirtt frohes Lied aus voller Brust,
Auf Sorg’ und Not nun pfeif und hust,
Laß Pflicht und Mühsal schleifen.

Der Spinnen Seide silbrig glirzt
Zu Sonnenuntergängen,
Altweibrig sich der Tag schon kürzt,
Prall-drall die Trauben hängen.

Nun, Landmann, nicht noch lange hirr,
Schnilpp Bohnen, schnirpp am Kohle,
Daß jene nicht am Ende Dir
verkommen vor der Scheune Tür,
Zur Zeit vom Feld sie hole.

amarillo

August

Now stronger sun we must not scorn
Nor moon of August nights,
When farmers reap the mellow corn
And townfolk reap delights.

In leafy gardens take a stroll
To check your apples’ beauties;
Chant your rejoicing fol-de-rol,
To toils and troubles pay no toll,
Fi on unpleasant duties!

In purple beams of setting sun
Gleams spider’s silky drape;
Our Indian summer has begun,
Full juicy hangs the grape.

Now, trusty peasant, tarry not,
Go pluck your beans, and hasty
Go smell each cabbage-head you’ve got,
That none upon the soil may rot;
Take them all home while tasty.

caru


Schwüler Sonntag

Kläbe nicht das Hemd am Leibe,
Tröff vom Schweiße nicht die Stirn,
Liebste, wie ich zu Dir iel’.
Schwötzest Du wie ich so viel,
Trönck’ auch Dir die Hitze ’s Hirn,
Frügest Du, warum ich bleibe?

Liebend sich die Säfte mäschen,
Kosend würd’ die Couch zerwohlen,
Mund an Mund sich küssend söge.
Heute bleibt die Liebe dröge,
Ich bemäkle unverholen:
Du hast keine Aircondäschen.

amarillo


Im Zickzack

Früher zuck man die Ränder von Photographien,
den Photographen braucht’ man da nicht lang zu beknien.
Doch erschräk er sich, wohl mit der Schere er zicke,
als Ergebnis wär dann schnell im Bild eine Lücke.

Wenn der Photograph dann auch noch den Kunden abzäcke,
nähm den vollen Preis für’s nun halborene Bild,
zöck der Kunde zu Recht rum, müch den Typen zur Schnecke,
bestöll bald die Photos statt gezacken - gerillt.

Heidi


Juli

Im Juli, Freunde, ist’s geschoffen,
Jetzt sind wir außer Rand und Band.
Urlaubspläne sind getroffen
Auf nach Mallorca, an den Strand.

Vergiß nicht Sonnenhut und Creme,
Auf daß „el sol“ nicht ’s Hirn verbränn.
Mitsch dol mit „pons“ gegen die Häme,
Daß man sich nicht des Deutschen schäme:
„El toro“, Stier, der Zug „el tren“.

Wenn man nun in „el mar“ sich üüle,
Hernach genöß Sangrias Rausch:
Teutonias Climax der Gefühle,
Nichts öre man akzept im Tausch.

Bliebst Du daheim, das Geld nicht rich
Für Flüge nach Iberien,
Nicht Trübsal blas, rieh’ ein auch Dich
In Blechlawinen unendlich
Und schnilff den Stau der Ferien.

amarillo

July

July, my dears! Freedom is ours
And holidays within our reach;
To reap vacations well-grown flowers,
Southward ho, to Mallorcas beach!

Sombreros pack and suntan lotion,
So that „el sol“ won’t burn your brain;
Armed with your Pons fight that odd notion,
That German brains are slow in motion,
Call bulls „el toro“, trains „el tren“.

Limbs wallow in „el mar“, the ocean,
Sangria sways a swimming head -
Teutonic climax of emotion,
There’s nothing we’d accept instead!

And if your budget be too low
To fly towards shores Iberian,
Highways to your Volkswagen show
Eternal waves of stop-and-go,
Strong, odorous gusts of „Ferien“.

caru

 

Iulius

Iulius, sodales, est venutus!
Contemplans vacationis horas
animus vinculis solutus
ad Mallorquinas volat oras.

Umbraculum fer, cutem unguas,
ne "el sol" siccet splen vel ren;
PONS libro linguae vires iungas,
Germaniae derisores pungas:
sit "toro" bos, via ferrea "tren".

Cum lautus in "el mar" (in mari)
Sangriae potu mergitur
Teuto, dum coepit pergraecari,
nil mutuum accipitur!

