Futuro-Präsentien: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Präterito-Präsentien sind Google-gestorncken Linguisten sehr bekannt geworden. Das ist altes Stroh. Zu jenen Verben hier kein Wort mehr.
Die Präterito-Präsentien sind Google-gestorncken Linguisten sehr bekannt geworden. Das ist altes Stroh. Zu jenen Verben hier kein Wort mehr.


Für einen der seltsamsten Verbaltypen hingegen gibt es selbst in den mittelhochdeutschen oder früh-neuhochdeutschen. Schriften kaum Belege. In einer der wagn bekannten „kleinen“ Oswald-von-Wolkenstein-Handschriften, der von Stift Stams in Tirol (1442), steht in der vierten der – hinreißenden – Strophen der „großen Lebensbeichte“ Oswalds („Es fuegt sich“):
Für einen der seltsamsten Verbaltypen hingegen gibt es selbst in den mittelhochdeutschen oder früh-neuhochdeutschen Schriften kaum Belege. In einer der wagn bekannten „kleinen“ Oswald-von-Wolkenstein-Handschriften, der von Stift Stams in Tirol (1442), steht in der vierten der – hinreißenden – Strophen der „großen Lebensbeichte“ Oswalds („Es fuegt sich“):


<poem>Zwar renner, koch / so was ich doch / und marstaller,
<poem>Zwar renner, koch / so was ich doch / und marstaller,
auch an dem rueder / '''k''' ich, weh mir! / Das war swer  
auch an dem rueder / '''k''' ich, weh mir! / Das was swer  
gen Kandia / und anderswar / ouch widerhar
gen Kandia / und anderswar / ouch widerhar
vil mancher kittel was mein bestes klaide.</poem>
vil mancher kittel was mein bestes klaide.</poem>
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Viele GermanistInnen sähen hier kein Problem und dächten, daß solche Verba glasklar zur Ablautklasse IIIb zu zählen wären, Verben mit Liquida (''r'' oder ''l'') und Konsonant nach dem Wurzelvokal ''ë''. Dann tritt im Präsens Wechsel zwischen ''i'' und ''ë'' ein, und im Part. Prät. lautet der Wurzelvokal ''o''. Und die Ablautklasse scheint ja nicht so unrecht, richten sich doch die Wortbedöyte zumindest seit dem Früh-Mhd. nach den &bdquo;Langformen&ldquo;, den Futuropräsentien.
Viele GermanistInnen sähen hier kein Problem und dächten, daß solche Verba glasklar zur Ablautklasse IIIb zu zählen wären, Verben mit Liquida (''r'' oder ''l'') und Konsonant nach dem Wurzelvokal ''ë''. Dann tritt im Präsens Wechsel zwischen ''i'' und ''ë'' ein, und im Part. Prät. lautet der Wurzelvokal ''o''. Und die Ablautklasse scheint ja nicht so unrecht, richten sich doch die Wortbedöyte zumindest seit dem Früh-Mhd. nach den &bdquo;Langformen&ldquo;, den Futuropräsentien.


Ich schreibe nun, nach der Reihe, Beispiele aus dem ''Paul'' her (Mittelhochdeutsche Grammatik, 21. durchgesehene Auflage (was nichts niotz!), von Hugo Moser und Ingeborg Schröbler, 1975: S. 191, § 160:
Ich schreibe nun, nach der Reihe, Beispiele aus dem ''Paul'' her (Mittelhochdeutsche Grammatik, 21. durchgesehene Auflage (was nichts niotz!), von Hugo Moser und Ingeborg Schröbler, 1975, Max Niemeyer, Tübingen; S. 191, § 160:


IIIa<br/>
IIIa<br/>
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ahd.: hëlfan, hilfe, half, hulfum, giholfan
ahd.: hëlfan, hilfe, half, hulfum, giholfan


