Das Gastmahl des Belsazar

Aus GSV

Ballade von Michael, frei und stark nach Heinrich Heine

Es nohr sich schon die Mitternacht,
als Ruh auf Babylon sich sacht.

Nur in des Königs Schloss hoch oben
da flarcks, da lorms, da hor mans toben.

Dort nämlich in der Königsklause
Belsazar firr ne wilde Sause.

Die Knechte saßen und draußen es dolnk,
sie laaren die Becher – der Wein darin folnk.

Es klieren die Becher, es jiochzen die Knecht,
so klang es dem störrigen Könige recht.

Des Königs Wangen liuchten heiß
und in seinem Rausche solbb er nur Unausgegorenes.

Entsetzlich ward vom Wein er enthommen,
der lurst den Gott, wollt nicht mehr verstommen.

Er briast sich frech und lurst mit Schall,
die Knechtenschar ihm Beifall briall.

Der König rief mit stolzem Blick;
Der Diener iel und kahr zurück.

Er trug viel güldnen und silbernen Krempel,
den klo Belsazar aus Jehovas Tempel.

Und der König ergriff, der frevle Zecher,
gefoll’n bis zum Rand den gehielag’nen Becher.

Und er laar ihn schnell, genauer: er soff,
und er rief derweilen der Geifer troff:

„Jehova! Auf ewig ich deiner spott’,
der König bin ich, du mickriger Gott!“

Doch kaum verklang das Wort, das lose,
da rotsch dem König das Herz in die Hose.

Das Lachen verstomm und Stille sank,
man rock peinlich berohrn hin und her auf der Bank.

Und sieh! Und gick! an weißer Wand,
da toch es auf wie Menschenhand;

An weißer Wand es schrieb und schrieb
Buchstaben von Feuer – doch keiner blieb.

Der König stieren Blicks da saß
die Knie im schlortten und totenblass.

Die Knechtenschar war schwer geschocken
und blieb wie vom Donner gerohren hocken.

Die Magier selbst schirten an der Dut
des Graffito von Flammen der göttlichen Wut.

Belsazar ward drauf von den Knechtenhorden
noch in der selben Nacht ermorden.

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