https://neutsch.org/api.php?action=feedcontributions&user=Chechtal&feedformat=atomGSV - Benutzerbeiträge [de]2024-03-28T11:14:23ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.39.6https://neutsch.org/index.php?title=Der_Stork_der_Substantive&diff=5621Der Stork der Substantive2013-09-14T16:36:01Z<p>Chechtal: /* Der Handelnde */</p>
<hr />
<div>Am Anfang standen zahllose Substantive wie ''Müdigkeit'', ''Eindeutigkeit'', ''Fähigkeit'', '' Großzügigkeit'' oder gar '' Vollständigkeit'' - allesamt aus Adjektiven auf '' -ig'' gebolden und allesamt klobig, dittologisch und alles andere als Zeichen einer starken Sprache, lässt doch schon die ständige Nachsilbe '' -ig'' eine bereits bestehende Ableitung vermuten, von der man dann nicht mit einer zweiten Nachsilbe noch einmal ableiten will. Zwar findet man die dahinter stehenden Substantive wie ''Mud'', ''Eindaut'', ''Fah'', '' Großzug'' oder '' Vollstand'' nicht im Wörterbuch - doch hier heißt es Tatsachen schaffen und Substantive aus Adjektiven rückzüchten!<br />
<br />
Mit der Zeit fielen uns zahlreiche weitere unerwunsche Endungen auf und „starke“ Methoden ein, aus Verben, Substantiven, Adjektiven und anderen Stämmen neue Substantive zu bilden. Hier sind sie, nun in größtmöglicher <strike>Übersichtlichkeit</strike> Übersilcht:<br />
<br />
== Substantive aus Adjektiven ==<br />
<br />
=== Eigenschaften ===<br />
<br />
Diese Substantive bezeichnen jeweils die Eigenschaft, die das zugrunde liegende Adjektiv benennt.<br />
<br />
==== Adjektive auf '' -ig'' ====<br />
<br />
===== ''-ig''-Strich und Ablaut =====<br />
<br />
Bei Adjektiven, die auf -ig enden, wird dieses gestrichen, und davor abgelautet:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| fähig<br />
| →<br />
| die Fah<br />
| <strike>die Fähigkeit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| heilig<br />
| →<br />
| die Hiel<br />
| <strike>die Heiligkeit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| lebendig<br />
| →<br />
| die Leband<br />
| <strike>die Lebendigkeit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| müde<sup>1</sup><br />
| →<br />
| die Mud<br />
| <strike>die Müdigkeit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| üppig<br />
| →<br />
| der Upp<br />
| <strike>die Üppigkeit</strike><br />
|<br />
|}<br />
<br />
<sup>1</sup> ''müde'' endet zwar nicht auf ''-ig'', doch die gängige Substantivur ''Müdigkeit'' tut so. Warum nicht auch unsere starke Substantivur?<br />
<br />
Man sieht schon, wie viel kürzer, stärker und schöner die so erzugenen Substantive im Vergleich mit den bisher üblichen sind. Die Methode ist jedoch kein Allheilmittel, schließlich ist das Ablauten bei Vokalen wie ''o'' oder ''u'' nicht immer so schön möglich, und litte man ''Fund'' von ''findig'' ab, gäbe es Verwechslungen, ein Fund ist schließlich nicht dasselbe wie Findigkeit. Dafür gibt es eine Variante mit Fremdworttouch:<br />
<br />
===== ''-ig-ik''-Wechsel =====<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| bullig<br />
| →<br />
| die Bullik<br />
| <strike>die Bulligkeit</strike><br />
| Die Wissenschaft von der Bullik ist die Bullistik.<br />
|-<br />
| findig<br />
| →<br />
| die Findik<br />
| <strike>die Findigkeit</strike><br />
| <strike>die Fund</strike><br />
|-<br />
| kundig<br />
| →<br />
| die Kundik<br />
| <strike>die Kundigkeit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| rostig<br />
| →<br />
| die Rostik<br />
| <strike>die Rostigkeit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| wendig<br />
| →<br />
| die Wendik<br />
| <strike>die Wendigkeit</strike><br />
| <strike>die Wand</strike><br />
|}<br />
<br />
==== Adjektive auf ''-lich'' ====<br />
<br />
===== ''-ich''-Strich und Ablaut =====<br />
<br />
Das ''-ich'' wird gestrichen, das ''-l'' darf bleiben. Spricht es sich jedoch am Wortende nicht gut aus, wird es an eine passende Stelle im Wortinneren verschoben. Es wird abgelautet.<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| bedrohlich<br />
| →<br />
| die Bedraul<br />
| <strike>die Bedrohlichkeit</strike><br />
| (nicht verschoben)<br />
|-<br />
| gemütlich<br />
| →<br />
| die Gemult<br />
| <strike>die Gemütlichkeit</strike><br />
| (verschoben)<br />
|-<br />
| hässlich<br />
| →<br />
| die Halß<br />
| <strike>die Hässlichkeit</strike><br />
| (verschoben)<br />
|-<br />
| herrlich<br />
| →<br />
| die Harrl<br />
| <strike>die Herrlichkeit</strike><br />
| (nicht verschoben)<br />
|-<br />
| plötzlich<br />
| →<br />
| die Ploltz<br />
| <strike>die Plötzlichkeit</strike><br />
| (verschoben)<br />
|}<br />
<br />
===== Eine andere Mögnis: =====<br />
<br />
Legt man Wert darauf, verstanden zu werden, kann man -lich auch ganz streichen und statt dessen -nis anhängen. Die entstehenden Substantive sind immer noch kürzer und knackiger als sonst üblich:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| höflich<br />
| →<br />
| die Höfnis<br />
| <strike>die Höflichkeit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| ritterlich<br />
| →<br />
| die Ritternis<br />
| <strike>die Ritterlichkeit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| zögerlich<br />
| →<br />
| die Zögernis<br />
| <strike>die Zögerlichkeit</strike><br />
|<br />
|}<br />
<br />
===== ''-ich-ik''-Wechsel =====<br />
<br />
Als weitere Option kann man auch wie unter 1.1.1.2 die Endsilbe ''-ik'' wählen:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| erklärlich<br />
| →<br />
| die Erklärlik<br />
| <strike>die Erklärlichkeit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| königlich<br />
| →<br />
| die Königlik<br />
| <strike>die Königlichkeit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| lächerlich<br />
| →<br />
| die Lächerlik<br />
| <strike>die Lächerlichkeit</strike><br />
|<br />
|}<br />
<br />
==== Adjektive auf ''-er'' oder ''-ern'' ====<br />
<br />
===== ''r''-Verschub, Ablaut und End-Schwa =====<br />
<br />
Die Endsilbe wird durch ein einfaches ''-e'' bzw. ''-he'' ersotzen, das charakteristische ''r'' jedoch muss bleiben. Es findet irgendwo weiter vorne Asyl. Wo’s passt, wird ab- oder auch umgelautet.<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| lecker<br />
| →<br />
| die Lärcke<br />
| <strike>die Leckerheit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| locker<br />
| →<br />
| die Lörcke<br />
| <strike>die Lockerheit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| munter<br />
| →<br />
| die Mürnte<br />
| <strike>die Munterkeit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| schüchtern<br />
| →<br />
| die Schürchte<br />
| <strike>die Schüchternheit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| sicher<br />
| →<br />
| die Sarche<br />
| <strike>die Sicherheit</strike><br />
|<br />
|}<br />
<br />
==== Adjektive auf ''-an'' ====<br />
<br />
===== Ei! =====<br />
<br />
Hier erschafft starke Substantivierung einen poetischen, mittelalterlichen Klang. Und es ist noch nicht einmal aufwändig – einfach ein ''-ei'' anhängen!<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| montan<br />
| →<br />
| die Montanei<br />
| <strike>die Montanität</strike><br />
|<br />
|-<br />
| spontan<br />
| →<br />
| die Spontanei<br />
| <strike>die Spontaneität</strike><br />
|<br />
|-<br />
| urban<br />
| →<br />
| die Urbanei<br />
| <strike>die Urbanität</strike><br />
|<br />
|}<br />
<br />
==== Adjektive auf ''-abel'' oder ''-ibel'' ====<br />
<br />
===== ''l''-Verschub und Ablaut =====<br />
<br />
