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Die Sich-x-beinigung Ein G’schicht’l von Berthold Janecek
auf der Suche nach einem stärkbaren Verb mit x.
Vor zwei Tagen ließ mir das mit dem X-beinstrecken keine Ruhe und ich
wewoll Auskunft, hiesch sie - von den Medizinern. So rief ich erst
berühmte Kliniken an, doch erhielt ich durchwegs die Antwort, telefonisch
Auskunft ertielen sie nicht, nicht einmal über Sprachliches. Bequöme ich
mich allerdings hin, wäre leicht disposoren. So schritt ich, durch
Schnees Gewächt und Gestöber, überpfochen von Dachlawinen, hinauf auf
die Hügel, zu den meist klassizistischen, ergroenen Bauten. Dabei beglitt
mich’s innerlich der starken Verben. Nicht Kindereien walz ich, wie transferieren, transtulor,
transtülöre, translatoren, sondern die wirklichen Brocken lrohen (von
lauern) - ordern oder gar erörtern - was schon ein hart
Viertelstündchen nachgedonken heißt - wo denn nun das r
unterkommen könne oder auch nur kekünne. Denn wer wewölle hier
Geminierung, Deletion oder gar einen den Anlaut zerstörenden Sprung an
die Spitze?
Indem ich solcherlei sannor, erriech ’ch das „Kronprinz-Rudolf-Hospital“.
Und, leider, es versarch mir die Primaria Olga Spornkogler, es heiße schlicht „X-Beine strecken“. Das
bestattog mir auch Dr. Igor Miretinski von der „Baroness-Mary-Vetsera-Stiftung“. Weiter & weiter kries ich
herum, arr ich umher. Schon in der Finsternis gelong ich zum „Fritz-Grünbaum-Spitscherl“. Das aber ist, nicht nur dem Namen
nach, alternativ und hängt baumhäusisch in einem Park, ein bisserl wie Tolkiens Lothlorien. In einem Korb hochgezogen, kam ich zu
keinem Pädorthopäden, sondern die erste Ärztin, die ich traf, war Tiefenpsychologin: Dr. Ileana Traianescu-Maurocordato aus
der Zitadelle von Sighisoara (UNESCO-Weltkulturerbe mit dem „Vlad-Dracul-Haus“, Transsylvania). Ich verrate nicht,
was sie, statt eines weißen Arbeitsmantels, Schmuckes trug.
Von x-beinstrecken wußte sie in praxi nicht viel. Aber sie
kenne ein anderes Wort - lalch sie, die Zähne stark geflotschen - für eine neurotische Störung. Wie die Baumhäuslerische
umschrieb, ergönzen manche Menschen ein Jauche-Krüglein an Kränkung und Schaden (wie etwa
X-Beine), vom Geschick
über den Leib geschiutten, durch ein G’stocken-Bluts-und-Unrats-Faß, das sie sich selbst, ganz, ganz langsam,
über die Seele gössen. Diese neurotische Addition werde sprachlich nur reflexiv verwonden und nenne sich, wegen der großen
Qual: sich x-beinigen. - Ich glob es ihr gern und durchfursch, erst dankend, dann in Schweigen gehiullen, weggehend, die
eigene Seel’ nach kleinen Anzeichen.
Brauch ich nur noch zu schreiben: sich x-beinigen, x-bienag sich (wie
Bienenstiche) (oder bienag sich x), x-bienäge sich (bienäge sich
x), sich ge-x-bienagen (sich x-gebienagen).
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