Num impediris egestate,
ne voles ad portus Iberos?
Correptus ferrea tempestate
raedarum, calida aestate
olfac feriarum fumos feros.

Erwin Steinbach


Sonett über das Sonett

Wie Aspensplint? Nein, Buchsholz, zäh zu schnitzen,
kaum kunstvoll, immer künstlich, ausgehocken,
wär’ das Sonett? Bloß Formkult? Ein verstocken
erspiar’ner Groll wird Oberflächen ritzen.

Ist’s klassisch, drängt’s, im Liebesdunst zu schwitzen;
doch gölt’ ihm: Faste(!), wär’ es so verschrocken,
daß es zu Dante hinflög’, statt zum Brocken.
Was niätze? Bockssaft, wie ihn Satyrn spritzen.

Kein Neues. Jeder Vers, von mir gemochen,
ist tausendfach zerwurken und zersungen,
- und stoffentlor’n verklingeln die Sonette.

Das Hohlste? - Liebe. - Dennoch: Wie entfochen
bin ich durch Dich! Die Form hat mich bezwungen.
Gedicht? - Ein Strom - und niemals Ruhestätte.

Berthold Janecek


Ich ich

Neulich ich ich Eieruhren,
doch hat das viel zu lang geduren.
Das Gefühl mich beschlich:
Nicht richtig ich ich.
ich ich noch mal, dann ich ich auf vollen Touren.

Ku


Nele

Dein erster Blick ließ mich erschauern
- Dezember war’s und bitterkalt -
Zersprong die grauen Alltagsmauern
Du warst erst zehn Sekunden alt.

Tief in die Seele traf Dein Blick,
Der mir den Atem rob;
Als kähr von langer Reis’ zurück
Der Geist, den Gott Dir wob.

Ich scholk in meinen Armen Dich
Ein Menschlein nackt und klein,
Das mit dem winz’gen Händchen mich
Hielt, nie mehr frei zu sein.

Doch fohl ich nie Gefangenschaft,
Das schwöre ich Dir hier,
Denn tiel ich doch den Ort der Haft
Mit Mutter und mit Dir.

Als später dann das Amt mich frog
- Ich weiß es noch genau -
Wie dieses Kind nun heißen mog:
„Wie Eulenspiegels Frau!“

Des Narren Weib braucht endlos viel
Geduld, Lieb’ und Geschick.
Der Name „Nele“ hatt’ zum Ziel,
daß er beschöre Glück.

Wenn meine Reise weitergeht,
Trir nicht, wien nicht vor Harm.
Zuletzt man sich doch wiederseht,
Schilk mich in Deinem Arm!

amarillo


June

My dear old June, ye month of light
Of fragrance sweet and raying,
Ne’er does the new sun shine ’s bright
As in your daylight’s swaying.

We once enjought your tender nights
That warmt our loves’ desire,
When we call ours the range of rights
To take us to the tip of heights
Each other to admire.

But yet, dear June, you bear inside
The night of shortest hours.
T’is you who cast a strict divide,
The second half’s now ours.

Gemini shall rule our fates,
View today and tomorrow.
To summer’s heat the one relates,
Farewell to spring the other dates,
Free us from past time sorrow.

amarillo

Juni

Alter Freund Juni, Lichtmond voll
von Duft des frischen Hages,
nie Morgenlicht so lauter quoll,
als seit du hirrschst des Tages.

Als eh’r in deiner Nächte Läu’
vor Liebeslust wir borsten,
nahmen wir uns das Recht voll Schläu’,
daß rastlos bis zur Morgengräu’
Bewurnd wir zu uns florsten.

Im Herzen, Juni, trägst du gar
die kürzeste der Nächte,
setzt streng die Grenze, daß das Jahr
die zweite Hälft’ uns schächte.

Zwillinge ier’n am Himmel reg
und schau’n auf Heut und Morgen:
einer bahnt Sommers Glut den Weg,
dem Lenz winkt einer Abschied - leg
ab früh’rer Wochen Sorgen!

caru


Fung Ku

Mein nächster Kampf: Alles wie immer.