Die Nachsilben ''-abel'' und ''-ibel'' sind wichtig, weil sie semantisch hoch geladen sind: Sie bedeuten Möglichkeit oder Empfänglichkeit. Eine umständliche Erweiterung auf ''-ilität'' zur Substantivierung ist nicht jedoch erforderlich. Es reicht, das ''b'' zu erhalten, das ''l'' an eine Stelle guter Aussprechbarkeit zu verschieben und abzulauten...<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| akzeptabel<br />
| →<br />
| das Akzeptulb<br />
| <strike>die Akzeptabilität</strike><br />
|<br />
|-<br />
| praktikabel<br />
| →<br />
| das Praktikulb<br />
| <strike>die Praktikabilität</strike><br />
|<br />
|-<br />
| kompatibel<br />
| →<br />
| das Kompatalb<br />
| <strike>die Kompatibilität</strike><br />
|<br />
|-<br />
| penibel<br />
| →<br />
| das Penalb<br />
| <strike>die Penibilität</strike><br />
|<br />
|-<br />
| suszeptibel<br />
| →<br />
| das Suszeptulb<br />
| <strike>die Suszeptabilität</strike><br />
|<br />
|}<br />
<br />
==== Andere Adjektive mit lateinischen Wurzeln ====<br />
<br />
===== Ablaut – und sonst gar nichts... =====<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| anonym<br />
| →<br />
| das Anonum<br />
| <strike>die Anonymität</strike><br />
|<br />
|-<br />
| banal<br />
| →<br />
| das Banil<br />
| <strike>die Banalität</strike><br />
|<br />
|-<br />
| legitim<br />
| →<br />
| das Legitam<br />
| <strike>die Legitimität</strike><br />
|<br />
|-<br />
| morbid<br />
| →<br />
| das Morbud<br />
| <strike>die Morbidität</strike><br />
|<br />
|-<br />
| seriös<br />
| →<br />
| das Serios<br />
| <strike>die Seriosität</strike><br />
|<br />
|}<br />
<br />
==== Adjektive auf ''-bar'' ====<br />
<br />
''-bar'' ist die deutsche Antwort auf das lateinische ''-abel/-ibel'' und drückt die Möglichkeit oder Empfänglichkeit aus. Zum Beispiel heißt die Möglichkeit, Stühle zu stapeln, bisher die '' Stapelbarkeit'' dieser Stühle, und die Empfänglichkeit irgendwovon für Reize, heißt ''Reizbarkeit''. Dieses '' -barkeit'' ist ein bisserl lang – ''-bark'' oder alternativ ''-bur'' tut es auch.<br />
<br />
===== Ablitt mit ''-bark'' =====<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| hörbar<br />
| →<br />
| die Hörbark<br />
| <strike>die Hörbarkeit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| paraphrasierbar<br />
| →<br />
| die Paraphrasierbark<br />
| <strike>die Paraphrasierbarkeit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| stapelbar<br />
| →<br />
| die Stapelbark<br />
| <strike>die Stapelbarkeit</strike><br />
|<br />
|}<br />
<br />
===== Ablitt mit ''-bur'' =====<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| fassbar<br />
| →<br />
| die Fassbur<br />
| <strike>die Fassbarkeit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| reizbar<br />
| →<br />
| die Reizbur<br />
| <strike>die Reizbarkeit</strike><br />
|<br />
|-<br />
| unanfechtbar<br />
| →<br />
| die Unanfechtbur<br />
| <strike>die Unanfechtbarkeit</strike><br />
|<br />
|}<br />
<br />
==== Andere deutsche Adjektive ====<br />
<br />
===== Ab- oder Umlaut + End-Schwa =====<br />
<br />
Endet das Adjektiv auf ''-en'', fällt diese Nachsilbe flach. Nach optionaler Ab-, Um- oder Rückumlautung tritt die Endsilbe ''-e'' bzw. ''-he'' hinzu:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| böse<br />
| →<br />
| die Bose<br />
| <strike>die Bosheit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| dumm<br />
| →<br />
| die Dümme<br />
| <strike>die Dummheit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| fein<br />
| →<br />
| die Fiene<br />
| <strike>die Feinheit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| frech<br />
| →<br />
| die Frache<br />
| <strike>die Frechheit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| selten<br />
| →<br />
| die Salte<br />
| <strike>die Seltenheit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
===== Ab- oder Umlaut ohne Nachsilbe =====<br />
<br />
Ohne Nachsilbe geht’s manchmal auch sehr schön, die entstehenden Substantive sind dann maskulin:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| befangen<br />
| →<br />
| der Befang<br />
| <strike>die Befangenheit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| benommen<br />
| →<br />
| der Benömm<br />
| <strike>die Benommenheit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| exakt<br />
| →<br />
| der Exukt<br />
| <strike>die Exaktheit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| krank<br />
| →<br />
| der Krunk<br />
| <strike>die Krankheit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| steif<br />
| →<br />
| der Stief<br />
| <strike>die Steifheit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
==== Lateinische Adjektive ====<br />
<br />
===== Ablaut und ''-t''-Endung =====<br />
<br />
Lateinische Adjektive auf ''-ivus'', ''-icus'', ''-ilis'', ''-idus'' etc. zeugen oft deutsche Adjektive auf ''-isch'', lateinische Substantive auf ''-itas'' und diese wiederum deutsche Substantive auf ''-ität''. Auch gegen diese langweilige schwächliche Endung muss etwas unternommen werden:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| rigidus<br />
| →<br />
| die Ragut<br />
| <strike>die Rigidität</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| volatilis<br />
| →<br />
| die Volutult<br />
| <strike>die Volatilität</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| festivus<br />
| →<br />
| die Fastuft<br />
| <strike>die Festitivität</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| electricus<br />
| →<br />
| die Elaktrutzt<br />
| <strike>die Elektrizität</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
<br />
<br />
== Substantive aus Verben ==<br />
<br />
=== Der Handelnde, ''nomen agentis'' ===<br />
<br />
==== Verben auf '' -ieren'' ====<br />
<br />
===== ''-ar''-Endung =====<br />
<br />
Ein ''Missionar'' ist jemand, der ''missioniert'', ein ''Pulsar'' etwas, das ''pulsiert''. Leider nutzen bisher viel zu wenige Verben diese Ableitungsmöglichkeit, um Substantive zur Bezinch dessen zu bilden, der das vom Verb Beschriebene tut. Dehnen wir das Muster aus:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| gelieren<br />
| →<br />
| der Gelar<br />
| <strike>der Gelierer</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| rasieren<br />
| →<br />
| der Rasar<br />
| <strike>der Rasierer</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| zieren<br />
| →<br />
| der Zar<br />
| <strike>der Zierer</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
Bestehende ''-ar''-Substantive kann man auf bislang unbekannte Verben zurückführen:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| der Bibliothekar<br />
| →<br />
| bibliothekieren<br />
| Bücher ordnen, katalogisieren, buchen und für RUHE sorgen<br />
|-<br />
| Karin<br />
| →<br />
| kieren<br />
| was auch immer eine Karin tut...?<br />
|-<br />
| der Vikar<br />
| →<br />
| vikieren<br />
| sich praktisch auf den Pfarrberuf vorbereiten<br />
|}<br />
<br />
===== ''-eur''-Endung =====<br />
<br />
Ein ''Kontrolleur'' ist jemand, der ''kontrolliert'', ein ''Chauffeur'' jemand, der ''chauffiert''. Auch diese Möglichkeit der Ableitung birgt noch ungenotzenes Potenzial.<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| hofieren<br />
| →<br />
| der Hofeur<br />
| <strike>der Hofierer</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| fixieren<br />
| →<br />
| der Fixeur<br />
| <strike>der Fixierer</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| verlieren<br />
