Verba tripartita

Aus GSV

von Berthold Janecek

Noch eine Konjugation ist mir eingefallen.
Die der Verba tripartita.
Welche stillschweigende Regel wird hiermit versputten? Die, daß alle meinen, trennbare deutsche Verben dedörfen nur in zwei Teile getrennt werden. Trotzdem bliebe alles, meine ich, verständlich; fast klassisch klar. Ob eines der folgenden Verben schon in unserer Liste steht, ist mir piepegal, völlig wurscht - E-österr.: Blunz'n.

Schema, einstweilen: ver-X-lichen. Der X-Teil ist ein klar erkennbares Substantiv, seltener ein (klar erkennbares) Adjektiv und noch seltener etwas anderes. -lichen wird als Verb(teil) betrachten; Bedeutung etwa: etwas verleihen.

Ein kleiner Text soll alles sofort klären:
Wenn man in diesem Forum manche Leute immer so ließe, wie sie so wewüllen, sie löchen die simpelsten
Sachverhalte Wissenschaft ver, weil sie, täten sie das nicht, wohl mienen, sie löchen irgendwelche hohen Ideen Welt ver.
Ich dagegen nehme mir immer vor: Ich liche selbst trockene Gegenstände Mensch ver. Manches loch ich deshalb schon Sinnbild, anderes wieder Gegenstand ver - d.h., ich befahl mir selbst: Liche die Vorstellung Ding ver!
Noch zum Persönlichen: Bin ich auch nicht Ehe verlochen, so kehre ich doch nicht jenen harten Mann hervor, der oft Angst hat, auf irgendeinem Gebiet weich oder gar - das fürchten solche Deppen am meisten - Weib verlochen zu erscheinen.

Ich dachte, ich liche das Schau an ver. Denn bei veranschaulichen läse ich einen Imperativ heraus. Zur Verdeutlichung empfähle ich sogar die Großschreibung von Schau(!). Auf jeden Fall gilt meine Form wohl für den Imperativ selbst: Liche (dir) das Schau an ver! Das wäre dann sogar ein Verbum quadripartitum, ohne daß, glaube ich, das Verständnis sonderlich litte. Denn manch andere Stärkungen unserer Liste dünken mich weit weniger verständlich.

Mir fällt auf Anhieb nur ein (winziges) Verständnisproblem ein:
- Ich liche das Sinnbild ver. (Für: Ich versinnbildliche das.)
- Was? Das Sinnbild verliche ich? (Das Sinnbild als Objektsakkusativ verstanden)
Hier hülfe jedoch das ver. Weiters fiele wohl sofort auf:
verlichen, verloch, verlochen, das ist doch kein für sich existierendes Verbum. Und irgendwelche Schneidungen mit verlachen? Ich loch das Sinnbild ver - „Ich verlachte das Sinnbild?“ - Aber verlachen sesülle nicht als lache ver getronnen werden. Wäre unnötig und unsinnig.

Nun der Verba tripartita zweiter Teil - mit Permutatio syllabarum im P.P.P. (und eigentlich nicht nur dort).
Schön brav & säuberlich (falls ich nichts übersah) habe ich die Verben ausgenommen, die bei uns schon anderswo aufscheinen (mit Sternchen), bzw. ich habe dazu allenfalls (ad libidum) eine Variante geboten. Bleiben etliche Verben, die z.T. sehr amtsdeutsch klingen.
Zu diesem etwas umständlichen Charakter pieße, dächte ich, die Drittelung besonders schön.

Verbschema: X-Y-Rest(Grund-)verb
X = Vorsilbe der Verbenbildung: hauptsächlich be- oder ver-; auch ent- ist möglich, falls Y gegen ist (entgegengehen, entgegeneilen, -laufen, hüpfen ...) Mit ein- zu Beginn ginge vielleicht auch noch was: einberufen und so.
Y = Präposition: -ab-, -an-, -auf-, -aus-, -in-, -mit-, -vor-, zu -gegen- siehe oben, auch -ant- (beantworten) wäre möglich.

Die Konjugationen der Verben fallen selbstverständlich in unterschiedliche Paradigmata, wobei ich, so dies möglich ist, gerne unseren Schemata - soferne dabei überhaupt noch von Schemata gesprochen werden kann - folge. Einige sind ohnehin starke Verben.

Infinitiv Indikativ
Präsens
Indikativ
Präteritum
Konjunktiv II Imperativ Partizip II
beanschriften schriftet an be schraft an be schräfte an be schrifte an be anbeschruften
beanspruchen sprücht an be sprooch an be sprooche an be spruch an be anesproochen
beantragen trägt an be trug an be trüge an be trage an be anbetragen
beaufschlagen schlägt auf be schluk auf be schlüke auf be schlak auf be aufbeschlaken
bevormunden mündet vor be mond vor be mönde vor be munde vor be vorbemonden
bevorraten rät vor be riet vor be riete vor be rate vor be vorberaten
bevorrechtigen richtigt vor be rochtag vor be röchtäge vor be richtige vor be vorberochtegen
bevorschussen schüsst vor be schuhß vor be schühße vor be schusse vor be vorbeschohsen
bevorteilen teilt vor be tiel vor be tiele vor be teile vor be vorbetielen
bevorworten wörtet vor be wurt vor be würte vor be worte vor be vorbewurten
verabfolgen fölgt ab ver fulg ab ver fülge ab ver folge ab ver abverfulgen
verabreden redet ab ver radt ab ver rädte ab ver rede ab ver abverrodten
verabreichen reicht ab ver rich ab ver riche ab ver reiche ab ver abverrichen
verabsäumen säumt ab ver somm ab ver sömme ab ver säume ab ver abversommen
verabscheuen scheut ab ver schoh ab ver schöhe ab ver scheue ab ver abverschohen
veranlassen lässt an ver ließ an ver ließe an ver lass an ver anverlaßen
Längung des a im Partizip II wegen verlassen, zu dem die Längung freilich, wegen des dann trefflicheren Klanges der Verlassenheit, besser pieße.
veranschaulichen schäulicht an ver schiebloch an ver schieblöche an ver schauliche an ver anverschaulochen
Präteriumsformen von hauen (hieb, hiebe) inspiroren.
veranschlagen schläkt an ver schluk an ver schlüke an ver schlak an ver anverschlaken
Härtungen wegen des Schlages
veranstalten stält an ver stielt an ver stielte an ver stalte an ver anverstalten
verausgaben gäbt aus ver gub aus ver gübe aus ver gabe aus ver ausvergaben
verauslagen lägt aus ver lug aus ver lüge aus ver lage aus ver ausverlagen

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