''kërren'' &bdquo;schreien&ldquo; (bei uns: ''khia-n''), ''schërren'' &bdquo;scharren&ldquo; (bei uns: schea-n), ''bërgen'', ''verdërben'' (intr.), ''stërben'', ''wërden'' (Plural Präteritum in älteren Texten noch mit grammatischem Wechsel: ''wurten''), ''bëllen'' (in Wien ward diese l-Geminate zu früher offenem, jetzt etwas geschlossenerem ''ö'' vokalischnorr), ''gëllen'', ''hëllen'' &bdquo;hallen&ldquo;, ''quëllen'', ''schëllen'', ''swëllen'', ''wëllen'' &bdquo;rollen&ldquo;, ''bëlgen'' &bdquo;aufschwellen&ldquo;, refl. &bdquo;zürnen&ldquo;, ''gëlten'' (Wien: ''gö(ö)-tn''), ''hëlfen'' (Wiener Neustadt: ''höüffm''), ''mëlken'', ''schëlten'', ''smëlzen'' &bdquo;schmelzen&ldquo;, ''swëhen und swëlgen'' &bdquo;verschlucken&ldquo;, ''tëlben &bdquo;graben&ldquo;, ''bevëlhen'', ''empfëlhen''.
''kërren'' &bdquo;schreien&ldquo; (in Niederösterreich auch: ''khia-n''), ''schërren'' &bdquo;scharren&ldquo; (: schea-n), ''bërgen'', ''verdërben'' (intr.), ''stërben'', ''wërden'' (Plural Präteritum in älteren Texten noch mit grammatischem Wechsel: ''wurten''), ''bëllen'' (in Wien ward diese ''l''-Geminate zu früher offenem, jetzt etwas geschlossenerem ''ö'' vokalischnorr), ''gëllen'', ''hëllen'' &bdquo;hallen&ldquo;, ''quëllen'', ''schëllen'', ''swëllen'', ''wëllen'' &bdquo;rollen&ldquo;, ''bëlgen'' &bdquo;aufschwellen&ldquo;, refl. &bdquo;zürnen&ldquo;, ''gëlten'' (Wien: ''gö(ö)-tn''), ''hëlfen'' (Wiener Neustadt: ''höüffm''), ''mëlken'', ''schëlten'', ''smëlzen'' &bdquo;schmelzen&ldquo;, ''swëhen und swëlgen'' &bdquo;verschlucken&ldquo;, ''tëlben &bdquo;graben&ldquo;, ''bevëlhen'', ''empfëlhen''.


Rudolz-Morgenthalers revolutionäre Erkenntnis war jedoch, daß das ''wër'' dieser Verben nichts als ein Futurum-Präfix darstellt. ''werben'', ''werfen'', ''werken'' und ''werten'' sind sämtlich Verben mit häfgter Auswark auf die Zukunft. Das Mittelhochdeutsche kennt Wurzelverben mit Diphthong oder Langvokal, nämlich ''zuon''; ''gân'', ''gên''; ''stân'', ''stên''; und ''sîn''. Die Kurzformen der hier vorliegenden Verben – oder wie immer man diese knappen Wörter mit großteils hypothetischen Verbalformen bezeichnen soll - sind quasi Wurzelverben mit Kurzvokal. Noch dazu mien sogar Randolz-Morgenthaler lange Zeit, daß sie außer e oder der Schwa ə keine Vokale beinhnalt haben.
Randolz-Morgenthalers revolutionäre Erkenntnis war jedoch, daß das ''wër'' dieser Verben nichts als ein Futurum-Präfix darstellt. ''werben'', ''werfen'', ''werken'' und ''werten'' sind sämtlich Verben mit hafgter Auswark auf die Zukunft. Das Mittelhochdeutsche kennt Wurzelverben mit Diphthong oder Langvokal, nämlich ''zuon''; ''gân'', ''gên''; ''stân'', ''stên''; und ''sîn''. Die Kurzformen der hier vorliegenden Verben – oder wie immer man diese knappen Wörter mit großteils hypothetischen Verbalformen bezeichnen soll - sind quasi Wurzelverben mit Kurzvokal. Noch dazu mien sogar Randolz-Morgenthaler lange Zeit, daß sie außer e oder der Schwa ə keine Vokale beinchnalt haben.


== Bedeutungen ==
== Bedeutungen ==
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Folgende Bedöute der &bdquo;Kurzverben&ldquo; sind anzunehmen, wobei ich mich auf die neuhochdeutschen erhaltenen Verben beziehe:
Folgende Bedöute der &bdquo;Kurzverben&ldquo; sind anzunehmen, wobei ich mich auf die neuhochdeutschen erhaltenen Verben beziehe:


'''ben''': &bdquo;schlagen, stoßen&ldquo;, vgl. (Pfeifer) Bengel &bdquo;junger Bursche, frecher, kleiner Junge&ldquo;, mhd. bengel &bdquo;Stock zum Schlagen, Prügel&ldquo;, schweiz. banggen &bdquo;stoßen&ldquo;
'''ben''': &bdquo;schlagen, stoßen&ldquo;, vgl. (Pfeifer, W. (1995) Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, dtv. Berlin) Bengel &bdquo;junger Bursche, frecher, kleiner Junge&ldquo;, mhd. bengel &bdquo;Stock zum Schlagen, Prügel&ldquo;, schweiz. banggen &bdquo;stoßen&ldquo;