| →<br />
| der Verleur<br />
| <strike>der Verlierer</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
Womit auch gekloren ist, was der Name der 80er-Jahre-Band ''Freur'' bedeutet. Auch hier funktioniert die umgekohrene Rucht:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| der Franktireur<br />
| →<br />
| franktirieren<br />
| sich zu Freikorps zusammenschließen<br />
|-<br />
| der Ingenieur<br />
| →<br />
| ingenieren<br />
| technisch entwickeln<br />
|-<br />
| der Redakteur<br />
| →<br />
| redaktieren<br />
| redaktionell arbeiten<br />
|}<br />
<br />
===== ''-ist''-Endung =====<br />
<br />
Der Vollstand halber sei auch sie noch erwohnen und zum Reprodukt empfohlen: So wie der, der ''komponiert'', ein ''Komponist'' ist...<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| exerzieren<br />
| →<br />
| der Exerzist<br />
| <strike>der Exerzierer</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| frieren<br />
| →<br />
| der Frist<br />
| <strike>der Frierer</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| terminieren<br />
| →<br />
| der Terminist<br />
| <strike>der Terminator</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
Ryquärz:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| der Kriminalist<br />
| →<br />
| kriminalieren<br />
| Fälle knacken<br />
|-<br />
| der Prokurist<br />
| →<br />
| prokurieren<br />
| umfassende Vollmachten ausüben<br />
|-<br />
| der Sadist<br />
| →<br />
| sadieren<br />
| quälen und sich daran erfreuen<br />
|}<br />
<br />
Die Endungen ''-ator'' und ''-itor'' lassen wir hier unter den Tisch fallen, da sie zweisilbig sind und es uns hier ja auch um den Verkurz geht. Sollen halt die ''Terminatoren'' zu ''Terministen'' und die ''Indikatoren'' zu ''Indikaren'' werden!<br />
<br />
==== Verben auf ''-auen'' ====<br />
<br />
===== Umlaut nach dem Muster ''brauen'' → ''Bräu'' =====<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| bauen<br />
| →<br />
| der Bäu<br />
| Bauherr, Architekt oder Polier<br />
|-<br />
| hauen<br />
| →<br />
| der Häu<br />
| entsprechend ''Bildhäu'', ''Fleischhäu'' usw.<br />
|-<br />
| schauen<br />
| →<br />
| der Schäu<br />
| Der Schäu im Unterholz verlor seine Scheu und wug sich näher an die sich unbeobachtet Wähnenden.<br />
|}<br />
<br />
In der weiblichen Form ergeben sich schöne Triphthongoide: ''Bäuin'', ''Häuin'', ''Schäuin''...<br />
<br />
==== Andere Verben mit vokalischem Stamm ====<br />
<br />
===== Kaudale Konsonanten =====<br />
<br />
Jemand, der ''geht'', ist ein ''Gänger''. Etwas, das ''steht'', ist ein ''Ständer''. Ein Muster, das auf weitere Verben und auch direkt auf weibliche ausführende Personen ausgewitten zu werden verdient.<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| drehen<br />
| →<br />
| der Dränder, die Drande<br />
| <strike>der Dreher, die Dreherin</strike><br />
|-<br />
| beehen<br />
| →<br />
| der Beämber, die Beambe<br />
| <br />
|-<br />
| blähen<br />
| →<br />
| der Blämber, die Blambe<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| mähen<br />
| →<br />
| der Mämber, die Mambe<br />
| ''Die Mambe griff sich den Rasenmämber und erfüllte beider Bestimmung.''<br />
|-<br />
| spähen<br />
| →<br />
| der Spämber, die Spambe<br />
| <strike>der Späher, die Späherin</strike><br />
|}<br />
<br />
=== Das Werkzeug ===<br />
<br />
Via Adolf Josef Storfer (''Im Dickicht der Sprache'', ersch. 1935) und Karsten Fleischer ([http://www.soviseau.de/verben/forum/index.php?board=5;action=display;threadid=635;start=0 Verbzeuge]) erfuhren wir von einem Ableitungsmuster, das, grob gesprochen, aus Tätigkeiten die dazu nützlichen Werkzeuge macht. Zum Beispiel ''decken → der Deckel'', ''nähen → die Nadel'', ''stampfen → der Stempel''. Und da die GSV jedes alte Ableitungsmuster wieder befruchtet, das nicht bei Drei auf den Bäumen ist (das war jetzt etwas übertrieben, aber Sie wissen schon)...<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| abbiegen<br />
| →<br />
| der Abbügel<br />
| So ähnlich wie ein Lenker, aber nur dazu geeignet, wirklich abzubiegen. Zum Ausweichen nicht geeignet. <cite>KF</cite><br />
|-<br />
| abhängen<br />
| →<br />
| der Abhenkel<br />
| 1. äußere Umstände, die Antriebslosigkeit verursachen <cite>KF</cite><br /> 2. Hängematte, Bierflasche, Popcorn oder was man sonst so zum Abhängen braucht <cite>KE</cite><br />
|-<br />
| abheben<br />
| →<br />
| der Abhebel<br />
| ''physikal.:'' Brennstoff etc. ''psycholog.:'' Ereignis, das einen in einen vollkommen anderen Gemütszustand überführt etc. <cite>KF</cite><br />
|-<br />
| ableiten<br />
| →<br />
| der Ablittel<br />
| Auf dieser Seite haben wir viele Ablittel und Beispiele zusammengestellt. <cite>KE</cite><br />
|-<br />
| anecken<br />
| →<br />
| der Anickel<br />
| der Stein des Anstoßes <cite>AZ</cite><br />
|-<br />
| antreiben<br />
| →<br />
| der Antriebel<br />
| <strike>Motor</strike> <cite>AZ</cite><br />
|-<br />
| ausklingen<br />
| →<br />
| die Ausklingel<br />
| z.B. der Gong nach der zwanzigminütigen Theaterpause <cite>KF</cite><br />
|-<br />
| dichten<br />
| →<br />
| die Duchtel<br />
| Stift, Papier, Reimlexikon sind bekannte Duchteln <cite>AZ</cite><br />
|-<br />
| drängen<br />
| →<br />
| der Drenkel<br />
| ein Mensch, der einen beeinflussen will <cite>AZ</cite><br />
|-<br />
| drehen<br />
| →<br />
| die Druchtel<br />
| die Drehbank <cite>AZ</cite><br />
|-<br />
| entdecken<br />
| →<br />
| der Entdeckel<br />
| z.B. ein Metalldetektor, um bei der Lösung von Kriminalfällen die Tatwaffen ausfindig zu machen <cite>KF</cite><br />
|-<br />
| kiesen<br />
| →<br />
| der Küsel<br />
| Etwas, mit dessen Hilfe man eine Wahl trifft. Zum Beispiel soll in Schillers Ballade ''Der Taucher'' ein goldener Becher als Küsel dienen.<br />
|-<br />
| kriegen<br />
| →<br />
| das Krügel<br />
| der Gegenstand, Kniff o.Ä., mit dem man letztendlich an etwas oder jemanden herankommt<br /> Dieb: Die Bekanntschaft mit dem Museumswärter war mein Krügel für den Diamanten. Der wiederum war mein Krügel für meine angebetete Betty.<br /> Ermittlerin: Die rote Feder, die Sie dummerweise hinterlassen haben, war mein Krügel für Sie. <cite>KE</cite><br />
|-<br />
| lecken<br />
| →<br />
| das Leckel<br />
| z.B. ein Steckerleis <cite>AZ</cite><br />
|-<br />
| leiten<br />
| →<br />
| der Littel<br />
| Kupferdraht ist ein guter Littel. <cite>AZ</cite><br />
|-<br />
| mampfen<br />
| →<br />
| der Mempel<br />
| Kauhilfswerkzeug <cite>KF</cite><br />
|-<br />
| nerven<br />
| →<br />
| der Nerbel<br />
| Melodicae und Ratschen von McDonald's sind hervorragende Nerbel.<br />
|-<br />
| plagen<br />
| →<br />
| der Plegel<br />
| Heuschrecken, Katapulte, aufblasbare Baseballkeulen, Blockflöten...<br />
|-<br />
| schmecken<br />
| →<br />
| der Schmeckel<br />
| Die Suppe ist fade, es bedarf noch eines Schmeckels wie Salz, Curry oder Tabasco.<br />
|-<br />
| schneiden<br />
| →<br />
| der Schnittel<br />
| Oberbegriff für Messer und Scheren <cite>AZ</cite><br />
|-<br />
| siegen<br />
| →<br />
| der Sügel<br />
| der entscheidende Schachzug, der zum Matt des Gegners führt <cite>AZ</cite><br />
|-<br />
| singen<br />
| →<br />
| der Singel<br />
| etwas, was einen zum singen bringt oder was man zum singen benötigt, also zB eine Pistole auf der Brust oder ein voller Hals oder ein Badezimmer <cite>KF</cite><br />
|-<br />
| spähen<br />
| →<br />
| die Spadel<br />
| ein Fernglas, Nachtsichtgerät o.Ä. <cite>KF</cite><br />