Ich bäx’ ihn auf die Augen, bis sie trüffen
Ich trlümm’ ihm auf die Ohren, bis sie bälmmen
Ich köcke ihn ans Knie, bis dass er hänke
Ich knöpse seine Nase, bis sie blüdde

Dem Publikum schörd es bereits
Man zärtte am ganzen Körper
Man buöhe mich aus. Indessen
veröcht’ ich es und das Weichei.

Ich spielte seine Zähne, bis er sürbbe
Ich wörge ihn am Halse, bis er rülche
Ich schrlömme seinen Darm, bis dass er görlge
Ich bitt’ bear sein Hirn, bis sichs entförne.

Das Publikum jiölde erneut
Und verlinge sofortiges Ende
Es wärmme für ihn um Gnade
Doch ich erbörme mich nicht.

Ich frösse ihm den Scheitel bis zur Nase
Ich fielte ihm den Schädel, bis er knücke
Ich knüte sein Gedärme, bis es plötze
Ich schlächte seinen Hals um, bis ihm schwälnde.

Er knöcke in die Knie und erbläke viele Sterne.
Und dann beröhr sein Kinn sehr hart den Boden.
Die Sterne ören explod.
Und bälden einen einzigen Blitz.

Der Ringrichter zöhle ihn aus.
Ich aber gränse eklig.

Während ich dösche,
öre man seine Reste obduz.

Alles wie immer.

Ku


Reiner Wein

Vor Jahren in der Stadt Korinth,
wo sich im Speicher Dörrobst findt,
sug Sultan zu der Sultanine:
„Gestern vernusch ich die Rosine.“

„Was“, kriesch sie laut, „meine Cousine?“
„Nein, nein, du liebe Sultanine,
die schwarze Traube ohne Kern,
du weißt doch, ich hab’ Dörrobst gern.“

Erlirchten hål sie reinen Wein
und schacht’ ihm auch ein Gläschen ein.
Sie selbst spies nie getronck’ne Beeren,
sie ließ die frischen nur vergären.

Heidi


Alptraum-ABC

Abhüken die Küken,
biälfen die Elfen,
crömen die Böhmen,
düten die Mythen,
ergröen die Böen,
frohlücken die Mücken,
gränsen die Sensen,
hielbören die Gören,
ielen die Schwielen,
jügen die Lügen,
krüzägen die Mägen,
liechen die Siechen,
mirschären die Schwären,
nötären die Mähren,
offenbüren die Türen,
predigären die Schimären,
quürzen die Würzen,
riälfen die Welfen,
skiazzären die Bären,
transpipären die Zähren,
untertälten die Welten,
verwahrlüsen die Kombüsen,
wlätzen die Metzen,
xylogräpsören die Möhren,
yüchten die Früchten,
ziachtögen die Bögen,
– ich wönsche, ich trömme bloß alp.

Andreas M. Cramer


Ab- und aufgespeckt

Nachdem er kräftig abgemorgen,
haben die Hosen nicht gesessen.
Da hat er fluchend sich georgen
und alles wieder angefressen.

Andreas M. Cramer


Mai

Heißa, Freunde, es ist Mai,
Die Zeit der höchsten Wonnen.
Liebt Euch heftig, ratet hei,
Der Lustmond hat begonnen.

Säfte steigen nun im Stiel,
Wo gestern noch harrsch Dürre.
Tinz zu Lenzens Lautenspiel,
Strilch der Magd durchs Vestibül
Bis ihr der Kopf wird kirre.

Buffle nicht im finster’n Raum,
Nicht blirtt in drögen Seiten.
Riff hinauf des Kleides Saum,
Spyck auf die keuschen Zeiten.

Spirr auf das Haus und schwilg im Duft
Der Nelken und Narzissen.
Spürst Du das Brodeln in der Luft,
Das Dich zum Heldenzeugen ruft?
Verliech Dein schlecht’ Gewissen.

amarillo

May

May has come, my pretty friends,
Possessed of utmost pleasure,
Mating-month! So join your hands
And love beyond all measure.

Saps now rise, the stalks to swell,
Where barrenness swoy lately.
“Dance!” Spring’s lute strings seem to yell,
“Roam about a maiden’s cell,
Until the maid be mately!”

In stuffy studies waste no strength
Nor thumbing tasteless pages;
Now, now reduce your dress in length,
Despising chaster ages.

Unlock your door to odours sweet,
Narcissi and carnations!
Step out, the seething air to greet,
Father new heroes we may need;
Always yield to temptations.

caru


Musik ist Mord

Floet’ ich die Flöte,
ich mrörte Hund Katze Maus
keinen begirst es.