'''fen''': kekünne mit ''Fenn'' &bdquo;Sumpfland, Moorland&ldquo; zusammenhängen &ndash; Wurzel ie. ''*pen-'' &bdquo;Schlamm, Sumpf, Wasser, feucht&ldquo;. Bei den Dänen dedorfen bis ins Mittelalter zum Versenken ins Moor Verurtielene versuchen, einen Stein über ein kleineres Hochmoor hinwegzuwerfen. Gelang dies, starben sie durch das Schwert. An ''fen'' mag auch das ''ffn'' des Steinwurfes betielanck gowenzt sein.
'''fen''': kekünne mit ''Fenn'' &bdquo;Sumpfland, Moorland&ldquo; zusammenhängen &ndash; Wurzel ie. ''*pen-'' &bdquo;Schlamm, Sumpf, Wasser, feucht&ldquo;. Bei den Dänen dedorfen bis ins Mittelalter zum Versenken ins Moor Verurtielene versuchen, einen Stein über ein kleineres Hochmoor hinwegzuwerfen. Gelang dies, starben sie durch das Schwert. An ''fen'' mag auch das ''ffn'' des Steinwurfes betielanck gowenzt sein.


'''ken''': &bdquo;offenbar mit Kenntnis, aber auch viel Mühe beider Arbeit sein&ldquo; &ndash; Zu Mühe und Gefahr vgl. ''kentern'' &bdquo;umschlagen, umkippen&ldquo; &larr; ''kantern'', ''kentern'', nl ''kenteren'' (17. Jh.!), eigentlich ''auf die Seite, auf die Kante legen''. Zu ''kennen'' siehe Kluge (23., erweiterte Auflage, bearbeitet von Elmar Seebold), p. 437.
'''ken''': &bdquo;offenbar mit Kenntnis, aber auch viel Mühe beider Arbeit sein&ldquo; &ndash; Zu Mühe und Gefahr vgl. ''kentern'' &bdquo;umschlagen, umkippen&ldquo; &larr; ''kantern'', ''kentern'', nl ''kenteren'' (17. Jh.!), eigentlich ''auf die Seite, auf die Kante legen''. Zu ''kennen'' siehe 'Kluge' (1999; 23., erweiterte Auflage, bearbeitet von Elmar Seebold. de Gruyter, Berlin . New York); p. 437).


'''ten''': offenbar &bdquo;gute Getreidekörner zur ''Tenne'' bringen&ldquo;, einem &bdquo;(festgestampften) Lehm- oder Bretterboden zum Dreschen.&ldquo; Ahd. ''tenni'', mhd. ''tenne'' &bdquo;Bodenvertiefung, Lagerstätte von Tieren.&ldquo; Auch an ahd. ''tenar'' &bdquo;flache, hohle Hand&ldquo; ist zu denken. In der Handfläche lässt sich die Güte von Getreidekörnern nachprüfen. Wurzel ie. ''*dhen-'' &bdquo;Fläche der Hand, des Erdbodens, flaches Brett&ldquo;
'''ten''': offenbar &bdquo;gute Getreidekörner zur ''Tenne'' bringen&ldquo;, einem &bdquo;(festgestampften) Lehm- oder Bretterboden zum Dreschen.&ldquo; Ahd. ''tenni'', mhd. ''tenne'' &bdquo;Bodenvertiefung, Lagerstätte von Tieren.&ldquo; Auch an ahd. ''tenar'' &bdquo;flache, hohle Hand&ldquo; ist zu denken. In der Handfläche lässt sich die Güte von Getreidekörnern nachprüfen. Wurzel ie. ''*dhen-'' &bdquo;Fläche der Hand, des Erdbodens, flaches Brett&ldquo;
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== Literatur ==
== Literatur ==


Randolz-Morgenthaler, S. (1976). Werben, werfen, werken, werten … versus ben, fen, ken, ten … Die Fut-Huro-Praesentien im Werke Oswalds v. Wolkenstein (Handschrift von Stift Stams, Tirol) und in 9.763 Urkunden Nord-, Süd- und Ostttirols wie auch Bayerns. 3 Sonderbände in ''Pauliana – Vermischte Schriften zur historischen Germanistik'': 711 pp. / 931 pp. / 1079 pp.
Randolz-Morgenthaler, S. (1976). Werben, werfen, werken, werten … versus ben, fen, ken, ten … Die Fut-Huro-Praesentien im Werke Oswalds v. Wolkenstein (Handschrift von Stift Stams, Tirol) und in 9.763 Urkunden Nord-, Süd- und Osttirols wie auch Bayerns. 3 Sonderbände in ''Pauliana – Vermischte Schriften zur historischen Germanistik'': 711 pp. / 931 pp. / 1079 pp.