|-<br />
| verfechten<br />
| →<br />
| die Verfuchtel<br />
| eine Art Anwalt, um seine Meinung verteidigen zu können <cite>KF</cite><br />
|-<br />
| vergreifen<br />
| →<br />
| der Vergriffel<br />
| derjenige Gegenstand, dessen Er-, Be- oder Antastung eventuell zu einer Anklage führt (worauf man dann eine Verfuchtel benötigt) <cite>KF</cite><br />
|-<br />
| züchten<br />
| →<br />
| die Zuchtel<br />
| Zuchtsau (tatsächlich belegt) <cite>AZ</cite><br />
|}<br />
<br />
A propos Züchten: Manch ein Substantiv kann man zum Werkzeug erklären und die entsprechende Tätigkeit rückzüchten:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| die Insel<br />
| →<br />
| insen<br />
| sich in Abgeschiedenheit erholen <cite>KE</cite><br />
|-<br />
| das Kabel<br />
| →<br />
| kaben<br />
| (zwei Geräte) verbinden <cite>KE</cite><br />
|-<br />
| der Knebel<br />
| →<br />
| kneben<br />
| schweigen machen <cite>AZ</cite><br />
|}<br />
<br />
=== Der Ort ===<br />
<br />
==== Verben auf ''-itzen'' ====<br />
<br />
Nach dem gleichen Ableitungsmuster (Auflaut, ggf. ggf. (sic!) von Verbkonjugationen inspirorene Konsonantenwechsel, ''-el''-Endung) kann man vorgehen, um die Orte, an denen die jeweiligen Tätigkeiten stattfinden, zu bezeichnen. Vorbild ist der ''Sessel'', der Ort, an dem man ''sitzt''.<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| blitzen<br />
| →<br />
| der Blessel<br />
| Fotostudio oder Verkehrskontrolle<br />
|-<br />
| schwitzen<br />
| →<br />
| der Schwessel<br />
| z.B. die Sauna<br />
|-<br />
| erhitzen<br />
| →<br />
| der Erhessel<br />
| wahlweise ein Topf, Teekesselchen, Wasserkocher oder eine Mikrowelle<br />
|}<br />
<br />
Andersherum:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| die Nessel<br />
| →<br />
| nitzen<br />
| sich in die Nesseln gesotzen haben<br />
|-<br />
| die Fessel<br />
| →<br />
| fitzen<br />
| Ich habe ihn gesehen, er fitzt am Stuhl!<br />
|-<br />
| der Kessel<br />
| →<br />
| kitzen<br />
| Ich wollte schon immer mal wissen, wo die kleinen Rehe herkommen <cite>VO</cite><br />
|}<br />
<br />
=== Die Handlung (oder das Resultat...) ===<br />
<br />
Hierzu eine kurze Erläuterung: Ein Substantiv wie ''Publikation'' kann sowohl den Akt, zu publizieren, als auch das Ergebnis dieser Handlung, also z.B. einen gedruckten Artikel, meinen. Auch bei deutschstämmigen Wörtern wie ''Zubereitung'' verschwimmen die Grenzen. Man kann hier noch so sehr auf der Handlung beharren, Lebensmittelhersteller drucken trotzdem ''Frischkäsezubereitung'' als Inhaltsangabe auf Plastiktöpfchen. Weiter unten erproben wir eindeutigere Methoden des Resultatskennzinches, aber einstweilen muss man Resultate auch hier vermuten.<br />
<br />
==== Verben auf ''-ulieren'' ====<br />
<br />
===== ''-ül''-Endung =====<br />
<br />
Nach dem Vorbild des ''Kalküls'' und des schweizerischen ''Gratüls'' (Gratulation) bilden wir:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| akkumulieren<br />
| →<br />
| das Akkumül<br />
| <strike>die Akkumulation</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| formulieren<br />
| →<br />
| das Formül<br />
| <strike>die Formulierung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| ondulieren<br />
| →<br />
| das Ondül<br />
| <strike>die Ondulierung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
==== Andere Verben auf ''-ieren'' ====<br />
<br />
===== Reine Stammmodifikationen =====<br />
<br />
Bislang werden Verben wie '''''diskut'''ieren'', '''''fung'''ieren'' oder '''''gener'''ieren'' zu Substantiven wie '''''Diskuss'''ion'', '''''Funkt'''ion'' oder '''''Generat'''ion'' abgelitten. Die fetten Teile lenken das Augenmerk auf die herrlichen Stammmodifikationen, die das Lateinische uns hinterlassen hat. Allein das immer gleiche ''-ion'' hintendran stört ein wenig – lassen wir es einfach weg!<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| diskutieren<br />
| →<br />
| der Diskuss<br />
| <strike>die Diskussion</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| fungieren<br />
| →<br />
| der Funkt<br />
| <strike>die Funktion</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| generieren<br />
| →<br />
| der Generat<br />
| <strike>die Generation</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| legieren<br />
| →<br />
| der Leg<br />
| <strike>die Legion</strike><br />
| ''[[Image:Zwinkern.gif]]''<br />
|-<br />
| ieren<br />
| →<br />
| Ø<br />
| <strike>das Ion</strike><br />
| ''[[Image:Zwinkern.gif]]''<br />
|-<br />
| spionieren<br />
| →<br />
| der Sp<br />
| <strike>der Spion</strike><br />
| ''[[Image:Zwinkern.gif]]''<br />
|}<br />
<br />
===== ''-ur''-Endung =====<br />
<br />
Eine andere schöne Möglichkeit, die bei einzelnen Ableitungen wie ''gravieren → Gravur'' schon vorkommt und ausgedehnt gehört, ist die Substantivendung ''-ur''. Davor kann in Einzelfällen abgelautet werden.<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| brüskieren<br />
| →<br />
| die Bruskur<br />
| <strike>die Brüskierung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| halbieren<br />
| →<br />
| die Halbur<br />
| <strike>die Halbierung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| terminieren<br />
| →<br />
| die Terminur<br />
| <strike>die Terminierung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
===== ''-ost/-ust''-Endung =====<br />
<br />
Kraftvoller und drastischer als ''Frur'' und ''Verlur'' klingen ''Frost'' und ''Verlust''<nowiki>! Weshalb sich unsere Sprache bei den </nowiki>''-ieren''-Verben ''frieren'' und ''verlieren'' (ha ha) auch dafür entschieden hat. Tun wir es ihr gleich, wenn wir der Handlung oder dem Resultat mehr Nachdruck verleihen wollen...<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| malträtieren<br />
| →<br />
| der Malträtost<br />
| <strike>die Malträtierung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| markieren<br />
| →<br />
| der Markost<br />
| <strike>die Markierung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| musizieren<br />
| →<br />
| der Musizust<br />
| <strike>das Muszieren</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
===== Ablaut, Lautverschiebung und Recessus narrativus =====<br />
<br />
Vor der ''-ieren''-Endung wird ab- und aufgelautet, tüchtig und mit Bedacht, schon mit Blick auf das Endergebnis. Im zweiten Schritt holt das gestutzte Fremdwort nämlich die Althochdeutsche Lautverschiebung nach, so weit es den Konsonantismus betrifft. Das entstehende Wort soll möglichst, wie ein chinesischer Charakter und natürlich viele deutsche Wörter, auf eine kleine Geschichte weisen, die mit der Wortbedeutung zu tun hat, der Anklang eines Sinnes, sozusagen. So schrieb Berthold Janecek.<br />
<br />
Diese Regel greift hauptsächlich, aber nicht ausschließlich bei Verben auf ''-izieren''. Hier ist im ersten Schritt die lateinische Stammmodifikation zu beachten, das ''z'' verwandelt sich zum ''k'' zurück.<br />
<br />
amplifizieren → Implaufeik → Impflaufeich <strike>Amplifikation<br /></strike>Bei einer Impfung wird die Bildung von Antikörpern angerogen, die Immunisierung wird erwiertten; dies oft gewissermaßen im Laufschritt.<br />
<br />
fabrizieren → Febreik → Feppreich <strike>Fabrikation<br /></strike>Moderne Fabriken sind reich an raschen Arbeitsschritten. Fepp! – und etwas kann fertig sein; geringer Wert durchaus assoziierbar.<br />
<br />
falsifizieren → Felsaufeik → Felsaufeich <strike>Falsifikation<br /></strike>Ein Fels zerstört eine Eiche wie eine Falsifikation eine fehlerhafte oder falsche Hypothese.<br />
