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Die kaudale Konsonanten kreierende Konjugation
Idee von Berthold Janecek, Ergonze von Amelie Zapf, Text von Kilian Evang
Es gibt eine Hand voll starker deutscher Verben, deren Stamm nicht
durch einen Konsonanten abgeschlossen wird oder allenfalls, in sehr
gespriezener Aussprache, durch ein [h], so zum Beispiel: fliehen, geschehen,
leihen. Fällt im Präteritum die Endung weg, so steht der (georndene)
Vokal nackt und ungeschutzen da: floh, geschah, lieh
(das h ist ja nur Längenzeichen). Im Konjunktiv II und Partizip II
gleitet er, so wie im Infinitiv, diffus in das [ə] der Endung hinüber:
flöhe, geschähe, liehe; geflohen, geschehen,
geliehen.
Da diese Verben schon stark sind, muss man damit leben. Beim Stärken
bislang schwacher Verben jedoch kann man, wenn man das wünscht, darauf
achten, ein stärkeres Konsonantengerüst aufzubauen. Vorbilder dafür
sind die beiden gewitzten unregelmäßigen Verben gehen und stehen.
Bei ihnen kommt in der Vergangenheit /ŋ/ bzw. /nd/ hinzu: ging,
ginge, gegangen; stand, stünde, gestanden.
Berthold Janecek ist aufgefallen, dass der/die ans Ende des
Stammes hinzukommende/n Konsonant/en in beiden Fällen an derselben Stelle
im Mund artikuliert werden wie auch mindestens ein Konsonant am Beginn
des Stammes. Bei /g/ und /ŋ/ in ging ist der Zungenrücken
beteiligt, es sind also dorsale Konsonanten. Bei /t/ und /nd/ in stand
ist der Zungenkranz beteiligt, es sind also koronale
Konsonanten.
Das ist schon die halbe Gebrauchsanweisung zur entsprechenden Stärkung
einiger weiterer Verben auf -ehen, und wo wir schon mal dabei sind,
versuchen wir es auch gleich mit anderen Vokalen, also mit Verben auf -ähen,
-ühen, -auen, -euen, -ohen, -ahen und -ien.
bejahen, knien, krähen und verrohen
haben im Stamm dorsale Anfangskonsonanten (fett) und kommen zu gehen in
die dorsale Gruppe:
bejahen |
bejung |
bejünge |
bejangen |
|
gehen |
ging |
ginge |
gegangen |
|
knien |
knong |
knönge |
geknongen |
|
krähen |
greng |
grenge |
gegrengen |
O2 |
verrohen |
verrieng |
verrienge |
verrongen |
|
Die Konsonantenerweichung der zweiten onomatopoetischen Konjugation
trifft bei krähen zur Abwechslung mal den Stammanfang.
Die koronale Gruppe wird durch betreuen, drehen,
nähen, schmähen, säen, stauen
und streuen berirchen. Bewegt man sich in südliche Gefilde
des deutschen Sprachraums, gehört auch das oben schon erledigt geglobene verrohen
dazu und taucht noch einmal als Variante auf.
betreuen |
betrund |
betründe |
betrunden |
|
drehen |
drand/drund |
drände/dründe |
gedranden |
|
lohen |
liehnd |
liehnde |
gelohnden |
|
nähen |
nand |
nünde |
genanden |
|
säen |
sand |
sünde |
gesanden |
|
schmähen |
schmand |
schmünde |
geschmanden |
|
stauen |
stiend |
stiende |
gestaunden |
|
stehen |
stand/stund |
stände/stünde |
gestanden |
|
streuen |
strand |
strände |
gestrunden |
|
verrohen |
verrund |
verründe |
verrunden |
|
Variante für südliche Gefilde
unseres Sprachraums |
Ganz neu ist das Ganze für die Verben bähen, blähen,
brühen, flehen, mähen, spähen,
sprühen und wehen, die zur Bildung von
Anfangskonsonanten die Unterlippe benutzen (in Verbindung mit den oberen
Schneidezähnen oder mit der Oberlippe). Sie fügen nicht /ŋ/ oder /nd/
ein, sondern /mb/, und bilden damit eine neue, die labiale Gruppe:
bähen |
bumb |
bümbe |
gebamben |
|
blähen |
blumb |
blümbe |
geblamben |
|
brühen |
brumb |
brümbe |
gebrumben |
|
flehen |
flumb |
flümbe |
geflamben |
|
mähen (vom Schaf) |
mehmb |
mehmbe |
gememben |
O1 |
mähen (z.B. Gras) |
mumb |
mümbe |
gemamben |
|
spähen |
spumb |
spümbe |
gespamben |
|
sprühen |
sprumb |
sprümbe |
gesprumben |
|
wehen |
wumb |
wümbe |
gewumben |
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Oft gibt es mehrere Anfangskonsonanten. In folgender Rangfolge
bestimmen sie die Gruppenzugehörigkeit des Verbs:
1. Plosive /p b t d k g/
2. Frikative /f v s z ʃ/
3. Nasale /m n/
4. andere Laute, z.B. /r ʁ j/
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