Rettet dem Dativ-E!
Aus GSV
Version vom 1. Januar 2017, 11:25 Uhr von Wortklaux4 (Diskussion | Beiträge) (→mit Präposition in/im)
Bis heute hat sich die aus dem Mittelhochdeutschen stammende Dativendung -e für einige stark gebeugte männliche und sächliche Substantive erhalten. Das Dativ-E wird vor allem in feststehenden Redewendungen gebraucht, die anheimelnd-altertümlich klingen. Für Freunde der gehobenen Sprache sind sie geradezu ein Muss. Die Beispielsätze verdeutlichen den mustergültigen Gebrauch des Dativ-E und machen die Liste auch literarisch zu einem Genuss.
mit Adjektiv/Adverb
fehl am Platze | Ebenfalls fehl am Platze ist die Behauptung des Reichsgerichts, der Rundfunk sei kein Verkehrsmittel, und deshalb müsse ihm (zumindesten vorläufig) der naheliegende Vergleich mit dem Fernsprecher versagt werden. Karl-Heinz Hille, Das Recht der Allgemeinheit und des Einzelnen im Rundfunk |
---|---|
dem Tode nah / geweiht | Die Völker steh'n erstarrt, wie denn der Mensch stets höher achtet, was dem Tode nah'. W.A.Swoboda, L.A. Seneca's Tragödien, Bd. 3 |
mit Präposition an/am
am Rande | am Rande bemerkt |
---|---|
am Tage | Du bist ein Schatten am Tage, Und in der Nacht ein Licht; Du lebst in meiner Klage, Und stirbst im Herzen nicht. Aus Friedrich Rückerts Kindertodtenliedern. |
mit Präposition auf
auf großem Fuße leben | Sonst findet man zuweilen auch in Speisesälen gar keinen Leuchter auf dem Tische, auch keinen Kronleuchter, sondern nur bloß Hange- oder Wandleuchter, welche Mode aber doch nicht allgemein ist, sondern sich nur unter solchen Herrschaften herumtreibet, welche gern auf großem Fuße leben und licht dabey ersparen wollen. D. Johann Georg Krünitz: Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft […], fortgesetzt von Friedrich Jakob Floerken, Sieben und siebzigster Theil, von Leipe bis Licht, Berlin 1799, Art. „Leuchter“, S. 321. |
---|---|
auf dem Lande | |
auf dem/gutem Wege |
mit Präposition aus
aus dem Grunde | |
---|---|
aus dem Lande |
mit Präposition außer
außer Stande (außerstande) |
---|
mit Präposition bei/beim
beim Barte des Propheten | Er schwur beim Barte des Propheten dem ganzen Serail den Untergang, wenn bei Sonnenaufgang die Prinzessin nicht wieder in der väterlichen Gewalt wäre. J.K.A. Musäus, Melechsala |
---|---|
bei Leibe / beileibe | wer viel frisst, muss beileibe nicht gut bei Leibe sein |
bei Lichte | bei Lichte betrachtet |
bei Tage | Du ahntest nicht, daß Deine Werthermiene, der Drang überschwänglicher Gefühle, bei Tage besehen, der spottlustigen Prinzessin widerwärtig werden mußte! Rezension zu „König Rübezahl und seine Gnomen, Gedicht von Heinr. Schwarzschild“ in: Die Grenzboten 1842, S. 310 |
beim Worte | Gut, ich nehme Ihn beim Worte. Karl May, Die Reitprobe (in: Unter den Werbern) |
mit Präposition in/im
im Banne | |
---|---|
im Bilde | … um im Bilde zu bleiben … |
im Bunde | Ich sei, gewährt mir die Bitte, / In eurem Bunde der Dritte! Friedrich Schiller: „Die Bürgschaft“ |
im Falle | |
im Gange | Bei 49 Bahnen waren […] gerichtliche Schritte im Gange; bei 26 anderen Arrangements in Schwebe. Louis Schmidt: Handbuch des Eisenbahnwesens in ökonomischer, rechtlicher, administrativer und technischer Beziehung, dritter Band, Stuttgart: Julius Maier, 1875, S. 280 |
im Geiste | |
im Grabe umdrehen | |
in hohem/geringem Grade | |
im Grunde | |
im Halse steckenbleiben | |
im Jahre | |
im Lande | |
im Laufe des/der | im Laufe des Jahres |
in hohem/geringem Maße | |
im Sande verlaufen | |