<br />
fortifizieren → Fiertaufeik → Vierzaufeich <strike>Fortifikation<br /></strike>Eine (mittelalterliche) Befestigung mit vier oder gar vierzig Türmen, Toren aus Eichenholz und der Gefahr für Belagerer, im Wassergraben zu ersaufen.<br />
<br />
gratifizieren → Gretaufeik → Krätzaufeich <strike>Gratifikation<br /></strike>Die Neider: Diese Krätze strotzt vor Sonderzuwendungen. Er/Sie demonstriert seinen/ihren Luxus, Schmuck, teure Kleider, ist quasi, wie ein heiliger Baum der Heiden, über und über von Opfergaben behangen.<br />
<br />
honorifizieren → Honieraufeik → Honieraufeich <strike>Hönieraufeiche<br /></strike>Von Seiten der Neider: Er/sie wird mit Ehren geradezu bestrichen - mußte drum nie raufen. Honig wird auf ihn/sie geschmorben. Arrogant steht er/sie da, zwischen uns armen Sträuchern und Bäumchen, wie eine hohe Eiche. Doch der Blitz soll ihn/sie treffen! - Im Plural ist das, in der Regel zwecklose, Höhnen zu vernehmen.<br />
<br />
identifizieren → Utantaufeik → Utansaufeich <strike>Identifikation<br /></strike>Eine Zoologin, zu denken ist etwa an Biruté Galdikas, die bedeutendste Orangutologin der Welt, durchforscht Borneo. Sie sieht Tiere auf einem Baum. N.B.: Die Gattung Quercus gibt es auf Borneo tatsächlich.<br /> Zoologin: Ich sehe Orang-Utans auf Eiche!<br />
<br />
indizieren → Aundeik → Aunteich <strike>Indikation<br /></strike>Ein Hinweis auf eine (nun ein Öko-Modewort:) intakte Au: ein Teich.<br />
<br />
kommunizieren → Kommaneik → Kommaneich <strike>Kommunikation<br /></strike>Wichtig bei der Kommunikation ist, daß Worte auch ankommen und erfassen werden.<br />
<br />
komplizieren → Kämpleik → Kämpfleich <strike>Komplikation<br /></strike>A: Was ist bei Kämpfen besonders schlimm?<br /> B: Nun, was denn?<br /> A: Wenn es Tote gibt, gelub’ner Sohn. / Das ist ein Kämpfleich / eine Komplikation.<br />
<br />
konjugieren → Kenjogut → Kennjokus <strike>Konjugation<br /></strike>Meist gibt es jemanden, der den Spaß hinter einer neu entwulckenen GSV-Konjugation versteht: „Ich kenn’ den Jux!“<br />
<br />
mystifizieren → Mustaufeik → Muhstaufeich <strike>Mystifikation</strike><br /> Zenschüler (ehemaliger Zögling eines katholischen Gymnasiums): Meister, kann auch eine Kuh die Buddhaschaft erlangen?<br /> Zenmeister: Muh! Muh!<br /> Zs: Die Muhs taufe ich!<br /> Zm: Das war ein Muhstaufeich - eine Mystifikation.<br />
<br />
publizieren → Pablik → Pfappleich (Pl.: Pfäppleiche) <strike>Publikation<br /></strike>Moderne Pfäppleiche kommen oft – pfapp! – schnell heraus und werden bestonen. Sehr bald aber sind sie überhulen, eine Leiche eben.<br />
<br />
purifizieren → Paraufeik → Pfarraufeich <strike>Purifikation<br /></strike>Zeit einer Missionierung. Ein Pfarrer versucht zu reinigen, indem er mit einer Dryade oder sonst einer Baumgottheit (Eiche) rauft - dabei vielleicht sogar die heilige Eiche besteigt. Vom Fällen des Baumes sagt uns das Wort erfreulicherweise nichts.<br />
<br />
Alternative von Karsten:<br /> purifizieren → Puirufeik → Pfuirufeich <strike>Purifikation<br /></strike>„Pfui!“, rufe ich, „Das gehört berienegen, purifizoren.“<br />
<br />
ramifizieren → Rommaufeik → Rommaufeich <strike>Ramifikation<br /></strike>Zu Romm- keine Asso. „Auf Eich“ jedoch deutet hier natürlich auf die Lage von Verzweigungen: auf einem Baum.<br />
<br />
simplifizieren → Sumplaufeik → Sumpflaufeich <strike>Simplifikation<br /></strike>A: Wie gelangst du durch den Sumpf dieses Problems?<br /> B: Durch diesen SUMPF LAUFE ICH!<br /> A: Du armer Narr, / du sugst es schon. / Das ist ein Sumpflaufeich / – eine Simplifikation.<br />
<br />
stagnieren → Stegnet → Stecknetz <strike>Stagnation<br /></strike>Die Wirtschaft stagniert, bald steckt sie fest in ihrem eigenem Netz.<br />
<br />
verifizieren → Vierufeik → Vierufeich <strike>Verifikation<br /></strike>Wenn viere nach Abmessungen des gleichen Gegenstandes das gleiche Ergebnis ausrufen, dann ist das ein großer Schritt zu einer Eichung.<br />
<br />
==== Verben auf '' -igen'' ====<br />
<br />
===== Ablaut und ''g-''Verschub =====<br />
<br />
Das ''-i-'' und natürlich die Infinitivendung ''-en'' fallen weg, davor wird abgelautet, das übrige ''-g-'' wird an eine passende Stelle verschoben.<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| belustigen<br />
| →<br />
| der Belogst<br />
| <strike>die Belustigung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| demütigen<br />
| →<br />
| der Demugt<br />
| <strike>die Demütigung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| festigen<br />
| →<br />
| der Fagst<br />
| <strike>die Festigung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| steinigen<br />
| →<br />
| der Sting<br />
| <strike>die Steinigung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| vergewaltigen<br />
| →<br />
| der Vergewulgt<br />
| <strike>die Vergewaltigung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
==== Verben auf ''-men'', ''-meln'' und ''-mern'' ====<br />
<br />
===== ''-nft''-Endung =====<br />
<br />
Das muss man an dieser Stelle einfach mal festhalten: Unsere Ahnen hatten wirklich gute Ideen für die Ablitte von Substantiven aus Verben. Endete der Stamm auf ''-m-'', lösten sie diesen bilabialen Nasallaut in seine Merkmale auf. Das abgesenkte Gaumensegel übernahm ein ''-n-'', die Lippenartikulation ein ''-f-''. Um das Konsonantencluster nicht unnötig kurz zu machen, schloss man sodann das frisch geschaffene Substantiv mit einem stabilen ''-t'' ab. Davor wurde meist zu ''-u-'' „brachialabgelauten“. So entstand aus ''ankommen'' ''Ankunft'', aus ''vernehmen'' ''Vernunft'' und aus ''ziemen'' ''Zunft''. Warum dieses Muster außer Gebrauch geriet? Tja, hm. Auf jeden Fall gehört es wiederbelebt:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| aufbäumen<br />
| →<br />
| die Aufbunft<br />
| <strike>das Aufbäumen</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| bequemen<br />
| →<br />
| die Bequunft<br />
| <strike>das Bequemen</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| dämmern<br />
| →<br />
| die Durnft<sup>1</sup><br />
| <strike>die Dämmerung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| krümmen<br />
| →<br />
| die Krunft<br />
| <strike>die Krümmung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| sammeln<br />
| →<br />
| die Sulnft<sup>1</sup><br />
| <strike>die Sammlung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| verstummen<br />
| →<br />
| die Verstunft<br />
| <strike>das Verstummen</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| wärmen<br />
| →<br />
| die Wurnft<br />
| <strike>die Wärmung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
<sup>1</sup>Klar, nichts geht bei der GSV ohne die Möglichkeit der Konsonantenverschiebung. So kommen Verben auf ''-meln'' und ''-mern'' in denselben Genuss wie die auf schlichtes ''-men''.<br />
<br />
Die zu vorhandenen ''-unft''-Substantiven gehörenden ''-men''-Verben &ndash; ''vernehmen'' zu ''Vernunft'', ''zähmen'' zu ''Zunft''... &ndash; sind in der Regel vorhanden, das folgende allerdings war seit dem Althochdeutschen (dort als ''breman'') aus der Mode geraten.<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| die Brunft<br />
| →<br />
| bremen<br />
| brummen, balzen<br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
==== Verben auf ''-nen'', ''-neln'' und ''-nern'' ====<br />
<br />
===== ''-nst''-Endung =====<br />
<br />
