Der Werwolfzyklus

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Der Werwolfzyklus

Zyklus zum Thema Werwolfbeugung in 13 Gedichten. Den Anfang machte dereinst Christian Morgenstern; getragen von der Haiko-Strömung ließen sich katakura, Erwin Steinbach und Kilian Evang zu einigen stark von Konditionalgefügen geprägten Fortsetzungen inspirieren.

Der Werwolf

Ein Werwolf eines Nachts entwich
von Weib und Kind und sich begab
an eines Dorfschullehrers Grab
und bat ihn: „Bitte, beuge mich!“
Der Dorfschulmeister stieg hinauf
auf seines Blechschilds Messingknauf
und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
geduldig kreuzte vor dem Toten:
„Der Werwolf“ - sprach der gute Mann,
„des Weswolfs, Genitiv sodann,
dem Wemwolf, Dativ, wie man’s nennt,
den Wenwolf - damit hat’s ein End’.“
Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
er rollte seine Augenbälle.
Indessen, bat er, füge doch
zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!
Der Dorfschulmeister aber mußte
gestehn, daß er von ihr nichts wußte,
Zwar Wölfe gäb’s in großer Schar,
doch „Wer“ gäb’s nur im Singular.
Der Wolf erhob sich tränenblind -
er hatte ja doch Weib und Kind!!
Doch da er kein Gelehrter eben,
so schied er dankend und ergeben.

Christian Morgenstern

Drei neue Tiere (Hommage à Morgenstern)

Würd’ der Werwolf deklinoren,
wär’ (Genitiv) der „Weswolf“ gleich geboren.
Den „Wemwolf“ uns der Dativ brächt’,
und „Wenwolf“ der Akkusativ schächt’.

Andreas M. Cramer

Drei neue Tiere II

Würd der Werwolf mal gebeugt,
wär des Weswolfs Glück erzeugt.
Dem Wemwolf ging es ebenso,
das machte auch den Wenwolf froh.

Kilian Evang

Jawohl, neue Tiere!

Gewiß: Wenn man den Werwolf büge,
des Weswolfs Brut der Wesfall züge;
und wenn man Fleisch dem Wemwolf gäbe,
den Wenwolf solcher Fraß beläbe.

Erwin Steinbach

Des Weswolfs Freude

Wär’ er bloß des Deutschen mächtig
(und säh’ er seine hübsche Beugung),
so fröe sich der Werwolf prächtig
ob seiner dreifach neuen Zeugung.

Andreas M. Cramer

Weswolfs Nachwuchs

Wenn es der Wemwölfin gefiele,
daß sie des Weswolfs Lager tiele,
sie schächte ihm - wer, der dran zwölfe? -
ganz viele kleine Welchewölfe.

Erwin Steinbach

Mutterleid, Mutterfreud’

Riffen viele Welchewölfe
unter dieser Wölfin Herzen,
so wär’n’s der Welcherwölfe zwölfe,
und sie gebär sie unter Schmerzen.
Und dennoch jubilöre die
den Welchenwölfen Leben schächte.
Kein Zweifel, dass voll Freude sie
an ihre Welchewölfchen dächte.

Kilian Evang

Vom Parnaß herab

Morgenstern ganz sicher zwülfe, säh’ er den neuen Plural „Welchewölfe“. Denn „wer“ - sagt er - gäb’s nur im Singular, und drum die Mehrzahl wär’ unmöglich gar! Niemals hätt’ er sich träumen lassen, daß Welchewölf’ es gäb’ in solchen Massen. Indes er zwülf’ nicht lang, da bin ich sicher. Von droben dräng’ zufrieden sein Gekicher. Vermöcht’ er’s nur, für diese Welpenschar die Patenschaft er übernähm’ sogar.

Andreas M. Cramer

Gelehrte Worte

Wenn ein Lehrer jetzt monöre, dass man den Wolf pluralisar, obwohl das „Wer“ nur existöre im einzahligen Singular, spräch Erwin ungerührt: „Ich schwöre, dessen war ich voll gewahr. Ich tat es für, nun, bitte störe dich nicht daran, die Kinderschar des Werwolfs. Nämlich: Die verlöre sonst die Existenz - ist klar.

Einsam bliebe jeder Werwolf, hätte nicht mal Weib und Kind, ganz zu schweigen von den zwölfen, die ihm so vergönnet sind. Vor Kummer stürbe er schneller aus, als Eintagsfliegen Kinder zeugen - wäre uns das nicht allen ein Graus, lässt er sich doch so trefflich beugen? Auf dass an Weswolf, Wemwolf und Wenwolf wir uns möglichst lange noch freuen können, befand ich, sei jenem braven Tier der Plural in jeder Hinsicht zu gönnen.

Hätte ich mich nicht bequomen und ihm im Plural das Pronomen gegen ein and’res ausgetoschen, wär seine schöne Deklination schon in der nächsten Generation bejammernswerterweise erloschen.“

Kilian Evang

Die gierigen Vier

Riss’ mal der Werwolf fette Beute, dem Wemwolf gäb’ er sicher ab ein Stück. Das wär’ sowohl des Weswolfs Freude und machte auch den Wenwolf glück- lich. So sehr, daß sie sofort sie fräßen (voll Gier die Beute schlängen sie hinein!) und alle andern Welchewölf’ darob vergäßen. Könnt’ je der Vieren Freude größer sein?

Andreas M. Cramer

Mord um Mitternacht

Schösse man den Werwolf tot (’ne Silberkugel ’s dafür bräuchte), fürbe sich das Gras blutrot im fahlen Mondgeleuchte.

Andreas M. Cramer

Werwolfs Ende

So er der Jäger Meute sähe, (nächstens schlichen die sich an!) schrie’ der Werwolf Ach und Wehe und spränge schleunigst weg sodann. Die silbern Kugeln schössen um die Ohren ihm, der in großen Sätzen rasch entiele. Fählen die Schüss’, im Wald verloren gingen der teuren Silberkugeln viele. Träf’ doch ein Schuß ihn dan im Herzen, und blieb’ das Silber dorten stecken, so stürb’ der Werwolf unter Schmerzen und bläken seine Augen voller Schrecken. Die Jäger schreiend triumphören, bräch’ dann des Wolfes Augenlicht. Im ganzen Walde würd’ man’s hören. Doch Werwolfs Tod blieb’ ungerächet nicht! Heulend riefen die Verwandten - es wär’n die Wölfe Wes, Wen, Wem - die andern Welchewölf’ zusammen. Den Jägern würd’ dies reichlich unbequem! Denn es fiel’ das ganze Welchwolfsrudel gräßlich heul’nd über die Mörder her. Und binnen weniger Minuten keiner von diesen atmet’ mehr. Schaurig tröff’ der Jäger Blut und fürbe rot die Wiesen, Hecken. Erst wenn erlöscht’ des Rasens Glut, die Welchwölf’ ihre Lefzen leckten. In des Waldes dunkle Tiefe brächte den Abgeschiednen nun das Rudel Wölfe. Ein letztes Heulen es ihm schächte, wenn ins Grab gesenkt erwürd’ punkt Zwölfe.

(Ihr fragt nach der Moral dieser Geschicht’? Töt’ niemals einen Werwolf nicht!!!)

Andreas M. Cramer

Werwolfs Ende - das Ende des Werwolfszyklus? Nein - manches ist nicht totzukriegen. So docht caru alsbald das erste Werwolfshaikou:

bange frage

sänge der werwolf
dem wemwolf des weswolfs ruhm
frö’ das den wenwolf?

caru