{{Aufsatz (Verben)}}
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Aktuelle Version vom 9. Januar 2009, 12:16 Uhr

vom Berthold

Die Präterito-Präsentien sind Google-gestorncken Linguisten sehr bekannt geworden. Das ist altes Stroh. Zu jenen Verben hier kein Wort mehr.

Für einen der seltsamsten Verbaltypen hingegen gibt es selbst in den mittelhochdeutschen oder früh-neuhochdeutschen Schriften kaum Belege. In einer der wagn bekannten „kleinen“ Oswald-von-Wolkenstein-Handschriften, der von Stift Stams in Tirol (1442), steht in der vierten der – hinreißenden – Strophen der „großen Lebensbeichte“ Oswalds („Es fuegt sich“):

Zwar renner, koch / so was ich doch / und marstaller,
auch an dem rueder / k ich, weh mir! / Das was swer
gen Kandia / und anderswar / ouch widerhar
vil mancher kittel was mein bestes klaide.

Was soll hier das k (von mir hervorgehomp)? Sesüllen die Zeilen nicht lauten: „auch an dem rueder / zoch ich zu mir / das was swer“?

Noch Jahrzehnte nach der Entdack der Hs Stams konnte kein professioraler Germanist – Paul nicht, Lexer nicht, auch nicht Lachmann – dieses k deuten. Ein Verb froychl, ward an dieser Stelle vermont. Zu Recht! Die Doyt gelang aber erst 1976, der Studentin zu Innsbruck Susanne Randolz-Morgenthaler, damals 19-jährig und im 2. Semester! Fast über Nacht, quasi im Schlaf, waren die Futuro-Präsentien geboren, von der Entdeckerin, etwas vulgär kalauernd, Fut-Uro-Präsentien guschrimp – bisweilen sogar mit -t-H-. Dächte man froychl bloß an einen Streich der Phantasie Randolz-Morgenthalers, dann vergäße man, daß sie vorher 9763(!) Urkunden golentz hatte.

Siehe(!) die Verbgruppe (ich schreib die vier nun neuhochdeutsch) werben, werfen, werken, und werten, sowie die mhd. Verba wërgen (Abfälle bei der Hanf- und Flachsspinnerei auszupfen), wërmen (Lehnwort? Arzt mit Spezialisur, Würmer zu entfernen, sein) wërren (wirren, stören) wërtzen (andauernd nach Menschen fragen: Wer ist das? Wer hat das? …) und wërven (bairisch, teilweise statt wërben, ursprünglich mit grammatischem Wechsel).

Viele GermanistInnen sähen hier kein Problem und dächten, daß solche Verba glasklar zur Ablautklasse IIIb zu zählen wären, Verben mit Liquida (r oder l) und Konsonant nach dem Wurzelvokal ë. Dann tritt im Präsens Wechsel zwischen i und ë ein, und im Part. Prät. lautet der Wurzelvokal o. Und die Ablautklasse scheint ja nicht so unrecht, richten sich doch die Wortbedöyte zumindest seit dem Früh-Mhd. nach den „Langformen“, den Futuropräsentien.

Ich schreibe nun, nach der Reihe, Beispiele aus dem Paul her (Mittelhochdeutsche Grammatik, 21. durchgesehene Auflage (was nichts niotz!), von Hugo Moser und Ingeborg Schröbler, 1975, Max Niemeyer, Tübingen; S. 191, § 160:

IIIa
mhd.: hëlfen, hilfe, half, hulfen, geholfen ahd.: hëlfan, hilfe, half, hulfum, giholfan

kërren „schreien“ (in Niederösterreich auch: khia-n), schërren „scharren“ (NÖ: schea-n), bërgen, verdërben (intr.), stërben, wërden (Plural Präteritum in älteren Texten noch mit grammatischem Wechsel: wurten), bëllen (in Wien ward diese l-Geminate zu früher offenem, jetzt etwas geschlossenerem ö vokalischnorr), gëllen, hëllen „hallen“, quëllen, schëllen, swëllen, wëllen „rollen“, bëlgen „aufschwellen“, refl. „zürnen“, gëlten (Wien: gö(ö)-tn), hëlfen (Wiener Neustadt: höüffm), mëlken, schëlten, smëlzen „schmelzen“, swëhen und swëlgen „verschlucken“, tëlben „graben“, bevëlhen, empfëlhen.