Das funktioniert ganz ähnlich, nur dass wir hier im Verb statt eines ''-m-'' ein ''-n-'' haben und im Substantiv statt eines ''-f-'' ein ''-s-''. Historische Vorbilder sind z.B. ''können → die Kunst'', ''brennen → die Brunst'' und ''gönnen → die Gunst''.<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| ahnen<br />
| →<br />
| die Unst<br />
| <strike>die Ahnung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| ähneln<br />
| →<br />
| die Ulnst<br />
| <strike>die Ähnlichkeit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| entlehnen<br />
| →<br />
| die Entlunst<br />
| <strike>die Entlehnung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| dienern<br />
| →<br />
| die Dirnst<br />
| <strike>der „Diener“</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| rennen<br />
| →<br />
| die Runst<br />
| <strike>das Rennen</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| trennen<br />
| →<br />
| die Trunst<br />
| <strike>die Trennung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| übermannen<br />
| →<br />
| die Übermunst<br />
| <strike>die Übermannung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
Hier eröffnen sich Rückzucht-Mölge:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| der Dunst<br />
| →<br />
| dennen<br />
| stieben, wirbeln, schütten<br />
|-<br />
| das Gespenst<br />
| →<br />
| spennen<br />
| herumgeistern<br />
|-<br />
| der Wanst<br />
| →<br />
| wannen<br />
| an Gewicht zulegen<br />
|}<br />
<br />
==== Verben auf ''-len'' und ''-lern'' ====<br />
<br />
===== ''-lst''-Endung =====<br />
<br />
Wie ''wellen → der Wulst'' und ''schwellen → der Schwulst'' belegen, funktioniert es auch mit ''-l-'', wobei plötzlich alles nicht mehr feminin, sondern maskulin ist:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| ballen<br />
| →<br />
| der Balst<br />
| <strike>die Ballung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| erhellen<br />
| →<br />
| der Erhulst<br />
| <strike>die Erhellung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| kullern<br />
| →<br />
| der Kurlst<br />
| <strike>das Kullern</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| lallen<br />
| →<br />
| der Lulst<br />
| <strike>das Lallen</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| schillern<br />
| →<br />
| der Schurlst<br />
| <strike>das Schillern</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| stellen<br />
| →<br />
| der Stelst<br />
| <strike>die Stellung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| tollen<br />
| →<br />
| der Tulst<br />
| <strike>das Tollen</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
==== Verben auf ''-ren'' ====<br />
<br />
===== ''-rst''-Endung =====<br />
<br />
Dito für ''-r-'', nach dem Vorbild von ''dörren → der Durst''<nowiki>:</nowiki><br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| harren<br />
| →<br />
| der Hurst<br />
| <strike>das Harren</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| plärren<br />
| →<br />
| der Plurst<br />
| <strike>das Plärren</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| scharren<br />
| →<br />
| der Schurst<br />
| <strike>das Scharren</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| sperren<br />
| →<br />
| der Spurst<br />
| <strike>die Sperrung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| zerren<br />
| →<br />
| der Zurst<br />
| <strike>die Zerrung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
Retour, vom Substantiv zum Verb:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| der Fürst<br />
| →<br />
| ferren<br />
| vorstehen, regieren<br />
|-<br />
| der Horst<br />
| →<br />
| herren<br />
| flechten, (Nest) bauen<br />
|-<br />
| die Wurst<br />
| →<br />
| werren<br />
| Wurst herstellen<br />
|}<br />
<br />
==== Verben auf ''-ben'' und ''-beln'' ====<br />
<br />
===== ''-ft''-Endung =====<br />
<br />
Wir haben hier noch einmal ungefähr das gleiche wie bei 2.3.3-2.3.6, mit einem etwas schmaleren Konsonantismus: Verben mit Stamm auf ''-b-'' erhalten statt dieses ''-b-'' zwecks Substantivur ein einfaches ''-ft'', so in freier Natur zu beobachten bei ''graben → Gruft'', ''haben → Haft'' oder ''schreiben → Schrift''. Hier im Labor zeitigt das Muster:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| beben<br />
| →<br />
| die Buft<br />
| <strike>das Beben</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| bestäuben<br />
| →<br />
| die Bestuft<br />
| <strike>die Bestäubung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| dribbeln<br />
| →<br />
| die Drilft<br />
| <strike>das Dribbeln</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| einverleiben<br />
| →<br />
| die Einverlift<br />
| <strike>das Einverleiben</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| glauben<br />
| →<br />
| die Gluft<br />
| <strike>der Glauben</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| reiben<br />
| →<br />
| die Rift<br />
| <strike>die Reibung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
So kann man sich auch neue Verben schaffen nach der Nomen Bild, wie Amelie es so schön ausdrock:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| der Duft<br />
| →<br />
| daben<br />
| <strike>duften</strike><br />
|-<br />
| die Kraft<br />
| →<br />
| kraben<br />
| kräftig sein<br />
|-<br />
| der Saft<br />
| →<br />
| saben<br />
| im Saft stehen (daher das bekannte Sprichwort ''er säbt und kräbt'')<br />
|}<br />
<br />
==== Verben auf ''-chen'' ====<br />
<br />
===== ''-cht''-Endung =====<br />
<br />
Verben auf ''-chen'' bilden ihre Substantive bisweilen, aber bislang noch zu selten, auf ''-cht'', wie etwa die ''Wacht'' (von ''wachen''). So nun auch, bisweilen ist's mit Auflaut schöner:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| kochen<br />
| →<br />
| die Kucht<br />
|-<br />
| lachen<br />
| →<br />
| die Lacht<br />
|-<br />
| pochen<br />
| →<br />
| die Pucht<br />
|}<br />
<br />
==== Verben mit vokalischem Stamm ====<br />
<br />
===== Kaudale Konsonanten =====<br />
<br />
Die Verben ''stehen'' und ''gehen'' haben die [[Die kaudale Konsonanten kreierende Konjugation|kaudale Konsonanten kreierende Konjugation]] inspiroren, weil sie in der Vergangenheit &ndash; ''sta'''nd'''<nowiki></nowiki>'', ''gi'''ng'''<nowiki></nowiki>'' &ndash; Konsonanten einfügen, deren Artikulationsort dem Anlaut des Verbstamms entspricht. Nun gilt das ja genau so für die Substantivust: Es gibt den festen ''Sta'''nd'''<nowiki></nowiki>'' und den steten ''Ga'''ng'''<nowiki></nowiki>''. Warum dann nicht auch diese Nomina:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| beehen<br />
| →<br />
| der Beamb<br />
| valign="top" |<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| drehen<br />
| →<br />
| der Drand<br />
| <strike>die Drehung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| krähen<br />
| →<br />
| der Greng<br />
| <strike>der Hahnenschrei</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| nähen<br />
| →<br />
| der Nand<br />
| <strike>das Nähen</strike><br />
| (nicht zu verwechseln mit der auch sehr schön hergelittenen ''Naht'')<br />
|-<br />
| spähen<br />
| →<br />
| der Spamb<br />
| <strike>das Spähen</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
===== ''-icht''-Endung =====<br />
<br />
