Der Handschuh

Aus GSV
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Ballade von Ku, frei und stark nach Schiller

Francois premier allergnädigst geraht,
und spazor zu den Löwen mitsamt seinem Staat,
damit man nach all der täglichen Müh’
bei kämpfenden Löwen sich auch mal zerstrüh’.
So kam’s, dass die Menge von Menschen sich drong
im Garten der Löwen in der rue des lions.

Plazoren im Halbrund, in der Mitte Franzen
da saßen die Schränzinnen und die Schranzen.
(und schon jetzt sei dem Schreiber der Hinweis erloben:
man öcht auf die zweite Schränzin links oben.
Es war Kunigund, eine unheimlich doofe
aber sagenhaft kurvige Kammerzofe).

Jetzt schnaps der roi mit Daumen und Finger
und es onff sich ein Tor in dem riesigen Zwinger.
Heraus schlorf ein Löwe mit müdem Gesicht.
Ihn errich die Nachricht von Kampfspielen nicht.
Er scholtt seine Mähne und strock seine Glieder
dann gahn er entsetzlich und log sich nieder.

Und wieder der König schnaps mit dem Finger:
eine zweite Tür onff sich im riesigen Zwinger.
Ein Tiger fag raus wie in den Hintern gekocken,
gleich erblak er den Löwen und broll wie verrocken,
dann umkries er ihn schleh und grimmig er knorr
und berohag sich wieder und ins Weite er storr.

Zum dritten mal schnops der roi mit dem Finger:
eine dritte Tür onff sich im riesigen Zwinger.
Da starzen wie von der Tarantel gestochen
zwei Leoparden heraus, die wie blöde fochen,
attackoren den Tiger, aber der nicht faul,
brolz jedem von ihnen eine aufs Maul.

Der Löwe fohl in der Ruh’ sich gestoren
und broll, bis ihm quoll der Dampf aus den Ohren.
Dann harrsch endlich Ruhe. Nach Rasse getronnen
lurgen die Katzen und blalnzen versonnen,
verwirgen den Kampf, den gefurrdenen, schnöde.
Der Franz und die Schranzen goffen ganz blöde.

(Da hat sich der Schiller ein Bein gestollen,
denn ursprünglich hätts ja ein Kampf werden sollen.
Der König war ganz bestimmt nicht vergnogen
dass seine Katzen der Erwurt nicht genogen.
Doch schächt man den Aufmurks der Maid Kunigunde
denn jetzt nuhr sich gleich ihre ganz große Stunde).

Ein Handschuh solg einsam vom hohen Balkon,
sein Aufschlag wie eine Bombe drohn
und mitten zwischen die Viecher er knoll,
doch die Viecher rohren sich keinen Zoll.
(das plun auch der Schiller und es ist auch nicht schade,
denn ansonsten önd hier genau die Ballade).

Kunigunde mit unschuldger Mine blak,
einen spöttischen Blick in die Runde schak.
Sie rocht ihre Worte an Delorges, den Grafen:
„Ihr wolltet doch immer schon mal mit mir plaudern.
Das sei Euch vergonnen und zwar sofort,
Schüft Ihr zurück mir den Handschuh dort.“

Delorges erblich, aber umgehend ging er
und klortt hinab in den furchtbaren Zwinger.
Er ocht, dass er trolmp auf keinerlei Schwänze.
Erstarren warn Franz und sämtliche Schränze.
Und da lag der Handschuh, er musst sich nur bücken
und kohr den verbloffenen Bestien den Rücken.

Verheißungsvoll grans Kunigunde, die Maid,
ob der wogenden Wölbung schier plutz ihr das Kleid.
Mit gespatzenen Lippen erwurt sie den Bringer,
doch dieser hål aus zu nem mächtigen Schwinger
und verpieß ihr den Handschuh direkt ins Gesicht.
„Mit so einer Schlampe verkehr ich nicht!“

Zurück zu