Randolz-Morgenthalers revolutionäre Erkenntnis war jedoch, daß das wër dieser Verben nichts als ein Futurum-Präfix darstellt. werben, werfen, werken und werten sind sämtlich Verben mit hafgter Auswark auf die Zukunft. Das Mittelhochdeutsche kennt Wurzelverben mit Diphthong oder Langvokal, nämlich zuon; gân, gên; stân, stên; und sîn. Die Kurzformen der hier vorliegenden Verben – oder wie immer man diese knappen Wörter mit großteils hypothetischen Verbalformen bezeichnen soll - sind quasi Wurzelverben mit Kurzvokal. Noch dazu mien sogar Randolz-Morgenthaler lange Zeit, daß sie außer e oder der Schwa ə keine Vokale beinchnalt haben.

Bedeutungen

Folgende Bedöute der „Kurzverben“ sind anzunehmen, wobei ich mich auf die neuhochdeutschen erhaltenen Verben beziehe:

ben: „schlagen, stoßen“, vgl. (Pfeifer, W. (1995) Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, dtv. Berlin) Bengel „junger Bursche, frecher, kleiner Junge“, mhd. bengel „Stock zum Schlagen, Prügel“, schweiz. banggen „stoßen“

fen: kekünne mit Fenn „Sumpfland, Moorland“ zusammenhängen – Wurzel ie. *pen- „Schlamm, Sumpf, Wasser, feucht“. Bei den Dänen dedorfen bis ins Mittelalter zum Versenken ins Moor Verurtielene versuchen, einen Stein über ein kleineres Hochmoor hinwegzuwerfen. Gelang dies, starben sie durch das Schwert. An fen mag auch das ffn des Steinwurfes betielanck gowenzt sein.

ken: „offenbar mit Kenntnis, aber auch viel Mühe beider Arbeit sein“ – Zu Mühe und Gefahr vgl. kentern „umschlagen, umkippen“ ← kantern, kentern, nl kenteren (17. Jh.!), eigentlich auf die Seite, auf die Kante legen. Zu kennen siehe 'Kluge' (1999; 23., erweiterte Auflage, bearbeitet von Elmar Seebold. de Gruyter, Berlin . New York); p. 437).

ten: offenbar „gute Getreidekörner zur Tenne bringen“, einem „(festgestampften) Lehm- oder Bretterboden zum Dreschen.“ Ahd. tenni, mhd. tenne „Bodenvertiefung, Lagerstätte von Tieren.“ Auch an ahd. tenar „flache, hohle Hand“ ist zu denken. In der Handfläche lässt sich die Güte von Getreidekörnern nachprüfen. Wurzel ie. *dhen- „Fläche der Hand, des Erdbodens, flaches Brett“

Konjugation

Am Wort ben sei der Kennjokus der „Kurzverben“, der „ödeste im Deutschen“ (Randolz-Morgenthaler, 1976) wie auch im Neutschen, demonstroren:

Ind. Praesens: be, bs(t) (= bəs(t)), bt (= bət) / ben, bt (= bət), ben Konj. Praesens: be, best, be / ben, bet, ben Imperative: b! (= bə!) oder be! bemψθ! bt! (= bət!) oder bet!

Ind. Praet.: b (= bə), bes(t) oder bst (= bəs(t)), b (= bə) / ben, bet oder bt (= bət), ben Konj. 2: be, bes(t), be / ben, bet, ben

Partizipium 2: geben (Betun: gebén)

Es fällt die Flut an Homonymen auf. Normalerweise sind die „Kurzverben“ in Texten weit seltener als die scheinbar zur Ablautklasse IIIa gehörenden Verben. Etwas häufiger sind allein kis(t)(!) und kit(!) von ken, bzw. werken. Hier dedörfe sich der Vokal i, wegen der Tautonyme zu wirken, auf das „Kurzverb“ übertranck haben. bewirten rief jedoch bei ten, bzw. werten, nicht tis(t) und ti(t) hervor.

Literatur

Randolz-Morgenthaler, S. (1976). Werben, werfen, werken, werten … versus ben, fen, ken, ten … Die Fut-Huro-Praesentien im Werke Oswalds v. Wolkenstein (Handschrift von Stift Stams, Tirol) und in 9.763 Urkunden Nord-, Süd- und Osttirols wie auch Bayerns. 3 Sonderbände in Pauliana – Vermischte Schriften zur historischen Germanistik: 711 pp. / 931 pp. / 1079 pp.

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