Den kaudalen Konsonanten zufolge müsste man aus ''sehen'' den ''Sand'' gewinnen, was man nicht will, da der einem bereits im Schuh rieselt und &ndash; wichtiger! &ndash; es bereits die schön stark substantivorene ''Sicht'' gibt. Die kann man sogar zum Vorbild für einen alternativen Storkmolg machen, gerne als '''Intensivum''' zu deuten. Dann bezinche man besonders eindringliche Beämbe, Drände, Grenge, Nände und Spämbe mit nachfolgend hergelittenen Wörtern:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| beehen<br />
| →<br />
| die Beïcht<br />
| valign="top" |<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| drehen<br />
| →<br />
| die Dricht<br />
| valign="top" |<br />
| ''Mein ruhiger Drand verwandelte sich in eine fanatische Dricht, doch es gelang mir nicht, die Schraube zu lösen.''<br />
|-<br />
| krähen<br />
| →<br />
| die Kricht<br />
| valign="top" |<br />
| ''Der Hahn schrie Zeter und Mordio, es war eine wahre Kricht.''<br />
|-<br />
| nähen<br />
| →<br />
| die Nicht<br />
| valign="top" |<br />
| ''Um die Kostüme fertigzustellen, stürzte Lore sich in eine nächtliche Nicht.''<br />
|-<br />
| spähen<br />
| →<br />
| die Spicht<br />
| valign="top" |<br />
| ''Durch das Schlüsselloch hatte man eine ausgezinchene Spicht auf die Weihnachtsgeschenke''<br />
|}<br />
<br />
==== Andere Verben ====<br />
<br />
===== Auflaut =====<br />
<br />
Einfach, funktionabel und formschön: Stammauflaut (oder auch keiner), c’est ça.<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| belehren<br />
| →<br />
| der Belahr<br />
| <strike>die Belehrung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| bilden<br />
| →<br />
| die Bald<br />
| <strike>die Bildung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| verantworten<br />
| →<br />
| die Verantwort<br />
| <strike>die Verantwortung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| verfehlen<br />
| →<br />
| der Verfahl<br />
| <strike>die Verfehlung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| zubereiten<br />
| →<br />
| der Zuberitt<br />
| <strike>die Zubereitung</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
=== Das Resultat ===<br />
<br />
Schon im vorigen Abschnitt schurmm das Resultat einer Handlung gelegentlich auf, etwa als Bedautmolg von ''Publikation'' oder ''Zubereitung''. Es gibt jedoch auch Endungen, die sich eindeutig für das Resultat verwenden lassen. Belegen wir nach Vorbildern wie ''Destillat'' und ''Konstrukt'' ''-at'' und ''-kt'' hierfür mit Beschlag!<br />
<br />
==== Verben auf ''-ieren'' ====<br />
<br />
===== ''-at''-Endung =====<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| malträtieren<br />
| →<br />
| das Malträtat<br />
| <strike>der/die/das Malträtierte</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| propagieren<br />
| →<br />
| das Propagat<br />
| <strike>das Propagierte</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| verlieren<br />
| →<br />
| das Verlat<br />
| <strike>das Verlorene</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
===== ''-kt''-Endung =====<br />
<br />
Hierbei wird ''-uzieren'' und ''-uieren'' zu ''-ukt'', ''-izieren'' zu ''-ikt''.<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| akzentuieren<br />
| →<br />
| das Akzentukt<br />
| Akzentukte springen deutlicher ins Auge.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| entnazifizieren<br />
| →<br />
| das Entnazifikt<br />
| Das fertige Entnazifikt war von wahrhaft demokratischer Gesinnung.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| inspizieren<br />
| →<br />
| das Inspikt<br />
| Das Inspikt ist tadellos.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| kodieren<br />
| →<br />
| das Kodukt<br />
| Text o.Ä. nach dem Kodieren<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| obduzieren<br />
| →<br />
| das Obdukt<br />
| Leiche nach der Obduktion<br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
==== Verben mit Diphtong im Stamm ====<br />
<br />
===== Stamm ohne Endung =====<br />
<br />
Speziell bei Verben mit Stammdiphthong (''ai/ei'', ''au'', ''äu/eu/oi'', aber auch ''ie''), ist es recht klangvoll, den Stamm ohne Endung zu substantivieren. Das ergibt eine Art von Verb-Substantiv-Paaren, die uns durch Beispiele wie die folgenden vertrun ist: ''reimen''/''der Reim'', ''keimen''/''der Keim'', ''vereinen''/''der Verein'', ''scheinen''/''der Schein'', ''säumen''/''der Saum'', ''träumen''/''der Traum'', ''schäumen''/''der Schaum'', ''zäunen''/''der Zaun'', ''ausweisen''/''der Ausweis'', ''streiten''/''der Streit'', ''siegen / der Sieg'', ''fliegen / der Flug'', ''heben / der Hub'', ''saugen / der Sog'', ''stauen / der Stau''. Oft bedeutet das Substantiv das Resultat der Handlung, die das Verb bedeutet, und so wollen wir dieses Ableitungsmuster auch verwenden:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| anleinen<br />
| →<br />
| der Anlein<br />
| Während der Spaziergänger entgegen kam, boll sein Anlein.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| sich aufbäumen<br />
| →<br />
| der Aufbaum<br />
| Die hohe Armut führte in Frankreich zum Aufbaum der Massen.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| aufräumen<br />
| →<br />
| der Aufraum<br />
| Der Aufraum war wieder an seinem Platz.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| beweinen<br />
| →<br />
| der Bewein<br />
| Der intensive Bewein des Verstorbenen blieb noch Jahre in Erinnerung.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| einen<br />
| →<br />
| der Ein<br />
| die Union<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| häufen<br />
| →<br />
| der Hauf<br />
| Im letzten Jahr war ein Hauf von Übergriffen zu verzeichnen.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| heizen<br />
| →<br />
| der Heiz<br />
| Der Heiz entwich aus dem Fenster in die Kälte.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| leiten<br />
| →<br />
| der Leit<br />
| Der Konkurs der Firma ist Beispiel für einen schlechten Leit.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| meinen<br />
| →<br />
| der Mein<br />
| Der Sug stimmt oft nicht mit dem Mein überein.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| raunen<br />
| →<br />
| der Raun<br />
| Durch die Menge ging ein stiller Raun.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| staunen<br />
| →<br />
| der Staun<br />
| Sein Staun über die hohe Rechnung war schon nicht schlecht.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| weiten<br />
| →<br />
| der Weit<br />
| Nach dem Aushöhlen schlug er einen Keil in den Weit.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
==== Verben auf ''ver-'' ====<br />
<br />
===== Befrieh =====<br />
<br />
„Sie sind knapp unter der Oberfläche gefangen“, schreibt Reinhard Graetz, „(...) die versteckten Nomen. Sie lassen sich aber einfach befreien. (...) Beispiel: ''ver''gammeln. Das versteckte Nomen ist natrlich der Gammel, der hiermit befreit ist und als selbständiges Nomen weiterexistieren kann, so er das mag.“ Der Gammel ist natürlich das Ergebnis des Vergammelns, der Ekel erregende Zustand, den das Vergolmmene angenommen hat, so wie auch ein ''Slum'' entsteht, wenn ein Quartier ''verslumt''. Derart kann man eine ganze Reihe von Substantiven aus ihren verbalen Zwingburgen befreien:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| vergilben<br />
| →<br />
| der Gilb<br />
| mit der Zeit angenommene gelbe Farbe, bei Papier eher un-, bei Bäumen im Herbst eher beliebt<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| vergleichen<br />
| →<br />
| der Gliech<br />