Hörf’ ich die Harfe,
ich verknöldt’ mir die Finger
alle frohlücken.

Öb’ ich Oboe,
bald verzwülfen die Nachbarn
man schüche mich ver.

Gäg’ ich die Geige,
man grölb’ über mein Schicksal
und drähe mit Mord.

Schüb’ ich das Cello,
Allen vibröre der Darm
(meiner am meisten).

Xylograpsör’ ich,
mit den Zähnen man knürsche
es klörpp’ das Geschirr.

Krlämp’ ich Klavier,
das Haar ergröh’ bei allen
mich man skalpöre.

Posine ich gar,
Perücken dründen sich rum
man wörge mich er.

Trompäte ich noch,
Frisuren explodören
man tiele mich vier.

Jüld’ ich versuchsweis’,
alles rennte und flüchte
törck’ an die Wand mich.

Was aber wäre,
müch gleichzeitig ich alles?
Man finge mich ein

Trönn’ Körper vom Kopf
und beürdäge mich bald.
Endlich ist Ruhe.

Nur ein Glöcklein bälmm’.

Ku

 
 
 


Verbaselt

Als sie sich im Négligé ihm präsentor,
Begierlich ihm, weil der Anblick ihn traf,
Aus den Höhlen traten die Augen hervor,
Wie zwei Bären nach langem Winterschlaf.

„Falls Du nun glaubst, daß es mich sehr gelüste,
Zu teilen mit Dir meiner Betten Gepfuhl,
Fühl Dich geschocken in die Tiefe der Wüste.
Du bist es nicht, um dessen Gunst ich hier buhl.“

Hängenden Kopfes in zweierlei Sinne
Verließ er beschleunigten Fußes den Raum.
Wissend, daß hier alle Kunst seiner Minne
Erröche das Herz der Begohr’nen doch kaum.

amarillo


one-o-one

Einmal noch auf alten Pfaden
Neu zu wandeln wönsch ich mir.
Einmal noch zu den Gestaden,
Die ich einst erorb mit Dir.

Laß den Wind noch einmal spielen
Sanft mit dem ergroenen Haar.
Laß ihn uns das Haupt zerwühlen
Wie in jenem wilden Jahr.

Bröll „America“ doch wieder
Westcoast sound in uns’re Ohr’n,
Lägen wir uns nochmal nieder,
Föhlen uns wie just gebor’n.

Bros die Brandung, song die Sonne?
Weiß nicht mehr, das Bild ist blaß,
Denn Du hieltst zu meiner Wonne
Meine Hand - vom Schweiße naß.

Wien noch einmal heiße Tränen,
Nicht vor Gram, vor Glück zu sein!
Will mich nochmal nah Dir wähnen,
Süg’ gern, daß nur Du bist mein.

Strilch noch einmal meine Wangen
Dort am Highway one-o-one,
Mehr will ich nicht mehr verlangen,
Alles wäre gut getan.

Önff der Himmel sich, und bliebe,
Glaub’ es oder glaub’ es nicht,
Mir die Wahl auf Deine Liebe,
Örpf ich ihm mein Augenlicht!

amarillo


April

April, Du alter Gauklermond,
Kannst oft Dich nicht entschließen,
Ob Sonnenschein das Herz belohnt,
Ob’s besser ist, zu gießen.

Noch gestern grallen Schnitzel wir
Und cromen uns die Häute;
Schlorfen süßen Wein und Bier,
Froen uns im Jetzt und Hier,
War’n Wahnsinns fette Beute.

Nun schüttest Du im Überfluß
Uns Wasser in den Garten;
Das nervt, das ödet, macht Verdruß
den Weichen wie den Harten.

Dick nicht zu uns noch mit Schnee,
Erfrich Dich nicht zu frieren
Unser’n kleinen Gartensee,
Firb nicht braun den frischen Klee,
Verl muß Winter ieren!

amarillo

April

O April, month of villainous arts!
Won’t you resolve, you clown,
Either warm sunshine in our hearts
To pour, or waters down?

Last afternoon we, roasting meat,
Rab sun-oil on each other;
Beer freely flaw, while wine was sweet,
Humanity’s sunny side to greet,
Dull reason’s wail to smother.

