Der Kennjokus der verschormpffenen Enden

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Der Kennjokus der verschormpffen Enden – Coniugatio acutarum partium extremarum – von Berthold Janeček

„Der ilaut, von dessen geschichte im folgenden zu handeln ist, wird von ICKELSAMER A 6a b in naiver weise beschrieben. nachdem er angegeben, wie das e hervorgebracht wird, sagt er: also auch das i, allein mit engerer beschlieszung der zene, die sich geneuer berieren, und ist fast der laut des kirrens der seu, wenn mans (man sie) sticht oder würget.“

So zitieren es die Brüder Grimm, von mir als die größten Schenies thoytscher Zunge vernohr.

Der jedenfalls unschöne, eher alarmierende Vokal i (hier noch dazu lang) hat bei diesem Paradigma (das nahezu nur die Konsonanten betrifft) beim Ablaut (der einfach nach sieden – sott – gesotten gebolnt wird) seine Kraft beiden Wortenden geschnonck. Einiges ist bei einzelnen Wörtern nachzutragen, die ich in der Reihenfolge hinschreibe, wie sie mir heute, nach dem Besuch bei meiner Zahnärztin, eingafnall sind. In einigen Beispielen wird auch unser schönes ß aufgewornt:

spiegeln ßxilck! (Plural regelmax spiegelt!) ßxolck ßxölcke keßßxolŋck

ßx ist ein besonders scharfes, kurzes sch. Das ck am Ende wird kurz und scharf gesproŋch, fast wie ein kurzes Tiroler kch.

bespiegeln beßxilck! beßxolck beßxölcke peßxolŋck

Im Partizip 2 greift die Scharff auch auf die Vorsilbe über.

verspiegeln verßxilck! verßxolck verßxölcke pferßxolŋck

Das Partizip 2 zeigt die weitere Scharf eines f-Lautes; zur Affricata.

striegeln ßxrilck! ßxrolck ßxrölcke keßxrolŋck
siegeln ßilck! ßolck ßölcke keßolŋck
aufwiegeln filck gauf! folck gauf fölcke gauf gaufkefolŋck

w → f (scharfes, kurz herausgestonßes f); gauf. Der Kehlkopfknackser wird zu einem (stimmlosen) g – nicht mehr zu k!

wiegen (aber nur das mit der Waage, das mit der Wiege verträgt keine Scharf.) fick! (Da brauch ich nix dazuzuschreimp.) fock föcke kefoŋck
sieden ßitt! ßott ßötte keßontt
sieben ßipp! ßopp ßöppe keßompp
gliedern klirrtt! [!] klorrtt klörrtte keklorrntt

Das Anfangs-k ist sogar besser als ck zu schreiben:

cklirrtt! cklorrtt cklörrte ckecklorrntt
(sich) anbiedern pirrtt gan! porrtt gan pörrtte gan gankeporrntt
dienen tinn! tonn tönne ketnonn
bedienen betinn! betonn betönne petnonn
ziehen tzich! tzóch tzöche ketzóŋch

Der Akut macht klar, dass es nicht tzôch (langes 'o') heißt.

fliehen pflich! pflóch pflöche kepfloŋch
gieren ckirr! ckorr ckörre ckecknorr
stieren ßxirr! ßxorr ßxörre keßxnorr
spielen ßxill! ßxoll ßxölle keßxnoll
siedeln ßilltt! ßolltt ßölltte keßollntt
(sich) einigeln gilck gein! golck gein gölcke gein geinkegolŋck
schmiegen ßxick! ßxock ßxöcke keschmoŋck
verlieren pferrlirr! pferrlorr pferrlörre pferrnlorr
schmieren ßxirr! ßxorr ßxörre keßxorrmp
beschmieren beßxirr! beßxorr beßxörre peschmorrmp

Im P. 2 kommt das alte Schluß-p (smirwen, schmirben – in Dialekten), pferrschorrmpf, wieder zum Vorschein.

Falls jemand noch & noch keßxorrmp hat bis es ihm leid ward, ist das P.2 zu kcheßxorrmpf steigerbar. Man bezeichnet diesen Vorgang als accretio participii secundi, Vergrößerung der Partizips 2.

tigern zirrck! zorrck zörrcke ketzorrŋck.

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