| Ergebnis eines Vergleichs. Von Juristen wird etwa die Menge der Vereinbarungen nach einem erzielten Vergleich, von Java-Programmierern der numerische Rückgabewert der <code>compareTo</code>-Methode Gliech genannt.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| verhindern<br />
| →<br />
| die Hinder<br />
| ein Hindernis<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| verkorksen<br />
| →<br />
| der Korks<br />
| Gastrischen Korks entsorgt man im Klo, künstlerischen z.B. auf dem [http://www.kleines-arschloch.de/nf/foenig.stm Klohmarft].<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| vermaledeien<br />
| →<br />
| die Maledei<br />
| ein Fluch<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| verrammeln<br />
| →<br />
| der Rammel<br />
| Bretter, Tische, Stühle... das ganze Zeug, das zum Verrammeln verwandt wurde, ist der Rammel.<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| verspäten<br />
| →<br />
| der Spat<br />
| statt ''Verspätung''<nowiki>: „Der Spat des Zuges beträgt fünf Minuten.“</nowiki><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
Ebenso ''verrotten'', ''versöhnen'', ''verzurren'' und viele mehr...<br />
<br />
=== Der Zustand danach ===<br />
<br />
Wenn man mich zerknirscht, befinde ich mich hernach in einem Zustand der Zerknirschtheit. Richtig? Nein! Im Interesse der starken Konjugation muss man zumindest sagen: Der ''Zerknurschenheit''. Aber auch das beseitigt die langweilige Endung ''-heit'' noch nicht. Sehen wir uns an, was man dagegen tun kann:<br />
<br />
==== Partizip II ====<br />
<br />
===== ''-en/-t''-Strich und Ablaut =====<br />
<br />
Wenn aus Partizipien II wie ''verwest'' oder ''zerrissen'' Substantive gebolden werden sollen, heißt zunächst einmal, die Partizip-II-Endung, sei sie nun ein schwaches ''-t'' oder ein starkes ''-en'', zu tilgen – und anschließend, wie gewohnen, abzulauten. Erluben sind hier auch Pseudo-Partizipien II wie ''bescheuert'' oder ''zerknirscht''.<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| bescheuert<br />
| →<br />
| der Beschaur<br />
| <strike>die Bescheuertheit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| vergessen<br />
| →<br />
| der Vergaß<br />
| <strike>die Vergessenheit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| verlogen<br />
| →<br />
| der Verlug<br />
| <strike>die Verlogenheit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| verwest<br />
| →<br />
| der Verwas<br />
| <strike>die Verwestheit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| zerrissen<br />
| →<br />
| der Zerruss<br />
| <strike>die Zerrissenheit</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
=== Neubälde nach Michael Mann ===<br />
<br />
Auch Michael Manns Artikel [http://mmmann.de/Sprache/Humor/index.htm Die Lacht wird euch schon vergehen!] stellt Möglichkeiten vor, nach alten Ableitungsmustern Verben zu substantivieren. Teilweise überschneiden, teilweise ergänzen sie sich mit den hiesigen Ideen – auf jeden Fall sind sie des Lesens wert!<br />
<br />
<br />
<br />
== Substantive aus Substantiven ==<br />
<br />
Hier befassen wir uns bisher nur mit einer Gruppe von Ableitungen: Solchen, die normalerweise mit der Silbe ''-schaft'' erfolgen. Da bilden ''Knechte'' eine ''Knechtschaft'', ''Ärzte'' eine ''Ärzteschaft'', und irgendwie klingt das alles nicht stark. Lassen wir daher das ''-aft'' weg, das ''-sch'' bildet ein ungewöhnliches, aber sehr treffliches Wortende. Steht davor ''-e-'', ''-el-'', ''-en-'' oder ''-er-'', kann diese Silbe wegfallen, ''l''’s, ''n'''s und ''r''’s werden aber nicht entsorgt, sondern an eine passende Stelle nach vorne verschoben. Es wird abgelautet.<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| der Knecht<br />
| →<br />
| die Knachtsch<br />
| <strike>die Knechtschaft</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| die Ärzte<br />
| →<br />
| die Irztsch<br />
| <strike>die Ärzteschaft</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| die Anhänger<br />
| →<br />
| die Anharngsch<br />
| <strike>die Anhängerschaft</strike><br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| ?<br />
| →<br />
| das Patsch<br />
| <strike>das Petschaft</strike><br />
| ''[[Image:Zwinkern.gif]]''<br />
|-<br />
| der Stiefel<br />
| →<br />
| der Stulfsch<br />
| <strike>der Stiefelschaft</strike><br />
| ''[[Image:Zwinkern.gif]]''<br />
|-<br />
| das Wissen<br />
| →<br />
| die Wanßsch<br />
| <strike>die Wissenschaft</strike><br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
<br />
<br />
== Sonstige Verkürze ==<br />
<br />
Bei manchen zu beseitigenden Substantivur-Endungen lässt sich nicht allgemeingültig und eindeutig sagen, was für eine Wortart da eigentlich substantivoren wird. Trotzdem können wir allgemeingültige Verfahren angeben, wie man solche Wörter stärkt.<br />
<br />
==== Fort mit der Endung ''-ie''<nowiki>!</nowiki> ====<br />
<br />
===== ''-ie''-Strich und Ablaut =====<br />
<br />
Man verzichtet auf die Endung -ie und lautet dafür ab. Bleiben dadurch untragbare Konsonantenfolgen am Wortende stehen, wird verschoben, bis es passt (siehe ''Indarst'').<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| <strike>die Akribie</strike><br />
| das Akrub<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| <strike>die Entelechie</strike><br />
| das Entelach<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| <strike>die Industrie</strike><br />
| das Indarst<br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
===== ''-ie''-Strich, Ablaut und Vokalverkurz =====<br />
<br />
Zusätzlichen Pep kann man gelegentlich hineinbringen, indem man den frischgebackenen Endkonsonanten orthografisch verdoppelt und so phonetisch den davor stehenden Vokal verkürzt:<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| <strike>die Anatomie</strike><br />
| das Anatumm<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| <strike>die Autonomie</strike><br />
| das Autonumm<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| <strike>die Kakofonie</strike><br />
| das Kakofunn<br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
==== Fort mit den Endungen ''-anz'' und ''-enz''<nowiki>!</nowiki> ====<br />
<br />
===== ''-anz''/''-enz''-Strich und Ablaut =====<br />
<br />
Hat man sich schon gedacht: Man verzichtet einfach auf -anz bzw. -enz und lautet davor ab. Bei Bedarf werden ein paar Konsonanten verschoben (siehe ''Pferdawsch'').<br />
<br />
{| cellpadding="10"<br />
| <strike>die Demenz</strike><br />
| der Dam<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| <strike>die Diskrepanz</strike><br />
| der Diskrap<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| <strike>die Distanz</strike><br />
| der Dest<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| <strike>der Pferdeschwanz</strike><br />
| der Pferdawsch<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| <strike>die Präsenz</strike><br />
| der Pras<br />
| valign="top" |<br />
|-<br />
| <strike>die Tendenz</strike><br />
| der Tand<br />
| valign="top" |<br />
|}<br />
<br />
== Quellen ==<br />
<br />
* [http://www.soviseau.de/verben/forum/index.php?board=3;action=display;threadid=57 Stärkung der Nomen] (Forumsfaden)<br />
* [http://www.soviseau.de/verben/forum/index.php?board=3;action=display;threadid=205 NOMEN: Systematischer Teil] (Forumsfaden)<br />
* [http://www.soviseau.de/verben/forum/index.php?board=5;action=display;threadid=430 -ieren Substantiv ieren] (Forumsfaden)<br />
* [http://www.soviseau.de/verben/forum/index.php?board=5;action=display;threadid=635 Verbzeuge] (Forumsfaden)<br />
<br />
[[Kategorie:Nomina]]</div>Chechtal