Today thou in abundance pour’st
Rain-torrents on our garden,
Our nerve thou rawen’st, minds thou bor’st,
The softest soul to harden.

Dare not in snow to cover
The plain -
                nor freeze all over
Our peaceful garden pond again,
Nor burn the new-grown clover;
Winter must lose his reign.

caru


Unserelter in gestorkenem Deutsch

Neuübersotzen von Olaf Jan Schmidt

Unser Elter, das du in den Himmeln!

Gehialget werde der Name dein!
Es komme dein Reich, es geschehe dein Wille,
so wie im Himmel, auch auf der Erde.

Unser Brot, das tägliche, gib uns heute,
und unsere Schuld verzohe uns,
so wie auch wir verzahen wollen denen,
die sich gegen uns verscholden haben.

Und föhre uns nicht in Versuchung,
sondern erleise und von dem Bösen!

Denn dein ist die Herrschaft, und die Macht,
und die Ehre, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.


Tmetisches Sonett zu Frühlingsanbruch

Der Westwind or sich temper. Auf dem Feuer
iert man nicht länger Eßkastanien fritt;
Väterchen Frost or seine Schlacht für heuer
verl, und den heiß umkompf’nen Posten quitt.

Noch gestern or man frr! In Park und Auen
ieren wir heute spaz, promen und flan;
schon ieren stolz - und Weibchen hof - die Pfauen,
und schnabul mit der Schwänin iert der Schwan.

Der Fink im Strauch iert tiril, wie wir hören,
wohl iert die Finkin applaud, iert er paus;
iert st der Star, die Starin wird’s nicht stören.

Kokett iert Mäuserich mit Haselmaus,
den Hag iert Blatt und Knöspchen z - ach, ören
wir bald schon zweisam marsch ins Feld hinaus!

caru

 

Spring Sonnet

The western winds blow gently, the fires don’t roast
Our chestnuts any longer on the stove.
And father frost no longer is allewn to boast
Of dominance in field and road and grove.

T’was yesterday that we chull, now we’re strolling
’cross fields and flats along the greenish creek.
The peacocks court, the mares await their foaling,
The swans carress the swaness’ purple beak.

The finch abush enchants the finchhen’s yearning
As she applauds he comes to sudden halt.
Our starling’s heart with deepest love’s a-burning,

No longer is the dormouse scared of sex assault.
Blossoms, blooms and buds now come a-churning,
So, dearest heart, let’s spring, jump, leap and vault.

amarillo


Sonett an meine Musik

Zöpf’ wild-taktig niemand mehr des Darmes Saiten,
Stömm’ nicht ein vielstimmig der Gesang.
Es zerrisse nicht das Herze mir der Klang,
Ließe mich zu wildem Tanze nicht verleiten.

Pörl’ das Banjo nicht um rasend zu begleiten
Nun den taktbeherrschenden Gitarrendrang,
Rüh’ mein Fuß vor heft’gen Wippens Zwang,
Ohres Wonnen mir gewaltig zu bereiten.

Der Tenor zerfetzt mit glockenklarem Sange
jene Wolke, die die Seele oft beschwert,
Harmoniert nun mit dem Baß und ich gelange
In das Schweben, das nur Bluegrass mir beschert.
Schmäg’ sich nun noch Dein’ an meine Wange,
Nänn’ ich meines, was mein Herz hat je begehrt.

amarillo


The Poet

Ein Gedicht mit alten englischen Verbformen

A poet writ ’cause he had sprang
Far from the words of odder slang
A poem made of finest word,
Of spirit that no-one had heard.

He’d blee away our saddest mourns
To clear our minds til morning dawns,
He weaved sweet cobwebs in our hearts,
Again made one our brokest parts.

amarillo

Der Dichter

Übertragung von caru

ein dichter docht, weil ihm im sprung
fernab der mundart plümp’rer zung’
aus feinstem wort sich dichtwerk wark
voll geists, wie’s keiner je bemark.

fort blus er uns den trübsten harm
vom sinn, bis laut’rer morgen darmm,
süß spinnweb uns ins herz er spann,
verien, was je sich in uns trann.

 


Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Schlönze Gerd den Ball zur Ecke,
Käcke Günter nicht so hart,
Däke Jens zum Abwehrzwecke,
Strüke Paul sich mal zur Decke,
Süg’ ich nichts zu dieser Art.