im Sange | Rein im Sange, treu im Wort https://www.youtube.com/watch?v=bqXk684muyw |
im Schilde führen | |
im Sinne | im engeren Sinne, im weiteren Sinne, im Sinne der Erfindung |
im Stande (imstande) sein | |
im Werte | Waren im Werte von 2000 Euro |
im Zuge |
mit Präposition mit
mit dem Bade ausschütten | Es ist so; aber bei allen Revolutionen will man im Anfange das Kind mit dem Bade ausschütten. Johann Heinrich Pestalozzi, Lienhard und Gertrud |
---|---|
mit einem Schlage |
mit Präposition nach
nach dem Rechte | Die Verfassungsbeschwerde zum Bundesverfassungsgericht ist ausgeschlossen, soweit eine Beschwerde wegen Verletzung des Rechtes auf Selbstverwaltung nach dem Rechte des Landes beim Landesverfassungsgericht erhoben werden kann. Bundesverfassungsgerichtsgesetz, §91 Satz 2. |
---|
mit Postposition nach
dem Grunde nach | |
---|---|
dem Sinne nach | |
dem Werte nach |
mit Präposition über/überm
über Tage |
---|
mit Präposition unter/unterm
unter Tage |
---|
mit Präposition von/vom
vom Eise befreit | Vom Eise befreit sind Chrom und Bleche / durch Waschmittel und des Frühlings wärmenden Blick, / im Tale dröhnt Motorenglück. / Die Winterreifen, in ihrer Schwäche, / rollt’ man in dunkle Garagen zurück. Osterspaziergang 2012 |
---|---|
vom Lande kommen | |
vom Schlage | "Geistesriesen" vom Schlage eines Erdogan http://www.taz.de/!5212949/ |
vom Winde verweht |
mit Präposition zu/zum
zu Berge stehen | Und da der Geist an mir vorüberging, standen mir die Haare zu Berge an meinem Leibe. Lutherbibel, Hiob 4,15 |
---|---|
zu Bette liegen | Wenn sich Männer miteinander hadern, und einer schlägt den andern mit einem Stein oder mit einer Faust, daß er nicht stirbt, sondern zu Bette liegt: kommt er auf, daß er ausgehet an seinem Stabe so soll, der ihn schlug, unschuldig sein, ohne daß er ihm bezahle, was er versäumet hat, und das Arztgeld gebe. Lutherbibel, Exodus 21,18 |
zu Buche schlagen | |
zu Felde ziehen | |
zum Fraße | Er ließ den Scharfrichter rufen, befahl ihm, mich in eine Kiste einzusperren, in derselben hinaus zu schaffen, mir ferne von der Stadt das Haupt abzuschlagen, und mein Fleisch zerhackt den Vögeln zum Fraße hinzustreuen. Mährchen der Tausend und eine Nacht für Kinder von Albert Ludwig Grimm, Vierter Theil, Stuttgart: A.F. Macklot, 1829, S. 19 |
zu Gemüte führen | |
zu Gesichte stehen | |
zu Grabe geleiten / tragen | Als er hörte, dass fünfzig Grubenarbeiter einen zwölfjährigen Knaben zu Grabe geleiten wollten, obwohl dieser, soviel er wusste, nur ein umherstreifender Betteljunge gewesen war, fand er, dass dies der reine Wahnsinn sei. Selma Lagerlöf, Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen |
zu Grunde (zugrunde) gehen / legen / richten | |
zugute (zu Gute) halten | |
zu Hause (zuhause) | |
zu Holze fahren / ziehen | Ein Jäger zog zu Holze / dort äst ein guter Hirsch. / Hallo, beglückter Jäger, / heut' hast du gute Pirsch ... Deutsches Volkslied |
zu Kreuze kriechen | »Zu Kreuze kriechen«, wiederholte mein sonst so milder Freund Louis immer wieder, »ich will nicht hetzen, aber ich möchte mir das nicht gefallen lassen.« Arthur Schnitzler, Jugend in Wien: Eine Autobiographie |
zu Lande und zu Wasser | |
zu Leibe (zuleibe) rücken | |
zu Leide (zuleide) tun | |
zu Mute (zumute) sein | |
zu Nutze (zunutze) machen | |
zu Passe (zupasse) kommen | |
zu Pferde | Ein plumper Mensch, ohne Leichtigkeit in seinen Bewegungen, kann zwar fest, in vieler Hinsicht gut, aber nie mit Anstand zu Pferde sitzen. Von dem guten Anstand zu Pferde, in: Handbuch der niedern Reitkunst von Seyfert von Tennecker, Erster Band, Leipzig: Theodor Seeger, 1805, S. 253 |
