Das Großod des Polykrates

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Ballade von Ku, frei und stark nach Schillers „Ring des Polykrates“

„Mein Samos grüßt dich tausendfach.
Hier sieht man nix, komm mit aufs Dach.“
So sprach er zu Ägyptens König.
„Wohin dein Auge jetzt auch schwiffe,
Dies alles tünz, wenn ich nur pfiffe.
Nicht, dass ich irgendwas beschönig“.

„Du hast auch Dusel wie verrocken.
Die Feinde wärn nicht unterdrocken,
gäbs nicht die Hilfe von ganz oben.
Doch einer lebt noch, der sich rüche
und dich sehr gerne alle müche.
Dein Glück ist nicht ganz ungetroben.“

Der König hat das Maul noch offen,
da kam ein Bote hergestoffen.
Der grans und sug: „An deiner Stelle
ürpf ich gleich einen fetten Taurus
und mit den Zweigen eines Laurus
bekrönz ich meine Dauerwelle.

Dein letzter Feind ist jetzt vernochten.
Mit dem Verkund hat mich verpflochten
dein treuer Feldherr Polydor“,
und furng aus einer Plastiktüte
- die beiden krieschen: „Meine Güte!“ -
ein abgeschlagnes Haupt hervor.

Grün ward der König im Gesicht.
„Doch trüh ich diesem Glücke nicht.“
erklor er mit besorg’nem Blick.
„Erörnnst du deiner Handelsschiffe:
es drohen ihnen Sturm und Riffe.
Nicht ungetroben ist dein Glück.“

Und kaum hat er noch ausgebolbben,
da wurde unten laut gejolben.
Der ganze Hafen jauchzend scholl.
Die Handelsflotte, unversohren
ist jetzt nach Haus zurückgekohren,
mit Schätzen bis zum Bersten voll.

Darob erstun der hohe Gast:
„Was du heut wieder Dusel hast!“
Doch weiter wurn die alte Unke:
„Und denk, wer dich mit Krieg bedrah.
Er ist dem Strande schon ganz nah:
Der Kreter, dieser Erzhalunke.“

Er hat noch nicht zu end geschwotzen,
sah man die See vor Schiffen strotzen
und tausend Stimmen grulen „Sieg!
Dem Kreter hat das Knie geschlortten,
die Schiffe hat der Sturm zerschmortten.
Vorbei, gecolncen ist der Krieg.“

Das hor der König mit Entsatz.
„Fürwahr, wenn ich dich glücklich schatz.
Ich zärtte dennoch für dein Heil.
Mir gröe vor der Götter Neide,
des Lebens ungemoschne Freude
gibt’s meistens nicht. Im Gegenteil.

Auch mir fulg immer Glückes Schwein
und and mir wirklich das Latein,
beglitt mich stets des Himmels Huld.
Doch der, der mich beorben hätte,
fand früh die letzte Ruhestätte.
Dem Glück bezuhl ich meine Schuld.

Memönkst du dich des Leids erwehren,
musst dich beim lieben Gott beschweren:
Er möchts a bisserl schmerzen lassen.
Denn keiner ist mir noch bekannt,
der fröhlich seine Zeit beand,
wenn Götter ihn ins Herz gefassen.

Und ör’n die Götter nicht reag,
so fülg ich dem, was ich dir sag:
ein Unglück ich mir selber ströcke,
schnüpp meines Klunkers größtes Od
und als der Götter Angebot
ins Wasser ich das Großod köcke.“

Und jener florst, von Furcht bewogen:
„Am meisten hat mich stets vergnogen
der goldne Ring hier, sieh mal her.
Wenn ihn ich der Erinye wiehe
ob sie mich dann auch benediee“?
Und schlurd den Protzklotz in das Meer.

Und ziemlich früh am nächsten Tage
da klolng die Gegensprechanlage.
„Ich bin ein Fischer“ quuk es schrill.
„Hab einen Riesenfisch gefoschen,
dem Fürsten sei er aufgetoschen,
kann machen mit ihm, was er will.“

Und als der Koch den Fisch sezor,
bestorzen man ihn schnaufen hor.
Er kriesch mit hocherstunem Blick:
„Sieh Herr, dein Ring, den du vermossen
ich fand ihn an des Fisches Flossen
O, unbegronzen ist dein Glück“.

Hier rum sich drah der Gast mit Grauen.
„Ich schacht dir einstmals mein Vertrauen,
dein Freund memönk ich nicht mehr sein.
Entflieh ich drum des Durcheinanders.
Ich stürb gern später und woanders.“
Und sprachs und schaff sich ganz schnell ein.

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