Höpf’ zum Kopfball mal der Peter,
Rösse durch die Mitte Klaus.
Aber Peter, na, wo steht er?
Ganz rechts außen, macht Gezeter,
Abschlußpfiff - das Spiel ist aus.

Schämpfe unser Torwart Kalle
Nicht den Schiri „sturer Bock“,
Späl’ er weiter so wie alle,
Provozör die Abseitsfalle,
Arrangör’ den Abwehrblock.

Bis zum nächsten Spiel in Hagen
Wird trainoren wie verrocken,
Daß kein Fan sich kann beklagen,
Niemand soll es nochmals wagen,
Uns mit zehn zu null zu schocken.

amarillo


Ballonfahrers Nachtlied

(in Windstille über dem Kickelhahn nahe Ilmenau)

Über allen Tannen
Ich rah,
Mit allen Mannen
Saß ich da,
Nachts am Ballon;
Acht Schnäpse sialf unser Wächter.
Wär’ er bezechter,
Tief räh’ er schon.

Berthold Janecek


Wanderlied im Plural

Es gibt in Deutschland viel zu seh’n
in Eifeln, Rhönen und Tauneen.

Auch Hunsrücke und Härze haben
Weichbilder, die die Seele laben.

Der Franzmann hat Massifs Centraux
Bretagnen und den Ort Le Bau.

Devons, Dorsets und auch Kente
liebt der Brite nach der Rente.

Des Österreichers Leib und Seele
sind Steiermarken und Tiröle.

Piemonte und Toskanen
lassen Stiefels Schönheit ahnen.

Estremaduren und Sierren
den Blick auf’s Meer bisweil versperren.

Ober-, Mittel-, Niederrheinen,
Themsen, Seinen, Wolgen,
Donaun, Ebren, Ruhren, Leinen
woll’n wir wandern folgen.

amarillo


Liebesgedicht

Ach Du, auf die ich mich dereinst verittag,
Du Liebe, deren Wert ich stets vertittag,
in Winternacht so wie zum Julimittag.
Ich hasse seiner, wer Dich je belittag.
Verlör’ ich Dich, das wär’ mein Buß- und Bittag.

Berthold Janecek


Limericks

Ein Schwachverbenstärker aus Labenz
stork Verben von morgens bis abends.
Auch Nomen er stork,
wobei er bemork
die Einspar so manchen Buchstabens.

Michael

 

Ein Haiko-Entwickler aus Plauen
womd ein einziges Haiko zwei Frauen:
„Becärcest Du mich,
so löb’ ich nur Dich.“
Da haben ihn beide verhauen.

Michael

 

Ein Dichter entwalck in Bolanden
gestorkene Wörtergirlanden.
Er docht und riem stab
und sarnd Lyrik ab.
Sein Pech war: er ward nicht verstanden.

Michael


Fauler, versoffener Student des Hornes

Wenn du nicht lönzest faul und Weine siälfest,
dann blieb’ dir Zeit: du öbest auf dem Horn.
Du sagst mir oft, daß du Etüden biälfest,
und hast der Schnäpse tausend zwigetschorn.
Versoff’ner und Verrock’ner, wenn du schniälfest,
du röchst den Fusel, samt Absinth und Korn.
Ach, daß du dir vor Reu’ die Augen riebest
und neu auf deine Bläserzukunft biebest.

Berthold Janecek


Alternder Casanova

Gern hülfe Mariannen ich,
Die schwere Last zu tragen,
Und miech’ schon angebötig mich,
Doch ließ sie’s mich nicht wagen,

Zur Hand zu geh’n der kessen Maid
Beim Öffnen ihrer Mieder;
Dabei wär’ ich nur zu bereit...
Versuch’s demnächst mal wieder.

Bei Monikan, dem Rasseweib,
Späl’ ich zu gern den Lerner,
Wie’s anfühl’, wenn sich Leib an Leib...
Doch sie steht mehr auf Werner.

Einst zog’s mich zu Ulriken hin,
Des vollen Busens wegen;
Doch ihr kam’s niemals in den Sinn,
Gefühl für mich zu hegen.

Ich war bei Lieseln und Sabinen,
Dem Zwillingspaar vom Lehmann.
Doch Liesel will nur mit Lesbinen,
Sabine liebt ’nen Seemann.

Die Stadt ist klein, die Not ist groß,
Tät’s Susin gern antragen;
Mit mir zög’ sie das große Los
- Ich trau’ mich nicht zu fragen.