zu Potte kommen | »Einmal muß doch gepfiffen werden, wenn man zu Potte kommen will.« Martin Schmidt-Gellersen (SPD), Rede im Deutschen Bundestag vom 13. März 1968 (S. 8224) |
zu Rande (zurande) kommen | |
zu Rate gehen / sitzen / ziehen | »Ich will mit mir zu Rate gehen, mein Kind,« sagte er ernst, »ich will meine Gedanken sammeln, um zur Klarheit zu kommen.« Oskar Meding, Zwei Kaiserkronen |
zu Stuhle kommen | [...] so sind auch meine Constipationen viel peinlicher geworden und ich muß oft 14 Tage lang mich unmenschlich abmartern, ehe ich zu Stuhle kommen kann. Heinrich Heine, Brief an Maximilian Heine 1850 |
zu Stande (zustande) bringen | |
zu Tage (zutage) treten | Versammlungen, in denen sozialdemokratische, sozialistische oder kommunistische, auf den Umsturz der bestehenden Staats- oder Gesellschaftsordnung gerichtete Bestrebungen zu Tage treten, sind aufzulösen. Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie, § 9 Abs. 1 |
zu Tische sitzen | Und es begab sich, da er zu Tische saß im Hause, siehe, da kamen viel Zöllner und Sünder und saßen zu Tische mit JEsu und seinen Jüngern. Lutherbibel, Matthäus 9,10 |
zu Tode erschrecken / hetzen / kommen / schinden | |
zu Wege (zuwege) bringen | |
zu Werke gehen | Und wie ich nun werde zu Werke gehen müssen, diese süße friedliche Eintracht der Seele mit ihrem Leibe zu stören? Friedrich Schiller, Die Räuber, 2. Akt, 1. Szene |
zum Wohle | Das nun hierdurch ausgeführte Erziehungswerk wäre das bleibende, sich stets erneuernde und immer größere Vollkommenheit aus sich entwickelnde Eigenthum aller beitragenden deutschen Frauen und Jungfrauen zum Heile zunächst ihres deutschen, in Wahrheit aber zu dem ihres ganzen Geschlechts; zum Wohle ihrer Kinder, aller deutschen Kinder, ja über diese hinaus zum Wohle der Kindheit überhaupt; zum Frieden zunächst ihrer Familien wie des ganzen deutschen Familienlebens, ja alles Familienlebens an sich; dadurch zum Segen ihres Volkes, aller Völker, ja der Menschheit und so für die Gegenwart und alle Zukunft. Friedrich Fröbel, „Kommt, lasst uns unsern Kindern leben!“ Entwurf eines Planes zur Begründung und Ausführung eines Kinder-Gartens, einer allgemeinen Anstalt zur Verbreitung allseitiger Beachtung des Lebens der Kinder, gefördert durch Pflege ihres Thätigkeitstriebes. Den Deutschen Frauen und Jungfrauen als ein Werk zu würdiger Mitfeier des vierhundertjährigen Jubelfestes der Erfindung der Buchdruckerkunst zur Prüfung und Mitwirkung vorgelegt, Ilmenau [1840], S. 11 |
zu Worte kommen | Der Narr lässt mich nicht zu Worte kommen. Ludwig Tieck, Der Blaubart |
zum Zwecke | Anstalt ist theils die Zubereitung zu einer Sache, wie wenn man sagt, Anstalt zu einer Reise oder einem Baue machen, theils das Ding selbst, was man veranstaltet hat, um zu einem gewissen Zwecke zu gelangen, wie wenn man von Unterrichts- oder Erziehungsanstalten spricht. Soche Anstalten waren auch die von den alten Philosophen errichteten Schulen. Denn sie hatten zum Zwecke, die Philosophie ihrer Stifter durch Fortpflanzung zu erhalten, also gleichsam traditional zu machen. Sie würden daher der Wissenschaft durch einseitige Beschränktheit geschadet haben, wenn nicht die Menge, die Eifersucht und der Kampf der Schulen diesem Nachtheile vorgebeugt hätte. Allgemeines Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften […] von D. Wilhelm Traugott Krug, 2. Aufl., 1. Bd, Leipzig: Brockhaus, 1832, Art. Anstalt |