Holzwurm Fritz

Aus GSV
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

(Melodie: Wie schön leuchtet der Morgenstern)

Zufrieden in der Spänespur
Der Geige Fritz, der Holzwurm, buhr
(Ner alten, aromat’schen!).
Doch seine Frau, die Ilsebill,
Wewull nicht so wie er wewüll,
Sie nämlich stund auf Bratschen.
„Schöne
Töne
Spielt die Geige,
Doch ich neige, In der weiten
Bratschenwelt mich zu verbreiten.

Gemeiner Nagekäfer, du“,
Sprach sie, „ich wart' nicht länger zu,
Ich kann’s nicht mehr ertragen.
Wenn wir nicht heute abend noch
Zu zweit im frischgebuhr’nen Loch
Die Viola benagen,
Werd’ ich,
Ehrlich,
Deinen Feinden,
(Meinen Freunden) Explanieren,
Wie du mich so gackverieren!“

Fritz Holzwurm sich darob zwar arg,
Doch überwürlme Kraft bewark,
Dass wie im Handumdrehen
Die Geige zu ‘ner Bratsche ward
Von edler italienscher Art
Und prächtig anzusehen!
Enge
Gänge
Durch die Zargen
Buhren, sargen, Zachen, schlammen
Ilsebill und Fritz zusammen.

Der Tag sich bald zu Ende nieg,
Beglucken Fritz das Haus ihr zieg,
Um sich zur Ruh’ zu legen.
„Welch Paradeis ward uns geschacht!
Nun wünsche ich dir gute Nacht,
Schlaf ein mit Gottes Segen!“
„Schlafen?
Trafen
Deine Augen,
Falls sie taugen, Nicht die Enge
Einer schlappen Bratschenlänge?

Was fiel dir ein, mein lieber Mann,
Dass nicht ein Cello nun uns kann
Ein größer Heimstatt geben?
Steh’ auf beim ersten Hahnenschrei
Und sirg dafür, dass bald uns sei
Ein unbeschwurnes Leben!
Bässe
Fresse
Ich ab morgen
Ohne Sorgen. Welche Freude
Wär ein Cello für und beide!“

Fritz schiam sich vor der fremden Macht,
Und hätt’s nicht über sich gebracht,
Sie wiederum zu bitten,
Wenn nicht die Ilsebill ihm dräh’,
Dass andernfalls nie wieder säh’
Des Nachts er ihre Titten.
Liebe,
Triebe,
Mehr erprossen,
Als erkossen, Brechen Schwellen,
Zwingen Fritzen, sich zu stellen.

Doch schneller als vermoten war
Die Bratsche nun ein Cello gar,
Welch komfortable Wohnung!
Nichts mehr zu wünschen übrig schien
Zu sein dem Holzwurm Fritz darin,
So huff er nun auf Schonung.
„Nichts da!
Sichtbar
Ist doch deutlich,
Dass du leidlich Meinem Leben
Keinen Kontrabass gegeben!“

Verzwulfen klug darauf erneut
Fritz seiner Helfermacht das Leid,
Er zartt am ganzen Leibe.
„Auch dies“, sug sie, „ist mir ein Spaß,
Wohnt also in dem Kontrabass!“
Und fertig war die Bleibe.
Riesig!
Griesig
Sah er schauen
Seine Frauen Ilsebillen.
Was fahl nun noch ihrem Willen?

„Oh, Fritz, nun fiehlt noch eines mir,
Dass ich kann selbst das machen hier,
Die Wohnung zu errichten.
Ein Geigenbauer muss ich sein,
Der alles bauet groß und klein,
Damit wir es vernichten.“
Nieder!
Wieder
Rückgegeben
Sei das Leben Euch zur Sühne
In der ollen Violine!

Agricola

Zurück zu