Mit Inan, Olgan und Marien
Hab ich’s mir längst verschorzen.
Zu vehement ward mein Bemüh’n,
Hab sie nicht recht becorcen.

Ich weiß, ich müßte Käthen bloß
Ein Sträußlein Blumen pflücken,
Doch würd’ ich die nie wieder los,
zu viel, für einmal kosen!

Zu Rosan lenk’ ich meinen Schritt,
Die kann mich ganz gut leiden.
Ein Fläschlein Schampus nehm’ ich mit
Und harr’ der Liebesfreuden.

Eins hab’ gelornen ich zur Zeit,
Die größte Gunst, beileibe,
bleibt immer die Zufriedenheit
Daheim, beim eig’nen Weibe.

amarillo


Sehnsucht

Wenn doch schon die Vöglein tschülpen,
Und der Lenz käm’ nun daher,
Tät’s leichte Käpplein ich aufstülpen;
Den schweren Filz bräucht’ ich nicht mehr.

Sänge viele frohe Weisen,
Würf’ hinfort das alte Zapfl
von der Tanne (für die Meisen),
Miech’ zu Mus den Winterapfel.

Schlösse fort die warme Jacke,
Hölt’ hervor den leichten Zwirn.
Riß’ nun auf die Fensterbracke,
Frischluft störm’ für Herz und Hirn.

Doch der Jänner ist ein strenger
Wintermond, noch dauert’s an,
Bis die Tage spürbar länger,
Und ich endlich lüften kann.

amarillo


Warnung an Moonshiner

Wenn jeder seinen Fusel pänsch’,
Um damit Geld zu sparen,
Tœte sich so mancher Mensch
Durch Branntwein und durch Klaren.

Wenn wir die guten Flaschen bloß
Zur Orgie entstülpsen,
Träf’ niemanden ein schwerer’ Los,
Als donnernd kräftig’ Rülpsen.

Es litte nicht das Sehgefühl,
Wie wir’s beim Schnaps oft kennen,
Und niemand stürbe am Methyl,
Dem Vorprodukt beim Brennen.

amarillo


Elisabethanisches Erkältungssonett

Schmölzen Zapfen weißen Eises nun vom Dach,
Tröpfen Tropfen kühlen Wassers in den Kragen.
Stünd’ ich still vor meinem Haus und dächte „Ach,
Kann die Feuchte an mein Hals nur schwer ertragen.“

Kleine Bächlein störzen kühl in meine Socken,
Nössen mir den Saum des Beinkleids, das wär dumm.
Überlög’ ich: „Wär’s nicht klüger jetzt zu hocken
In der Stube mit viel heißem Tee und Rum?“

Höle mir am Ende noch die Wintergrippe,
Läg’ für Tage schwer erkrankt auf weißem Tuch.
Niemand pfläg’ mich, niemand förte mein Gerippe,
Noch viel schlimmer: niemand käme zu Besuch.

Röcht’ ich doch sofort den Schritt zurück ans Feuer,
Wörm’ das Fell mir hier im wohligen Gemäuer.

amarillo


Dieses Gedicht verwendet einige aus Adjektiven „rückgezüchtete“ Substantive, die die Endung -igkeit vermeiden, z. B. fingerfertig → Fingerfertigkeit Fingerfart. Mehr dazu unter Der „Stark“ der Substantive.

Katholische Landjugend

Es litten heftig am Zerknursch
Das Mägdelein und auch der Bursch.
Es fahl den beiden etwas Fröhle,
Die letzte Sünd’ brannt’ auf der Seele.

Sie sprach: „Wie konnt’ es nur gescheh’n,
Daß wir die Keusche so vergaßen,
Trübt Dich nicht über alle Maßen,
Daß wir nun hier so nackig steh’n?“

Der Knabe aber sprach: „Ach wo,
Da kann ich gut mit leben.“
(Er kam aus Dortmund - oder so,
da sagt man das halt eben.)

Jedoch die Maid hog tiefe Zweifel,
Ob das Getane richtig war.
Sah an den Knaben, glott sein Haar
Und wonsch ihn doch zum Teufel.

„Zick jetzt nicht rum, Du kleine Schnalle,
Du liebtest meine Fingerfart.
Der elfte tut’s, wir wissen’s alle,
Auf seine ganz besond’re Art.“

Und schon tock aus das liebe Mädel,
Schlug mit dem Täschchen zweimal drein,
Mißachtend Hölle, Tod und Pein -
Noch drei Tag’ später bromm sein Schädel.

amarillo


Kontemplative Versenkung am frühen Sonntagnachmittag

Fritz Graßhoff und Eckhard Henscheid gewomden

Lötsch zur Kneipe ich um sechse,
Träf’ ich Sigmund, diesen Schuft,
Und Bettina - alte Hexe,
Wörbe Streit schnell in der Luft.

Er erzöhl’ mir diese alten
Kneipenwitze, die ich haß,
Sie versöch uns zu zerspalten
Weil sie Männer haßt, das Aas.

Söffen wir dann eine Weile,
Ein Wort schnell das andere gäb’,
Und die Luft läg’ voller Keile,
„Nußbaum-Eck“ vor Zwietracht bäb’.

Stränge sich noch an zu schlichten
Manfred P., der Kneipenwirt,
Ände dieser Tag mitnichten,
Wie für Sonntag sich’s gebührt.

Manni gäge, das ist sicher,
Kräftig uns den Heimwärts-Marsch;
Gäle unser Haar mit „Licher“,
Klüpf’ womöglich uns den Arsch.

Eingedenk der fiesen Gäste,
Die um sechs mich nörven dort,
Sag ich mir: „Es ist das Beste,
Geh’ um sieben erst vor Ort!“

amarillo


 
als neulich morgens ich gemach
tee aufzugeußen wasser kach,
durchschmur ein kabel grell, bevor
der wasserkocher explodor!

caru

 
One morning, I was scarce awoke,
To give me strength a tea I coke.
A flash - a bang - the cable molt,
By power of 10,000 volt.

amarillo


Der Werwolfzyklus

Zyklus zum Thema Werwolfbeugung in 13 Gedichten. Den Anfang machte dereinst Christian Morgenstern; getragen von der Haiko-Strömung ließen sich Andreas M. Cramer, Erwin Steinbach und Kilian Evang zu einigen stark von Konditionalgefügen geprägten Fortsetzungen inspirieren. Bitte anklicken!


Fliegende Pferde

Auf Himmel und Erde!
Ein Schwur tief im Meer:
Ich stöhle Dir Pferde -
Sie brächten Dich her.

Sie böten und würben
Um Zeichen von Dir.
Sie stäken auf, stürben,
Kämst Du nicht zu mir.

Sie dröschen die Hüfe,
Sie stöben ins Meer,
Es schräken die Rüfe
Der Jäger sie sehr,

Die schössen und schölten,
Es bräche Verböt -
Sie flögen, als gölte
Es Leben und Töd.

Sie schören aus, frören
In nördischer Flüt.
Sie sötten und gören
Und schmören im Süd.

Und schlüßlich und ändlich,
Da glisse das Mär.
Das wär nur verständlich;
Es söge Dich här.

Die Pferde, ich sönne,
Sie kämen getrabt.
Doch sönnst Du, ich spönne -
Hätt Pech ich gehabt.

Michael Kuyumcu


Mein Lieblingshund starb, und verwas
noch während ich die Zeitung las.

tHorsten Neumann


Der frohe Floh

Als die Blume erbloh,
da fro sich der Floh.
Er hopf dann also
und lond in dem Stroh.

Andreas M. Cramer


Docht mir ein Gedicht

Ich stund auf, mir bromm der Kopf,
schloff zum Arzt, der schrob mich krank.
Zu Hause dann bruh ich mir Tee,
der brung mich wieder auf die Höh.
Satz mich an den Tisch,
docht mir dies Gedicht.

Richard Thomas Günther


Ich habe getrommen,
ich sei geschwommen
und dabei gesunken
und elend ertrunken.

Andreas M. Cramer


Liebesleid

Weil gar zu schön im Glas der Wein geblunken,
Hat sich der Heinz dick voll getrinkt.
Drauf ist im Zickzack er nach Haus gehunken
Und seiner Grete in den Arm gesinkt.
Die aber hat ganz mächtig abgewunken
Und hinter ihm die Türe zugeklunken.

Moritz Gottlieb Saphir


Starker Bergsteiger

Springt einen Sprung,
hat den Gipfel erklommen,
hat ein Lied angestommen,
klingt weithin der Klung.

Alfred


 

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